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#Einer unter Millionen

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Einer unter Millionen

Wer Hardy Krüger im Kino sah, vor allem in den nachdenklicheren Rollen; wer ihm später zuhörte, wenn er im Fernsehen von der Welt, wie er sie gesehen hatte, erzählte; wer seine Bücher las oder in den vielen Hörspielen, die er aufnahm, nur auf seine Stimme achtete – der konnte dabei nicht nur sehr viel über Hardy Krüger erfahren. Er lernte im Glücksfall auch etwas über sich selbst, über die eigene geistige und politische Herkunft – jedenfalls dann, wenn er oder sie von jenen Großvätern und Urgroßvätern abstammte, unter denen Hardy Krüger, geboren 1928 in Berlin, im Wedding, aufgewachsen war. Jenen Deutschen, die ihn erst in ein Nazi-Eliteinternat steckten und, als er sechzehn war, noch einzogen in die Waffen-SS. Jenen Deutschen also, denen Hardy Krüger widerstanden hat, was allein schon immer Grund genug war, ihn zu bewundern und zu verehren.

Es muss einer kein guter Mensch sein, damit er ein guter Schauspieler wird, und in der Geschichte dieser Kunst gehören Figuren wie Gustaf Gründgens und Heinrich George zu den interessanteren. Und vielleicht ist man ja nur im Nachhinein klüger, wenn man heute glaubt, in ihrem Spiel, ihren Filmen außer ihrem Können auch den Opportunismus und die moralische Indifferenz zu erkennen. Aber dass deren Gegenteil, ein anständiger Charakter nämlich und eine stabile Moral, im Kino geradezu zum Handwerkszeug eines Schauspielers werden können, glaubt man in jeder Szene, in der Hardy Krüger spielt, deutlich zu erkennen: Man gibt sein Herz nicht an der Garderobe ab, bevor man ein Filmset betritt, und die Bilder sind viel zu groß, die Kamera kommt viel zu nahe, als dass man eine Rolle allein mit Mimikry, Als-ob und gut trainierten Emotionssimulationen bewältigen könnte.

Solche Blondheit, solche Geradlinigkeit

Und genau deshalb war Hardy Krüger im deutschen Nachkriegsfilm eine singuläre und zugleich widersprüchliche Figur. Die meisten dieser Filme waren ja nicht deshalb so flau und fast schon steril, weil Regisseure oder Kameraleute plötzlich ihr Handwerk verlernt hätten. Es lag an den Geschichten, die sie sich nicht zu erzählen trauten. Vor allem lag es aber an den Menschen, die sie bevölkerten. Es waren Männer, immer Männer, denen es nur aus einem Grund an Tiefe und an Stärke mangelte: Weil sie nichts so sehr zu fürchten hatten wie die Frage, wo sie vor zehn, fünfzehn Jahren gewesen waren. Und was sie dort getan und gesehen hatten.

Hardy Krüger 1961, in dem Film „Zwei unter Millionen“





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Zum Tod von Hardy Krüger
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Einer unter Millionen

Hardy Krüger war ein Held, er brauchte vor solchen Fragen keine Angst zu haben. Er war fünfzehn, als er für seinen ersten Film nicht gecastet, sondern geradezu rekrutiert wurde, aus der Ordensburg Sonthofen heraus, wohin die Eltern, überzeugte Nazis, ihren Sohn Eberhard geschickt hatten. Er sah jünger aus, und er schien mit seiner Blondheit und Geradlinigkeit perfekt hineinzupassen in das Jugenddrama „Junge Adler“, einen Film, dessen Zweck es war, Propaganda zu machen für die Hitlerjugend und den gnadenlosen nationalsozialistischen Drill.

Das Drehbuch hatte Herbert Reinecker geschrieben, inszeniert wurde der Film von Alfred Weidenmann – das waren zwei Männer, die das Gegenteil von Hardy Krüger verkörperten. Sie machten nach dem Krieg einfach weiter, als hätten sie nichts gewusst, nichts gesehen, nichts gehört: von „Alibi“ (dem Drama, in dem Krüger eine mitreißende Rolle spielte) bis zur endlosen Serie „Derrick“.

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