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#Ein Torwart, über den fast ganz Europa staunt

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Ein Torwart, über den fast ganz Europa staunt

Große Leistungen schützen selbst vor wenig schmeichelhaften Avancen nicht. „Gulacsi, komm zurück nach Liverpool und sei unsere Nummer zwei“, schrieb eine Benutzerin des Kurznachrichtendienstes Twitter verzückt. Was als Kompliment gemeint war, dürfte beim Betroffenen höchstens ein mildes Schmunzeln ausgelöst haben. Die Aussicht, als Torwart irgendwohin als zweiter Mann zurückzukehren, ist alles andere als verlockend, auch nicht, wenn es sich um den FC Liverpool handelt.

Tatsächlich hat Peter Gulacsi seine internationale Karriere einst beim englischen Großklub begonnen, und nicht nur in Liverpool staunten sie zuletzt, was aus ihrer einstigen Nummer drei geworden ist. Auch im Rest Europas wurde mit Verwunderung zur Kenntnis genommen, welch ausgezeichneten Torhüter die Ungarn da in ihren Reihen haben. Dass der Nationalmannschaft beim 1:1 gegen Weltmeister Frankreich eine der größten Überraschungen im bisherigen Turnierverlauf gelingen konnte, hängt zu einem großen Teil mit Gulacsi zusammen.

Dessen spektakuläre Rettungstaten ließen die Franzosen verzweifeln. Einmal riss er blitzschnell die Fäuste hoch bei einem Schuss von Kylian Mbappé, der mit gefühlt 200 Kilometern pro Stunde auf sein Tor zuflog. Nur beim Versuch von Antoine Griezmann war er Mitte der zweiten Halbzeit machtlos. Gulacsi setzte damit nur fort, was er gegen Portugal (0:3) angedeutet hatte. Auch in diesem Spiel war er lange Zeit nicht zu bezwingen, egal, was die Portugiesen auch versuchten.

In Leipzig rufen sie ihn „Pete“

Ganz Europa staunte? Nein. In Leipzig haben sie nur genickt. Egal, wie sehr der Rest der Welt sich auch die Augen gerieben haben mag, bei RB sind sie solche Heldentaten von Gulacsi gewohnt. Dort ist er seit 2015 angestellt und zählt längst zu den besten Torhütern der Bundesliga. In der abgelaufenen Saison spielte er 15 Mal zu null – häufiger als jeder andere. Das weckte Begehrlichkeiten, mehrere Klubs aus dem Ausland waren an ihm interessiert, genau wie Borussia Dortmund, so hieß es.

Doch Gulacsi, den alle in Leipzig nur „Pete“ rufen, verlängerte seinen Vertrag bis Mitte 2025. Die EM als Eigenwerbung brauchte er nicht. Bei Ablauf des neuen Arbeitspapiers wird er 35 Jahre alt sein, ein Karriereende in Leipzig ist recht wahrscheinlich. Gulacsi, gerade 31 geworden, fühlt sich wohl in Leipzig, Klub und Stadt sagen ihm zu. Auch weil er dort den Respekt erfährt, für den er als junger Torhüter so hart arbeiten musste. Zu Zeiten in Liverpool wurde er oft verliehen. Zweite Liga, Dritte Liga, Gulacsi wurde herumgereicht wie eine Rolle Tapeverband, ehe er über Salzburg in Leipzig ankam.

Besonders beeindruckend an ihm ist seine Konstanz, schwerwiegende Fehler gibt es von ihm so gut wie nie zu sehen. Ruhig und abgeklärt ist er – auf dem Spielfeld wie im Privaten. Was nicht heißt, dass er mit seiner Meinung zurückhält. Im Gegenteil. Anders als viele seiner Kollegen vertritt er seine Ansichten vehement, auch mit dem Risiko, selbst zur Zielscheibe von Kritik zu werden.

Gulacsi setzte sich engagiert für die Rechte von Regenbogenfamilien ein – in konservativen Kreisen in seinem Heimatland kam das nicht gut an. „Jeder Mensch hat das Recht auf Gleichberechtigung. So hat auch jedes Kind das Recht, in einer glücklichen Familie aufzuwachsen – ganz egal, aus wie vielen Menschen sie besteht, welche Hautfarbe man hat, wen man liebt oder an was man glaubt“, verbreitete Gulacsi über seine sozialen Medien und kritisierte damit offen die homophobe Politik der ungarischen Regierung.

Das war mutig in einem Land, in dem Sport und Politik oft eine beträchtliche Nähe zueinander pflegen. Gulacsi wusste, dass er zum Schuldigen werden könnte, sollte es bei der EM für Ungarn schlecht laufen. Diese Gefahr ist nun gebannt, nach seinen Paraden gegen Frankreich sind Gulacsi Lob und Anerkennung seiner Landsleute gewiss.

Wohl auch derer, die seinem politischen Engagement wenig abgewinnen können. Mit einem Sieg im abschließenden Gruppenspiel gegen Deutschland kann Ungarn sich an diesem Mittwoch (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM, im ZDF und bei MagentaTV) möglicherweise sogar noch fürs Achtelfinale qualifizieren. Allein dass diese Möglichkeit besteht, ist wieder etwas, worüber ganz Europa staunt.

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