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#Worauf es 2024 ankommt: Seid nett zu den Babyboomern

Alles wird teurer – und überall fehlt Personal. Das werden Verbraucher 2024 noch deutlicher zu spüren bekommen. Gut, wenn möglichst viele mit anpacken.

Beginnen wir mit dem Positiven. Tatsächlich haben wir es im vergangenen Sommer gewagt, mit Zug und Rad in den Urlaub an die Ostsee zu fahren. Und was soll man sagen: Es ist alles gut gegangen – auch dank der neuen Möglichkeit, eine Stellplatzreservierung für das Rad über die Bahn-App zu buchen. Es wird also nicht alles schlechter bei der Deutschen Bahn.

Das wird vermutlich nicht unterschreiben, wer auf dem Weg zur Arbeit auf Bus und Bahn angewiesen ist. Wir haben auch oft geflucht, wenn wieder einmal der Bus nicht kam oder wenn die ­U-Bahn ausfiel an Tagen, an denen es zu nass und regnerisch war, um das Fahrrad zu nehmen, das für uns das Fortbewegungsmittel Nummer eins in Frankfurt ist. Und so freuen wir uns über neue Extrafahrspuren, nicht nur am Oeder Weg.

Pendler brauchen starke Nerven

Lustig wird es, wenn im Herbst die Riedbahnstrecke für ein halbes Jahr gesperrt wird. Einen Vorgeschmack bekommen Pendler bereits in diesen Tagen. Wegen Vorbereitungsarbeiten fährt auf der Strecke drei Wochen lang kein Zug. Dann heißt es in den Bus umsteigen. Wir mussten den sogenannten Schienenersatzverkehr bereits auf anderen Strecken durchspielen und können sagen: Das ist kein Spaß. Mitfahrer-Apps wie Blablacar können eine Alternative sein. Pendler zwischen Frankfurt und Mannheim sollten schon einmal darüber nachdenken, sich für den Herbst zusammenzutun. Apps helfen dabei.

Bus statt Bahn: Im Herbst wird die Riedbahnstrecke für ein halbes Jahr gesperrt.


Bus statt Bahn: Im Herbst wird die Riedbahnstrecke für ein halbes Jahr gesperrt.
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Bild: Lando Hass

Apropos Digitalisierung. Nach langen Überlegungen und schweren Herzens haben wir unserem geliebten Hausarzt, der sich Zeit für seine Patienten nimmt und garantiert nicht für mehr Geld auf die Straße gehen würde, den Rücken gekehrt. Termine gibt es nur am Telefon, und das ist immer besetzt. Aus Verzweiflung sind wir daher schon manchmal persönlich vorbeigegangen, um einen Termin auszumachen. Jetzt sind wir in einer Gemeinschaftspraxis mit morgendlicher Akutsprechstunde ohne Termine, alle anderen kann man online buchen, auch Videosprechstunden mit dem Arzt. Wenn jetzt das E-Rezept kommt, werden die Abläufe noch besser.

Zeit für Thermoskanne und Butterbrot

Überall wird die Personaldecke dünner. Geschäfte schließen deswegen früher oder machen an manchen Tagen gar nicht mehr auf. Auch Cafés und Restaurants fahren ihre Öffnungszeiten und den Service zurück. Dann heißt es sonntags schon einmal: Im Moment nehmen wir nichts mehr an. Teuer geworden ist Ausgehen ohnehin. Zwölf Euro haben wir im Sommer – und auch nur, weil der Abend so schön war – für ein Glas Lugana im Frankfurter Nordend bezahlt. Nun kommt noch die Mehrwertsteuer-Erhöhung in der Gastronomie. Rund um den Jahreswechsel musste man es so oft lesen, dass man vor lauter Panik schon gar nicht mehr ausgehen möchte. Doch gemach. Jeder sollte mal ausrechnen, wie viel er regelmäßig unterwegs für einen schnellen Kaffee auf die Hand oder ein schlecht belegtes Brötchen am Bahnhof ausgibt. Wir schlagen vor: Thermoskanne füllen, Butterbrot selbst schmieren und mit dem eingesparten Geld ab und an gut essen gehen.

Teurer Kaffee, wenig Personal: Immer mehr Cafés und Geschäfte schließen früher oder machen erst gar nicht mehr auf.


Teurer Kaffee, wenig Personal: Immer mehr Cafés und Geschäfte schließen früher oder machen erst gar nicht mehr auf.
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Bild: dpa

Der Personalmangel ist im Übrigen kein deutsches Phänomen. Die Strandbude auf Kreta, die bisher mittags frischen Fisch servierte, tischt nur noch Vorgekochtes auf, berichten Freunde. In unserem kleinen Familienhotel auf Elba ist die Küche seit dieser Saison geschlossen. Der Vater, der hier am Herd stand, schafft es nicht mehr, die Kinder haben auf den Stress keine Lust. Muss man verstehen. Das Nachsehen haben die Gäste. Wir haben in der Nachsaison noch nie so schlecht gegessen wie in diesem Urlaub. Und das in Italien!

Das sind natürlich Luxusprobleme. Viel entscheidender war, dass die Kosten für Strom und Heizung nicht aus dem Ruder gelaufen sind – der Energiepreisbremse, die für einen Großteil des Verbrauchs den Preis deckelte, sei Dank. Mit Glück hat man schon mal geübt, mit ein paar Grad weniger auszukommen. Denn für Haushaltskunden ändert sich bei den Kosten für Strom und Gas einiges. Der Staat muss sparen, und deswegen gibt es keine Unterstützung mehr. Außerdem steigen die Netzentgelte deutlich, beim Gas wird die CO2-Abgabe erhöht. Verbraucher sollten schauen, ob sich durch einen Wechsel zu einem anderen Anbieter Geld sparen lässt. Das geht sehr einfach über Preisvergleichsportale.

Auf Sparflamme: Die Energiepreise bleiben auch 2024 hoch. Das trifft vor allem Geringverdiener.


Auf Sparflamme: Die Energiepreise bleiben auch 2024 hoch. Das trifft vor allem Geringverdiener.
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Bild: dpa

Treffen werden die Energiekosten vor allem Geringverdiener. Für viele andere bedeutet es, sich vielleicht einen Urlaub weniger leisten zu können. Das wäre keine Katastrophe. Zudem gibt so viel Schönes im eigenen Land zu erleben und entdecken: die neue Therme in Bad Nauheim zum Beispiel. Oder die Konzerte beim Rheingau-Musikfestival. Oder Museen wie das Jüdische Museum in Frankfurt, das wir seit der Erweiterung erst im vergangenen Jahr erstmals besucht haben. Unbedingt zu empfehlen.

Immerhin ist die Inflation zuletzt zurückgegangen. Und dank der Zinserhöhungen der EZB gab es auch wieder gute Zinsen auf Tages- und Festgeld. Wir hatten zum Glück noch ein schlummerndes Sparkonto bei einer Direktbank, die bei der Zinserhöhung auch an ihre Bestandskunden denkt und nicht nur ans Neukundengeschäft. Abgesehen davon haben sich unsere ETFs einmal wieder deutlich besser entwickelt, und wir ärgern uns, dass wir nicht schon viel früher damit angefangen haben. Dann wären wir jetzt vielleicht schon Millionär, müssten nicht mehr arbeiten und könnten nur noch um die Welt fliegen.

Das könnte den Kritikern der Babyboomer-Generation so passen. Das Bashing in diesem Jahr ist uns ziemlich auf die Nerven gegangen. Gehören wir doch zu den Jahrgängen, in denen es immer zu viele gab: in der Schule, an der Uni, später auf dem Arbeitsmarkt. Das heißt: Man musste sich immer besonders anstrengen, um irgendwo reinzukommen und dort auch bleiben zu dürfen. Doch nicht mehr lange, dann könnten auch wir in Rente gehen, wie so viele andere. Dann, liebe Generationen-Lästerer, ist Schluss mit Work-Life­-Balance. Also seid nett zu den Babyboomern, damit sie noch ein bisschen länger durchhalten.

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