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#Eine gewisse Regionalisierung

Eine gewisse Regionalisierung

Die Berlinale hat es geschafft: Sie ist wieder ein Sommerfestival. Seit gestern laufen die Filme des Wettbewerbs und der Nebenreihen in sechzehn weiträumig über die Stadt verteilten Freiluftkinos. Die Museumsinsel ist ein Schauplatz des Festivals, aber auch das Kulturforum, das Haus der Kulturen der Welt, das Flugfeld in Tempelhof, das Schloss Charlottenburg, der Volkspark Friedrichshain und sogar entlegene Orte wie die Parkbühne im östlichen Stadtteil Biesdorf und das Studentendorf an der Bundesstraße nach Potsdam. Die Hauptstadt wird regelrecht mit Kino überzogen.

Die Kehrseite dieses „Summer Specials“, wie die Berlinale-Direktoren den bis zum 20. Juni dauernden Open-Air-Filmreigen nennen, ist eine gewisse Regionalisierung. Die Berlinale wird zum Berliner Filmfest. Bei der offiziellen Eröffnung am Mittwochabend im Kolonnadenhof zwischen dem Neuen Museum und der Alten Nationalgalerie waren Ulrich Matthes, der Präsident der Deutschen Filmakademie, und seine Vorgängerin Iris Berben die prominentesten Gäste. Dazu kamen die Ministerinnen für Landwirtschaft und Bildung, die stellvertretende Bundestagspräsidenten Claudia Roth, der Regierende Bürgermeister Michael Müller (der, weil selbst ergriffen, eine ergreifende Rede hielt) und natürlich Kulturstaatsministerin Monika Grütters, deren Behörde das Festival zu großen Teilen finanziert. Jodie Foster, die Hauptdarstellerin des Eröffnungsfilm „Der Mauretanier“, war nicht gekommen, stattdessen hatte sie eine Videobotschaft geschickt. Berlin, sagte sie auf der Leinwand, gehöre zu ihren Lieblingsstädten auf der Welt. Als Hollywood-Profi wusste sie, was sich gehört.

Die Berlinale muss bei ihrem Wintertermin bleiben

Die Berlinale hat sich nicht freiwillig in den Juni vertagt. Die Corona-Pandemie und der von ihr ausgelöste Lockdown haben die Verlegung erzwungen. Um seine Marktstellung nicht zu gefährden, musste sich das Festival zweiteilen und sein Programm Anfang März digital für Branchenvertreter, Kritiker und die sechsköpfige Jury zeigen, die auch bereits die Goldenen und Silbernen Bären verlieh. Dennoch stellt der Sommertermin eine Versuchung dar. Von ihrer Gründung vor siebzig Jahren bis 1977 fanden die Filmfestspiele jedes Jahr von Ende Juni bis Anfang Juli statt. Erst dann verlegte Wolf Donner, der dem ersten Direktor Alfred Bauer nachgefolgt war, das Festival in den Februar. Dort hat die Berlinale ihren festen Platz unter den Marktplätzen des Weltkinos gefunden.

Den Ruf, den sie heute als global orientiertes und politisch waches Publikumsfestival genießt, verdankt sie im Wesentlichen Donners Ägide. Bis vor wenigen Jahren konnte sie zudem von ihrer Position im Vorfeld der Oscar-Verleihung profitieren, deren Nominierte die Berlinale als Laufsteg nutzten. Das hat sich durch die Vorverlegung der Oscars erledigt. Hollywood spielt in Berlin keine Rolle mehr. Um so wichtiger ist die Konkurrenz um die großen Namen des Autorenkinos. Was den Glamour angeht, wird die Berlinale gegenüber Cannes (das in diesem Jahr pandemiebedingt von Mai auf Juli verschoben ist) immer den Kürzeren ziehen. Deshalb muss sie bei ihrem Wintertermin bleiben, um wenigstens einen zeitlichen Vorsprung zu behaupten. Das „Summer Special“ ist eine Ausnahme, keine echte Alternative.

Oft zu den attraktivsten Zeiten

Aber es ist auch ein Geschenk. Die Stimmung beim Eröffnungsabend auf der Museumsinsel war berückend. Wenn es einen Ort in Deutschland gibt, der sich als Festivalkulisse eignet, dann liegt er hier. Vor einem Jahr war die Berlinale das letzte große Kulturereignis in Deutschland, das noch durch das sich schließende Zeitfenster vor dem Beginn des ersten Lockdowns schlüpfte. Jetzt ist sie das erste Filmfestival, das wieder als Präsentveranstaltung stattfindet. Schon dadurch schreibt sie Geschichte.

Zehn Tage lang werden die 126 Beiträge der diesjährigen Auswahl jetzt unter freiem Himmel zu sehen sein. Bei der Betrachtung der Vorführtermine in den sechzehn Festivalkinos fällt auf, dass die deutschen Spielfilme im offiziellen Programm, also Dominik Grafs Kästner-Adaption „Fabian“, Maria Schraders „Ich bin Dein Mensch“ – für den die Hauptdarstellerin Maren Eggert den Schauspielerpreis bekam –, Daniel Brühls Regiedebüt „Nebenan“ und Christian Schwochows „Je suis Karl“, oft zu den attraktivsten Zeiten laufen. Auch das ist eine Folge der Pandemie. Denn diese Filme haben demnächst ihren Bundesstart, Monate später als ursprünglich gedacht. Die Berlinale macht jetzt nicht mehr Werbung für Hollywood. Sie wirbt für deutsches Kino. So könnte es weitergehen.

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