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#Eine Hommage mit Fragezeichen

Eine Hommage mit Fragezeichen

Im alten Karstadt-Gebäude an der Mainzer Ludwigsstraße macht ein rotgoldener Elefant als raumfüllende Skulptur im dritten Obergeschoss auf eine außergewöhnliche Ausstellung aufmerksam. „The Mystery of Banksy: A Genius Mind“ lautet der Titel der seit Anfang Oktober zu sehenden Schau im kurz „Lulu“ genannten Erlebniskaufhaus, die als Hommage an den inzwischen zwar sehr berühmten, dennoch immer noch unbekannten Sprayer, Grafiker und Maler namens Banksy verstanden werden will. Sie soll den Besuchern laut Ankündigung bis Mitte Januar „einen umfassenden Überblick und Einblick in das Gesamtwerk des Genies und Ausnahmekünstlers“ geben.

Die Ausstellung mit ihren rund 150 zu diesem Zweck reproduzierten respektive zusammengetragenen Werken – darunter Graffiti, Fotografien, Skulpturen, Videoinstallationen sowie Drucke auf Leinwand, Stoff, Aluminium und Plexiglas – war zuvor schon in München und Berlin zu bestaunen. Momentan wird sie parallel zudem in Linz und Dresden gezeigt. Da es sich dabei um eine „unauthorized Exhibition“ handelt, müssen die Verantwortlichen ohne das Einverständnis des britischen Street-Art-Künstlers auskommen. Das hat nachvollziehbare Gründe und passt zum Konzept.

Der Elefant im Raum: Blick in die Ausstellung


Der Elefant im Raum: Blick in die Ausstellung
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Bild: Michael Braunschädel

Denn zum einen entspreche dieses Vorgehen dem vom geheimnisvollen Anonymus selbst ausgegebenen Motto „Copyright is for losers“, wie die Organisatoren der Ausstellung, die Passauer Produktionsfirma Cofo Entertainment und die Livemacher GmbH aus Besigheim, als Begründung und zur Ehrenrettung anführen. Ohnehin wisse ja offiziell niemand, wer der „König der Straßenkünstler“ tatsächlich sei und wer sich hinter dem Namen Banksy verberge: ein gut 45 Jahre alter Mann vermutlich, den frühere Mitstreiter aus seinem Geburtsort Bristol als Robin Banks gekannt haben wollen. Vielleicht ist es aber auch eine Frau oder gar ein Künstlerkollektiv, das die nicht erlaubte Nachtarbeit mit ein paar Sprühdosen und Schablonen zur Perfektion getrieben hat.

Auch eine Nachbildung des geschredderten Werks „Girl with Balloon“ ist zu sehen.


Auch eine Nachbildung des geschredderten Werks „Girl with Balloon“ ist zu sehen.
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Bild: Michael Braunschädel

Spätestens seit der sensationellen Versteigerung im Auktionshaus Sotheby’s, als sich 2018 das gerade erst veräußerte Werk „Girl with Balloon“ per Knopfdruck und mithilfe eines im Rahmen eingebauten Schredders selbst zu zerstören begann, ist Banksy ein Begriff – und sein Geld wert. Was die jüngste Verkaufsaktion des mittlerweile zur Hälfte zerschnittenen und umbenannten Werks „Love is in the Bin“ gerade erst eindrucksvoll bewiesen hat: Der Hammer fiel in diesem Fall vor wenigen Tagen für einen Rekordpreis von mehr als 18,5 Millionen Pfund.

Nachbildung des Werk


Nachbildung des Werk „underground installation“
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Bild: Michael Braunschädel

Dass Banksys Kritik am Kunstmarkt und vor allem an der Kommerzialisierung der Kunst nicht so recht zur Mainzer Sonderschau mit angeschlossenem Verkaufsshop passen will, dürfte einer der Gründe dafür sein, dass sich manch ein Kunstfreund den Weg ins alte Karstadt-Kaufhaus womöglich sparen wird. Immerhin ist eine Spendenbox aufgestellt worden, in der Geld für die von dem gesellschaftskritischen Künstler unterstützte Seenotrettung gesammelt wird. Jene, die bisher gekommen sind, haben sich laut einer Befragung des Veranstalters zu fast 100 Prozent begeistert geäußert: Ihre Erwartungen seien erfüllt, wenn nicht gar übertroffen worden, heißt es. Denn wo sonst ist es möglich, an einem einzigen Schauplatz zusammengefasst die tatsächlich auf unterschiedliche Standorte verteilten Werke des Street-Art-Spezialisten zu bewundern?

Nachbildung des Werks


Nachbildung des Werks „raffles off refugee boat“
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Bild: Michael Braunschädel

Kaum eines der gängigen Banksy-Motive fehlt bei den Auftragsarbeiten, die von eigens dafür engagierten Straßenkünstlern an den Betonwänden des vor dem Abriss stehenden alten Kaufhauses realisiert wurden: weder das Mädchen mit dem roten Ballon, das Kind mit Rettungsweste und einer Seenotfackel oder die Affen im Parlament, noch der einen Blumenstrauß werfende Straßenkämpfer. Weil manches von dem, was in Mainz gerade gezeigt wird, am Originalschauplatz längst schon wieder beseitigt worden und somit für immer verschwunden ist, hat die von gut gemachten Kopien lebende Ausstellung „zu Ehren der Kunst-Ikone“ durchaus ihre Berechtigung.

Ob das auf mehrere Räume verteilte Gesamtkunstwerk „Banksy“, kuratiert von der in Berlin lebenden jungen Engländerin Virginia Jean, einem erwachsenen Besucher abhängig vom Wochentag allerdings 18 oder 19 Euro Eintritt wert ist, muss jeder selbst entscheiden. Am Ende des Rundgangs, der unter anderem an einer Telefonzelle im Todeskampf und einer Londoner U-Bahn im Lockdown-Modus vorbeiführt, dürfte der Interessierte dank etlicher Videobeiträge jedoch deutlich mehr wissen über den einflussreichen und wohl auch gut verdienenden Straßenkünstler mit den genialen Einfällen. Nur eben nicht, wer Banksy eigentlich ist.

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