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#EMA-Chefin Cooke ist wegen den Corona-Impfstoffen unter Druck

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EMA-Chefin Cooke ist wegen den Corona-Impfstoffen unter Druck

Als Emer Cooke im November 2020 ihr Amt antrat, war sie zwar eine erfahrene Spitzenbeamtin in der internationalen Gesundheitsverwaltung. Der Öffentlichkeit war sie aber genauso unbekannt wie die Behörde, die sie übernahm. Schon im Dezember hat sich das geändert. Cooke geriet ins Scheinwerferlicht – und gleich an den Pranger. Vor allem in Deutschland wurde darüber geschimpft, dass sich die EU – im Unterschied etwa zu Großbritannien – mit der Genehmigung der neuen Covid-Impfstoffe zu viel Zeit lasse, und das liege offenbar auch an trägen Bürokraten in der EU-Arzneimittelagentur EMA – jener Behörde, die die 59 Jahre Irin nun leitet.

Werner Mussler

Die EMA führte bisher ein ruhiges Dasein. Sie war nur 2017 kurz in den Schlagzeilen, als nach dem Brexit-Referendum zu klären war, wohin sie von London aus ziehen sollte. In Frage kamen Amsterdam und Bonn. Die Bundesregierung konnte sich damals nicht entscheiden, ob die Bewerbung der früheren Bundeshauptstadt wichtiger war oder jene Frankfurts für die ebenfalls umziehende Bankenaufsicht EBA. Am Ende bekam Deutschland nichts – und die EMA zog nach Amsterdam. Sie überwacht und beurteilt eine Vielzahl von Arzneimitteln auf Sicherheit und Wirksamkeit. Große Aufmerksamkeit ist ihr aber erst jetzt gewiss. Denn von ihrem Urteil hängt ab, ob die EU-Kommission einen neuen Corona-Impfstoff genehmigen kann.

Die Kritik an ihrer angeblichen Langsamkeit trifft im Prinzip nicht die EMA selbst, sondern – wenn überhaupt – die EU-Staaten. Denn die waren sich einig, dass die Zulassung in der EU nach einem normalen Verfahren erfolgen solle. Dagegen wählten die Briten ein Notfallverfahren, in dem mögliche Nebenwirkungen viel weniger berücksichtigt wurden. Cooke jedenfalls reagierte stoisch und mit der immer gleichen Formel auf die Kritik: „Geschwindigkeit ist essentiell, aber Sicherheit ist unsere höchste Priorität.“ Zudem verwies sie darauf, dass die Prüfung immer noch viel schneller ablief als gewöhnlich – und stellte sich vor ihre Mitarbeiter, die seit dem ersten Zulassungsantrag, jenem von Biontech Anfang Dezember, rund um die Uhr im Schichtbetrieb arbeiteten.

Ein wenig reagierte Cooke auf die Kritik aber dann doch. Der Biontech-Impfstoff sollte nach den ursprünglichen EMA-Plänen am 29. Dezember abschließend begutachtet werden. Der Termin wurde dann aber kurzfristig auf den 21. Dezember vorgezogen – was Cooke genauso wie EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen zu frohen Worten über ein schönes Weihnachtsgeschenk verhalf.

An diesem Freitag ist Cooke zurück im Scheinwerferlicht. Nachdem die EMA Anfang Januar ohne größere Aufregung die Zulassung des zweiten Impfstoffs (von Moderna) auf den Weg gebracht hat, ist die jetzt bevorstehende Freigabe des Vakzins von Astra-Zeneca politisch viel aufgeladener. Denn zum einen streitet die EU-Kommission mit dem schwedisch-britischen Unternehmen um Vertragsinhalte und Liefermengen. Und zum anderen schwirrten in dieser Woche Gerüchte durch die Welt, das Astra-Zeneca-Vakzin sei für Senioren nicht wirksam genug und werde deshalb womöglich nur für Menschen bis zu 65 Jahren erlaubt.

Kritik ist unvermeidbar

Damit ist der Druck auf Cooke mindestens so hoch wie im Biontech-Fall. Egal wie die EMA entscheidet, ihre Chefin wird die Entscheidung präzise begründen und sich so oder so auf kritische Fragen einstellen müssen. Wenn die Gerüchte falsch sind – wofür vieles spricht – und die EMA keine Altersbeschränkung beschließt, werden Zweifel bleiben. Wenn doch eine Beschränkung käme, würde sofort Kritik laut, die Behörde verweigere alten Menschen den Impfstoff. Es ist nicht zu vermeiden: Was eine rein wissenschaftliche Beurteilung sein sollte, wird zur hochpolitischen Schicksalsentscheidung.

Die studierte Pharmazeutin Cooke geht damit nüchtern um. In einer Anhörung des Europaparlaments am Dienstag antwortete sie auf neugierige Fragen der Abgeordneten in hermetischer Freundlichkeit praktisch gar nicht. Es widerspräche ihrem eigenen Selbstverständnis wie jenem ihrer Behörde, inhaltlich vorab auch nur eine Andeutung zu machen. Sie könne der Entscheidung nicht vorgreifen, sagte sie. Ja, eine begrenzte Zulassung nur für bestimmte Altersgruppen sei grundsätzlich möglich. Es gingen noch laufend neue Daten der Impfstudie ein, die zur besseren Beurteilung des Vakzins beitrügen. Diese strenge, bewusst unpolitische Wissenschaftlichkeit ist der EMA-Chefin wichtig, um die Unabhängigkeit ihrer Behörde von der Politik unter Beweis zu stellen. Sie nimmt in Kauf, dadurch gelegentlich ein wenig weltfremd zu wirken. Dass sie es nicht ist, hat sie freilich auch schon unter Beweis gestellt. Mehrfach wies sie darauf hin, dass Zweifel an der Seriosität einer EMA-Prüfung nur Impfgegner auf den Plan riefen.

Cooke kennt Wissenschaft, Pharmaindustrie und die Gesundheitsverwaltung gleichermaßen von innen. Und sie ist nicht nur Pharmazeutin. Am Trinity College in Dublin erwarb sie neben ihrem Pharmazie-Abschluss auch einen in Betriebswirtschaftslehre. In der Gesundheitsregulierung arbeitet sie nun mehr als dreißig Jahre. Bis 2002 leitete sie die Abteilung Pharmazie in der EU-Kommission, danach ging sie zum ersten Mal zur EMA, die damals noch in London residierte.

In ihrer ersten EMA-Zeit, die bis 2016 dauerte, sammelte sie in unterschiedlichen Funktionen Erfahrungen im Kampf gegen Pandemien, etwa die Schweinegrippe 2009 und die Ebola-Epidemie 2014. Damals war die Irin unter anderem zuständig für die internationale Zusammenarbeit mit anderen Medizinbehörden. Bis 2020 verantwortete Cooke die regulatorischen Aufgaben der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf. An der Spitze der EMA ist sie die erste Frau. Durchsetzungsfähigkeit wird ihr ebenso bescheinigt wie große Empathie und ein „großes Herz“ für die Volksgesundheit. Dass diese für sie immer an erster Stelle steht, machte sie kürzlich mit einer feinen Unterscheidung im niederländischen Fernsehen deutlich. „Wir dienen“, sagte sie, „der Öffentlichkeit und nicht den Medien.“

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