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#Emma Aicher, die rasende Pippi

„Emma Aicher, die rasende Pippi“

Manchmal hat Emma Aicher ganz lustige Einfälle. Vor ein paar Tagen schrieb sie unter ein Foto von sich bei einem Slalomrennen „Pippi probiert Skifahren aus“. Ob sie nun gerne in die Rolle von Pippi Langstrumpf, der Romanfigur von Astrid Lindgren, schlüpfen würde, oder der Vergleich eher daher rührt, dass Emma Aicher, die für den Deutschen Skiverband startet, ebenfalls aus Schweden kommt, hat sie nicht verraten. Zu den Abenteuern der vorlauten Göre mit den roten Zöpfen gehörte es zwar nicht, sich in einen Rennanzug zu zwängen und sich steile Pisten hinunterzustürzen, aber vermutlich hätte sie auch da keine schlechte Figur gemacht.

Von Emma Aicher ist bekannt, dass sie gut und schnell die Berge runterfahren kann, auch wenn sie das zum Auftakt der alpinen Weltmeisterschaften in Courchevel/Meribel am Montag noch nicht so ganz gezeigt hat. Als Achte der Kombination blieb sie hinter den Erwartungen zurück, hinter jenen, die sie mit ihren bisherigen Resultaten genährt hatte. Immerhin gehört die 19-Jährige zu den wenigen Athletinnen, die sich in allen Disziplinen fast gleich wohl fühlen, in Abfahrt, Super-G und Slalom bereits Weltcup-Punkte geholt haben in dieser Saison.

Shiffrin scheitert

Das Ergebnis der ersten WM-Entscheidung zeigt, warum über die Zukunft der Kombination seit Jahren diskutiert wird. Nicht immer landen jene Athletinnen ganz vorne, die sowohl Super-G als auch Slalom auf halbwegs gleichem Niveau bestreiten können. Titelverteidigerin Mikaela Shiffrin aus den Vereinigten Staaten, die in dieser Saison bereits in drei Disziplinen Rennen gewann, schied als große Favoritin am drittletzten Tor aus.

Siegerin Federica Brignone aus Italien und die Schweizerin Wendy Holdener, die Silber gewann, landeten nicht ganz unerwartet auf dem Podest – im Gegensatz zu Ricarda Haaser. Die Österreicherin hatte im Weltcup überhaupt erst zwei Slaloms bestritten und das vor sechs Jahren. Im Super-G war sie bisher über ein paar Ergebnisse unter den besten Zehn noch nie hinausgekommen.

Emma Aicher hätte sich in Meribel ein Beispiel an dieser Pippi Langstrumpf, die wagemutig alle Herausforderungen bewältigt hatte, nehmen sollen. Sie sei „zu vorsichtig“ im Steilhang gefahren, gab Aicher nach dem ersten Teil der Kombination, dem Super-G, zu. Ansonsten sei es „eine solide Fahrt“ gewesen. Im Slalom startete sie dann als 17. – und war damit chancenlos, noch im Kampf um die Medaillen einzugreifen. Trotzdem habe es Spaß gemacht, sagte sie im ZDF.

Wie eins Ingemar Stenmark

Sie ist keine Frau der großen Worte, erst recht nicht der vielen Worte – und auch darin unterscheidet sich Emma Aicher von der vorlauten Pippi Langstrumpf. Fast alle Sätze beginnen bei ihr mit „Ja“, das wie „Joa“ klingt, so wie sie in Schweden eben das Wort aussprechen. Nur: Manchmal kommt danach nicht mehr viel. Ihre Interviews erinnern deshalb an jene von Ingemar Stenmark, der Schwede war in seiner aktiven Zeit „der große Schweiger“ genannt worden. Auch Emma Aicher hatte 15 Jahre in Schweden gelebt. Nach einer Zwischenstation in der Schweiz zog es die Familie nach Deutschland, die Heimat des Vaters, wegen der besseren Vereinbarkeit von Schule und Leistungssport. Damit verbunden war 2020 der Verbandswechsel.

Die Einsilbigkeit mag Emma Aicher helfen: Wer wenig von sich preisgibt, ist auch nicht so leicht zu vereinnahmen. Schließlich gilt sie als eines der größten Ski-Talente, und diese Tatsache hat Cheftrainer Andreas Puelacher schon vor der Saison zu der Bitte veranlasst, nicht zu große Erwartungen zu formulieren.

Kurz nach ihrem Wechsel von Schweden nach Deutschland war Emma Aicher für die WM in Cortina d’Ampezzo nominiert worden, mit erst 17, und holte dort mit dem Team Bronze. Im vergangenen Winter folgte die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Peking, von wo sie mit Team-Silber heimkehrte. Ihr Potential hat das Interesse eines im Weltcup sehr aktiven Energiedrink-Herstellers aus Österreich geweckt. Seit dieser Saison fährt Emma Aicher mit einem roten Bullen auf dem Helm – und befindet sich damit in einem erlauchten Athletenkreis, zu dem unter anderem Sofia Goggia und Marco Odermatt gehören.

Ein wenig rechnete sie selbst damit, dass es weiter steil bergauf geht. „Ich habe schon was von mir erwartet“, sagt sie. Aber der Weg nach oben, das musste sie feststellen, ist doch beschwerlicher als gedacht. Emma Aicher ist noch immer in der Lehre. Bei der Junioren-WM in St. Anton startete sie in allen Disziplinen als Medaillenfavoritin und ging leer aus.

Manchmal, erzählte Puelacher, provoziere er seine Auszubildende. Nach dem durchwachsenen Auftakt im Dezember habe er gesagt, „der Kinderskilauf ist jetzt vorbei, du musst aufwachen“. Selbstverständlich im Spaß, fügt er hinzu. Aber wer den Österreicher kennt, der weiß, dass er das gar nicht so spaßig meinte. Es kann gut sein, dass er Emma Aicher nach dem Kombinationswettbewerb wieder ein bisschen provozieren muss.

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