#Ein schlechter Sketch jagt den Nächsten: Mit Smeilingen scheitert die ARD auf ganzer Linie
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Gute Sketch-Comedys kann man in Deutschland an einer Hand abzählen: In der jüngeren Vergangenheit gab es die Bullyparade. Wer noch weiter zurückgehen will, hat Loriot. Mit Smeilingen versucht der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk nun, dieses Genre wieder aufleben zu lassen. Daran scheitern sie nicht nur katastrophal, sie nehmen dabei ihre Zuschauerschaft nicht ernst.
Wo ist der Witz? Smeilingen gelingen nicht mal die einfachsten Pointen
Smeilingen ist eine mithilfe des SWR produzierte Sketch-Comedy von der ARD. Im gleichnamigen Dorf Smeilingen treffen exzentrische Bewohner:innen aufeinander, deren Cast sich sehen lassen kann: Uwe Ochsenknecht verkörpert den opportunistischen Bürgermeister, Mirja Boes hat als Bestatterin Probleme, ihren Job ernst zu nehmen und Heino Ferch bildet mit Hannes Jaenicke ein übereifriges Polizisten-Duo, das seinen Job wiederum zu ernst nimmt.
Im ersten Sketch der Show halten die beiden Polizisten ein Rentnerpaar im Auto an und behandeln die beiden wie Schwerkriminelle: Sie müssen aussteigen und mit vorgehaltener Waffe und dem Rücken zur Polizei erklären, was sie in Smeilingen vorhaben. Die Antwort, dass sie nur Urlaub machen wollen, löst bei den Polizisten Gelächter aus.
Wo ist hier der Witz? Soll es lustig sein, dass zwei Polizisten auf dem Dorf übereifrig ihrer Arbeit nachgehen? Soll der Umstand, dass ein altes Ehepaar von der Polizei so behandelt wird, mich zum Schmunzeln anregen? Solche Fragen stellte ich mir öfter, denn wie dieser erste Sketch abläuft, verhält es sich auch in der ganzen Serie – oder zumindest in den Folgen, die ich gesehen habe, denn nach drei von sechs Episoden musste ich die Show abbrechen.
Smeilingen übernimmt veraltete Klischees aus den 2000er Jahren
Die Serie hangelt sich von einem schlechten Sketch zum nächsten und vergisst dabei, ihre Charaktere und das Setting konsequent zu Ende zu denken. Das Influencer-Paar Isi und Leif (Tony Bauer und Negah Amiri), welches von einer Großstadt in das Dorf gezogen ist, birgt keinen möglichen Stadt-Land-Konflikt, sondern soll nur aufzeigen, wie lebensunfähig Influencer:innen auf dem Land wären, wenn sie beispielsweise einen Krähruf mit ihrem Handywecker verwechseln.
Auch der von ARD so betitelte „queere Supermarktverkäufer“ (Nico Stank), der „sämtliche Stereotype an sich abprallen lässt“, fällt leider in genau diese Klischees. Er redet mit hoher Stimme, kaut in jeder Szene Kaugummi und beschwert sich über Mode-Entscheidungen seiner Kunden. Das erinnert mich unweigerlich an überholte Figuren wie den schwulen Türken (Thomas M. Held) aus Sechserpack. Aber das verzeihe ich einer Sketch-Comedy aus den 2000er Jahren im Zweifelsfall eher als Smeilingen, die sich auch 2024 noch auf solchen Klischees ausruht.
Statt Smeilingen sollte man mal wieder gute Filme schauen
Der einzige Lichtblick in Smeilingen sind die Szenen mit dem Postboten Ole (Tim Alberti). Das liegt jedoch nicht an den gut geschriebenen Sketchen, sondern an dem entliehenen Soundtrack von Whiplash, der die Slapstick-Passagen mit dem Postboten untermalt. Die Tracks aus dem oscarprämierten Film haben in mir die Lust geweckt, diese schlechte Komödie einfach abzuschalten und mich dafür wieder vom Schauspiel von J.K. Simmons begeistern zu lassen.
Generell habe ich mich nach dreimal 30 Minuten gefragt, was ich wohl besser mit der Zeit hätte anfangen können. In 90 Minuten hätte ich einen Disney-Klassiker wie Der König der Löwen schauen können. Auch mit Filmen wie Crank oder Zombieland hätte ich weitaus mehr Spaß gehabt. Smeilingen wiederum ist nicht nur seine Zeit nicht wert, sondern hat einen weiteren Teil dazu beigetragen, dass ich (Sketch)-Comedy aus Deutschland weiterhin nicht „ernst“ nehmen kann.
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