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#Ein weiterer Skandal vor dem Olympia-Start

Ein weiterer Skandal vor dem Olympia-Start

Am Tag vor der Eröffnungsfeier haben die Organisatoren der Olympischen Spiele in Tokio den vorerst letzten Skandal. Die Präsidentin des Organisationskomitees, Seiko Hashimoto, teilte am Donnerstag mit, dass Kentaro Kobayashi, der Direktor der Eröffnungsveranstaltung, entlassen worden sei. Zuvor war ein Video aufgetaucht, in dem der heute 48 Jahre alte Kobayashi 1998 zusammen mit einem anderen Komiker einen Witz über die Ermordung der Juden im Dritten Reich gemacht hatte.

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Patrick Welter

Korrespondent für Wirtschaft und Politik in Japan mit Sitz in Tokio.

In dem Sketch sagte Kobayashi nach Medienberichten, man habe noch so viele aus Papier ausgeschnittene menschliche Figuren aus der Zeit, als sie darüber gesprochen hätten, „Holocaust zu spielen“. Das Komikerduo versuchte so, eine damals beliebte Kinderserie im japanischen Fernsehen auf die Schippe zu nehmen. Das Video wurde kurz nach dem Rücktritt Kobayashis im Internet gelöscht.

Hashimoto verlas in einer Pressekonferenz eine Erklärung Kobayashis, in der dieser um Entschuldigung bat für die „extrem rücksichtslose“ Äußerung. Er verstehe im Nachhinein, dass das falsch gewesen sei. In den japanischen sozialen Medien gab es indes auch Stimmen, die die Aufregung für übertrieben hielten, weil der Sketch falsch interpretiert worden sei.

Die Enthüllung führte umgehend zu Protesten unter anderem des Simon-Wiesenthal-Centers in Los Angeles. „Niemand, und sei es noch so kreativ, hat das Recht, sich über die Opfer des Genozids der Nazis lustig zu machen“, erklärte Rabbi Abraham Cooper vom Wiesenthal-Center.

Vor Journalisten in Tokio taten sich Hashimoto und der Organisationschef der Spiele, Toshiro Muto, schwer, den Vorfall zu erklären. Man habe bei der Überprüfung Kobayashis dieses Video wohl nicht gesehen, hieß es. Hashimoto übernahm dafür die Verantwortung. Muto kündigte an, dass das Programm der Eröffnungsfeier jetzt noch einmal überprüft werden solle.

Behinderte Mitschüler misshandelt

Für die Organisatoren ist es nicht der erste Vorfall dieser Art, in der unangemessene Bemerkungen oder unangemessenes Verhalten zum Rücktritt oder Rauswurf führt. Erst Anfang der Woche war eine Komponist von Musik für die Eröffnungsfeier, Keigo Oyamada, zurückgetreten. Der 52 Jahre alte Musiker hatte  dafür um Entschuldigung gebeten, dass er in seiner Schulzeit behinderte Mitschüler misshandelt hatte.

Zuvor war ein Bericht aus den neunziger Jahren aufgetaucht, in dem Oyamada ohne Reue von seinem damaligen Verhalten erzählt hatte. Die Präsidentin des Organisationskomitees, Hashimoto, gestand am Donnerstag ein, dass man sich zu spät von dem Komponisten getrennt habe. Die Organisatorin hatten die Sache nach der ersten Bitte um Entschuldigung von Oyamada, der auch unter dem Künstlernamen Cornelius bekannt ist, zunächst auf sich beruhen lassen wollen.

Schon im März hatten die Spiele den damaligen Kreativdirektor für die Eröffnung- und Schlussfeier, Hiroshi Sasaki, verloren. Sasaki trat zurück, nachdem eine unfreundliche Bemerkung von ihm über die beliebte Entertainerin und das Modeidol Naomi Watanabe bekannt geworden war. Der Werbefachmann hatte im vergangenen Frühjahr in einer „Brainstorming“-Runde zur Ideensammlung online vorgeschlagen, dass die füllige Watanabe als „olympisches Schwein“ auftreten könne.

Im Englischen ist „Olympig“ eine Wortspielerei mit dem Wort Olympic. Damals hatte Hashimoto nach eigenem Bekunden zunächst dem Gedanken gespielt, eine Entschuldigung zu akzeptieren, nahm dann aber doch den Rücktritt an. Sasaki hatte erst im Dezember die kreative Leitung der Feierlichkeiten übernommen, nachdem die Veranstalter einfachere Spiele wünschten und sein Vorgänger die Stelle aufgegeben hatte.

Mori beim Softball in Fukushima

Noch vor Sasaki war im Februar der damalige Präsident des Organisationskomitees, der ehemalige Ministerpräsident Yoshiro Mori, nach einer Frauen herabwürdigen Bemerkung zurückgetreten. Im Kern hatte der 83 Jahre alte Mori beklagt, dass Frauen in Gremiensitzungen zu viel sprächen.

Die Verbindung des einflussreichen Politikers mit den Umsetzungen der Spiele ist dennoch nicht abgebrochen. Am Mittwoch wurde er beim Auftaktspiel des Softballturniers in Azuma in der Präfektur Fukushima gesehen. Hashimoto begründete das damit, dass Mori dafür gesorgt habe, dass manche Softballspiele in Fukushima stattfänden, das vor zehn Jahren von der Tsunamikatastrophe und dem Gau im Kernkrafterk Fukushima Daiichi besonders getroffen worden. Mori habe mit dem Besuch im Stadion als Beobachter seine Zuneigung zu der Region unterstreichen wollen, erklärte Hashimoto.

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