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#Einer der besten Tarantino-Filme ist auch sein vielleicht wichtigster ‒ weil das schockierend großartige Ende alles veränderte

Es gibt in Quentin Tarantinos Werk ein vor und ein nach Inglourious Basterds. Deshalb ist die Historien-Satire so prägend für die Filme des Kult-Regisseurs.

Quentin Tarantino machte sich mit Filmen wie Pulp Fiction, Reservoir Dogs und Kill Bill unsterblich und etablierte darin seine unverkennbare Handschrift. Für sein Spätwerk war ein Streifen jedoch besonders prägend, der gleichzeitig als einer der besten seiner gesamten Karriere gilt: Inglourious Basterds.

In der Historien-Satire sprang Tarantino so weit in der Geschichte zurück wie noch nie zuvor und verpasste dieser noch dazu einen neuen ‒ und wohl eindeutig auch ‒ besseren Verlauf. Damit etablierte der Kult-Regisseur vor rund 15 Jahren ein Muster, das ihn auch in seinen nachfolgenden Filmen nicht ein einziges Mal losließ. Doch schauen wir uns diese ikonische Geschichtsneuschreibung noch einmal genauer an.

In Inglourious Basterds schrieb Quentin Tarantino erstmals die Geschichte um

Während sich Quentin Tarantino in seinen früheren Werken in der Gegenwart der 1990er und frühen 2000er Jahre pudelwohl gefühlt hat und uns selbstreferentielle, geniale wie tragische Geschichten von Gangstern bescherte, setzte sich der Kult-Regisseur in seinem sechsten Film Inglourious Basterds erstmals mit einem historischen Stoff auseinander: dem Nationalsozialismus.

So reist er in der Historien-Satire in das durch die Nazis besetzte Frankreich des Jahres 1941, wo sich ein Racheplan gegen das Dritte Reich entspinnt. So soll ein Kino in Paris in die Luft gesprengt werden, in dem sich bei einer deutschen Filmpremiere Hitler, Goebbels und Co. aufhalten.

Als Inglourious Basterds 2009 in die weltweiten Kinos einzog, hat das Publikum das Ende des Films wohl wahrlich nicht kommen sehen. Denn nicht nur endeten viele vorherige Tarantino-Filme für ihre Held:innen in einer Tragödie, sondern schlugen auch alle tatsächlichen Attentate gegen Hitler in der Geschichte fehl. Umso schockierender und großartiger erreichte die Zuschauer:innen auf der großen Leinwand die Offenbarung, die die Rache verschiedener jüdischstämmiger Menschen an dem Diktator und den höchsten Tieren seiner Gefolgschaft auf blutige Art und Weise funktionieren sah.

Shosanna (Melanie Laurent) sinnt in Inglourious Basterds auf Rache

Dabei war das Ende von Inglourious Basterds nicht von Anfang an so geplant. Wie Quentin Tarantino in der Talkshow Jimmy Kimmel Live  erklärte, habe er sich beim Schreiben des Drehbuchs zunächst den Kopf zerbrochen, wie er den Film zu einem gebürtigen Ende bringen konnte. Schließlich kam ihm die Idee während einer nächtlichen Schreibsession, die er auf einem Blatt Papier verewigte: „Bring ihn einfach verdammt noch mal um“. Am nächsten Tag entschied er sich dafür, die Idee tatsächlich umzusetzen ‒ und legte damit den Grundstein für sein weiteres Gesamtwerk.

Als sechster Film in Tarantinos Oeuvre, das bekanntlich am Ende insgesamt aus zehn Filmen bestehen soll, passte dieser Richtungswechsel genau in der Mitte für den Regisseur wie die zufällige Faust aufs Auge, die er in Django Unchained, The Hateful 8 und Once Upon a Time … in Hollywood folgen ließ.

Django Unchained, The Hateful 8 und Once Upon a Time … in Hollywood folgten dem Vorbild von Inglourious Basterds

In Django Unchained reist Tarantino in das Jahr 1858 zurück und etabliert dieses als „zwei Jahre vor dem Bürgerkrieg“. Da dieser eigentlich erst im Jahr 1861 startete, verlegt der Kult-Regisseur den Bürgerkrieg somit ein Jahr nach vorne und suggeriert, dass Djangos (Jamie Foxx) Rachefeldzug gegen verschiedene Skalventreiber der Südstaaten Früchte trug und der Kampf gegen die Skaleverei womöglich durch sein Handeln früher starten konnte. Gleichzeitig gibt er einer unterdrückten Minderheit ähnlich wie in Inglourious Basterds eine fiktionalisierte Version der Rache gegen ihre Unterdrücker

und schreibt die Geschichte damit einmal mehr ins Positive um.

Dieser Film hat mich verändert: INGLOURIOUS BASTERDS | Quentin Tarantino Rewatch

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Auch in The Hateful 8 finden sich kleine, aber signifikante historische Fehler, die Tarantino für seinen Film umschrieb. So sollen Major Marquis Warren (Samuel L. Jackson) und General Sandford Smithers (Bruce Dern) zuvor auf unterschiedlichen Seiten in der Schlacht von Baton Rouge gekämpft haben, was durch die tatsächliche Geschichtsschreibung aufgrund von Warrens Hautfarbe als wenig naheliegend erscheint. So sollen schwarze Soldaten erst ab 1863 im Bürgerkrieg gekämpft haben, während die Schlacht von Baton Rouge bereits im Jahr 1862 stattfand. Auch schlägt sich der Film eindeutig auf die Seite von Warren und entspinnt damit einen weiteren Rachefeldzug gegen soziale und politische Ungerechtigkeit.

In Once Upon a Time … in Hollywood verschlägt es Tarantino ins Los Angeles des Jahres 1969 und nimmt sich dem Mord an Sharon Tate (Margot Robbie) durch die Manson Familie an. Anstatt diesen jedoch geschehen zu lassen, schaltet Tarantino den Stuntman Cliff Booth (Brad Pitt) dazwischen, der es mit Charles Manson und seiner Gefolgschaft aufnimmt und damit diesen und weitere schrecklichen Morde verhindert. Damit schrieb Quentin Tarantino bereits zum vierten Mal die Geschichte in seinen Filmen um ‒ ein Muster, das mit Inglourious Basterds 10 Jahre zuvor begann.

  • Mehr: Einer der besten Tarantino-Filme hat mein Leben verändert – und viele Fans haben diese Bereicherung nie erfahren

Es bleibt spannend, welche Geschichte sich Tarantino für seinen zehnten und letzten Film vornimmt. Nachdem er erst kürzlich den geplanten Streifen The Movie Critic absagte, dürfen wir uns wahrscheinlich auf einen anderen historischen Stoff freuen ‒ der uns wohl ein weiteres alternatives Ende der Geschichtsschreibung präsentieren wird.

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