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#Ein Verbrechen, dessen Ausmaß sich kaum ermessen lässt

„Ein Verbrechen, dessen Ausmaß sich kaum ermessen lässt“

Die Appelle und Schilderungen der Opfer haben gefruchtet. „Du verdienst es, für alle Zeit in einen Käfig gesperrt zu werden“, hatte Virginia Roberts Giuffre vor der Verkündung des Strafmaßes gegen ihre frühere Peinigerin Ghislaine Maxwell verlangt. Die ehemalige Modestudentin Elizabeth Stein erinnerte sich vor dem Bundesgericht in New York später an Vergewaltigungen, Morddrohungen und eine ungewollte Schwangerschaft. „Ich wusste nicht mal, von wem das Baby war. Ich habe es abgetrieben“, las Stein aus ihrem sogenannten Victim Impact Statement vor. Annie Farmer, die Maxwell und ihren Komplizen, den verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, 1996 im Alter von 16 Jahren getroffen hatte, erinnerte an das durch beide verursachte Trauma. „Ich hoffe, Sie berücksichtigen das Leid, das viele Frauen nach Maxwells Missbrauch bis heute durchmachen“, bat sie die Vorsitzende Richterin Alison Nathan. Das frühere Model Sarah Ransome verglich die Reisen an der Seite von Maxwell und Epstein derweil mit einer Sexhölle. „Ich wurde darin zu einem Sexspielzeug mit Herzschlag“, sagte die Südafrikanerin. Kurz nach den verstörenden Statements verurteilte Richterin Nathan Amerikas bekannteste Sexualstraftäterin zu 20 Jahren Haft. Die beträchtliche Strafe gegen Maxwell, sagte die Juristin bei der lange erwarteten Strafmaßverkündung am Dienstag, sei auch ein Signal. Wer minderjährige Opfer sexuell missbrauche oder mit ihnen Menschenhandel betreibe, werde zur Verantwortung gezogen.

Verteidiger sahen Maxwell auch als Opfer

Bis zur sprichwörtlichen letzten Minute war in der Causa Maxwell alles möglich gewesen. Vor der Strafmaßverkündung gegen die Komplizin des New Yorker Pädophilen Epstein, die für ihn jahrelang Mädchen und junge Frauen für sexuelle Übergriffe rekrutierte, hatte die Staatsanwaltschaft 30 bis 55 Jahre Haft verlangt. „Das Ausmaß ihrer Verbrechen kann man nur schwer überbewerten. Sie verlangen nach Gerechtigkeit“, begründeten die Ankläger die vergleichsweise hohe Forderung. Maxwells Verteidiger hatten derweil auf ein mildes Urteil gedrängt. Ihre Mandantin sei als Kind durch ihren Vater, den britischen Medienmogul Robert Maxwell, traumatisiert worden. Nach seinem Tod 1991 habe das frühere It-Girl der Londoner Society nach einem neuen starken Mann gesucht und ihn in Epstein gefunden. Vier bis fünf Jahre Haft, trug die Verteidigung vor, seien angemessen. Epstein war im Juli 2019 verhaftet worden. Vier Wochen später fand das Gefängnispersonal den Sechsundsechzigjährigen erhängt in einer Zelle des Metropolitan Correctional Center in Manhattan. Maxwell war damals untergetaucht. Im Juli 2020 verhafteten Beamte der amerikanischen Bundespolizei (FBI) Epsteins Vertraute schließlich auf ihrem Anwesen in New Hampshire.

Ein prominenter Freundeskreis

Während des Strafprozesses, der Ende Dezember nach vier Wochen in einem Schuldspruch bei fünf der sechs Anklagepunkte zu „Anwerbung und Transport Minderjähriger für illegalen Geschlechtsverkehr“ mündete, hatten vier Opfer gegen Maxwell ausgesagt. Die Sechzigjährige habe sich bewusst mit den damals Minderjährigen angefreundet, um sie Epstein für sexuelle Übergriffe, genannt „Massage“, zu überlassen. Zuvor habe Maxwell sie durch gegenseitiges Ausziehen, Sexspielzeuge und Unterhaltungen über intime Begegnungen auf den Missbrauch vorbereitet. Neben Epstein und Maxwell sollen auch Prominente an den Übergriffen in den Jahren 1994 bis 2004 in Manhattan, New Mexico, Florida, Paris und auf der Karibikinsel Little Saint James beteiligt gewesen sein. Die Richterin Nathan hatte die Entourage des früheren Paares, zu der auch Prinz Andrew, Bill Gates sowie die ehemaligen Präsidenten Bill Clinton und Donald Trump gehörten, aber schon vor Prozessbeginn ausgeklammert. Nach den verstörenden Schilderungen der Opfer forderten die Juristen Lisa Bloom und Brad Edwards die amerikanische Bundespolizei (FBI) am Dienstag abermals auf, gegen Maxwells Studienfreund Prinz Andrew und weitere mögliche Mittäter zu ermitteln.

Auch für Farmer, Ransome und Stein scheint der Fall mit Maxwells Verurteilung nicht erledigt – trotz oder gerade wegen der Bitte um Entschuldigung, mit der sie die Opfer am Dienstag überraschte. „Euer Schmerz tut mir leid. Ich weiß, dass die Verbindung zu Jeffrey Epstein mich nie loslässt“, sagte Maxwell, die in Fußfesseln im Gerichtssaal saß. Auch sie sei von Epstein getäuscht worden. Farmer tat die Bitte um Verzeihung als Versuch ab, sich reinzuwaschen und zum Opfer zu stilisieren. „Sie hat keine Verantwortung für ihre Verbrechen übernommen“, warf die Zweiundvierzigjährige Maxwell später vor. Bobbi Sternheim, die Verteidigerin von Epsteins Komplizin, kündigte derweil einen Berufungsantrag an. Schon die öffentliche Aufmerksamkeit vor dem Strafprozess, meinte die Juristin auf den Stufen des Gerichtsgebäudes, habe kaum Raum für einen fairen Umgang mit ihrer Mandantin gelassen. „Wir alle wissen, dass die Person, die heute verurteilt werden sollte, sich aus der Verantwortung gestohlen hat“, spielte Sternheim auf Epsteins Suizid an.

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