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#Ein Münchner Paradoxon: Wie kann eine Stadt ohne Mülleimer so sauber sein?

Ein Münchner Paradoxon: Wie kann eine Stadt ohne Mülleimer so sauber sein?

Die Dinge müssen nicht immer stringent oder logisch sein, um zu passieren. Konträre Wahrnehmungen können trotzdem eine gemeinsame Wahrheit beschreiben. Der FC Bayern ist ein Fußballklub, der über die Jahre eine stattliche Anzahl an sehr unbeliebten Personen hervorgebracht hat – außer Schweinsteiger, Schweinsteiger ist Fußballgott – und trotzdem ist er der größte, weil mitgliedsstärkste Fußballverein der Welt. Der WDR existiert in derselben Zeitrechnung wie wir (Corona, 2021, nicht mal ein Jahr nach Hanau) und es gelingt ihm trotzdem eine Talkrunde mit den vielleicht weißesten Menschen zu besetzen, die niemand jemals sehen wollte. Es ergibt also nicht alles Sinn. Viel weniger wichtig, aber ähnlich unverständlich ist, wie München so sauber sein kann – obwohl es keine Mülleimer zu geben scheint.
Hier sieht man stattdessen an jeder Straßenecke rote Zeitungskästen für die „Meinungsbildung“. Vielleicht sollte ich meinen Abfall in Zukunft einfach hier entsorgen, er würde sich dem unschönen Inhalt bestimmt gut anpassen. In dem wiederum sehr schönen Film „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ gibt es eine Szene, in der die beiden Hauptdarsteller von Paris in die Türkei reisen. In diesem kurzen Roadtrip-Zusammenschnitt fragt der Junge seinen Stiefvater sinngemäß, warum hier kein Müll auf der Straße liege. Die Antwort: „Wir sind hier in der Schweiz, hier sind die Menschen reich.“ Demnach gebe es eine Korrelation zwischen Reichtum und der Fülle des Mülls auf den Straßen.
Spannender Ansatz, der sich eventuell auch auf München anwenden ließe, wäre da nicht der Nachtrag, dass es in reichen Gegenden einfach mehr Mülleimer gebe. Mitnichten. Wer in München schon mal einen ganzen Spaziergang lang seinen Wegwerfbecher (Ja, ich bin ein schlechter Mensch.) mit sich rumgetragen hat, der weiß wovon ich rede. Da waren bestimmt ein, zwei Entsorgungsmöglichkeiten – zwischen Schwabing und Giesing!

Steile These: Die Münchner*innen schmeißen einfach nichts auf den Boden, was nicht Kaugummi, Kippe oder Bierflasche an der Isar ist.

Letztens habe ich das Thema einem Freund skizziert, und während unserer ganzen Unterhaltung, vom Julius Brandtner bis zum Josephsplatz immerhin, ist uns kein einziger Blecheimer begegnet. Scheue Wesen, diese grauen Eminenzen. Vielleicht sind sie ja gschamig, dass sie mit ihren Noppen wie sehr unförmiges Freudenspielzeug aussehen. Aber das führt zu weit, es soll ja hier nicht um die Ästhetik der Eimer, sondern der Straßen gehen.

Dass Münchens Prachtalleen so sauber sind, liegt in erster Linie schlicht daran, dass sich die Stadt nicht lumpen lässt. Circa 40 Millionen Euro gibt sie jährlich aus und unterhält eine Straßenreinigung mit rund 400 Beschäftigten und über 250 Putzfahrzeugen. Das ist jetzt erstmal sehr abstrakt, aber dass sich so viele Angestellte nur um unseren täglichen Straßenabfall kümmern ist schon riesig – und eine enorme Leistung der zuständigen Menschen! Enorm ist auch der Wert „dreimal am Tag“. Dreimal am Tag wurden die 200 Abfallbehälter in der Fußgängerzone – vor Corona – entleert. Wenn man drüber nachdenkt, schon extrem.
Aber so interessant dieser Anfang zu einer bestimmt ganz tollen Textaufgabe auch ist: Selbst wenn München seine U-Bahnhöfe im Gegensatz zu Berlin täglich säubern sollte, so erklärt das trotzdem nicht die Frage, warum diese gefühlt auch während dieser 1-Tages-Zeitspanne nicht verdrecken. Steile These: Die Münchner*innen schmeißen einfach nichts auf den Boden, was nicht Kaugummi, Kippe oder Bierflasche an der Isar ist. Ob das am vorauseilenden CSU-Polizeistaats-Gehorsam liegt, an christlichen Werten oder Edelmut wird nicht ganz klar.

Vielleicht liegt es aber auch an jahrelangem Training. Ich setze kurz meinen genoppten Aluhut auf: Vielleicht haben die Mülleimer ja nicht immer gefehlt, sondern wurden seit Jahren systematisch reduziert, um unseren Umgang mit der zerknüllten Breznpackungs-Kugel in der Manteltasche zu einem verhinderten Reflex verkümmern zu lassen? Fast schon Pawlowsche Züge hat das doch. Oder wie sonst erklärt ihr euch die 2000 Mülleimer innerhalb des Mittleren Rings im Verhältnis zu den 5000 grauen Kameraden in den städtischen Grünanlagen? Ich würde ja gerne andere Fragen aufwerfen, aber ich finde einfach seit drei Absätzen keinen Abfalleimer für den Alumüll auf meinem Kopf.

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