Nachrichten

#„Energie wird bald noch teurer“

„Energie wird bald noch teurer“

Herr Hatzius, Sie sind neuerdings Mitglied im Management Committee, dem Führungsgremium von Goldman Sachs. Wie denkt man in einer globalen Investmentbank aktuell über die Inflation?

Unser Blick auf die Inflation ist auf jeden Fall negativer geworden – sowohl hinsichtlich der Höhe als auch der Dauer der Inflation. Wir rechnen zwar damit, dass sich die Preise im Laufe des Jahres etwas stabilisieren. Aber sowohl in den Vereinigten Staaten als auch beispielsweise in Großbritannien wird die Inflation im Jahresverlauf sicherlich oberhalb der Ziele der Notenbanken bleiben.

Sie sind jetzt einer von zwei Deutschen im Goldman-Führungsgremium. Erleben Sie da, dass die Amerikaner eine grundsätzlich andere Einstellung zur Inflation haben als die Deutschen?

Nein, das würde ich nicht an den Pässen der jeweiligen Akteure festmachen. Es gibt auch bei Goldman Sachs und an der Wall Street generell Optimisten und Pessimisten; sowohl Ökonomen, die die aktuell hohen Inflationsraten für vorübergehend halten, als auch andere, die sie als dauerhafter einschätzen. Das ist eine Frage der ökonomischen Einschätzung, nicht der Nationalität.

Wird denn 2022 ein Jahr der Inflation?

Ich glaube, es wird eher ein Jahr der Geldpolitik. Wir sind ja schon mit einer relativ hohen Inflationsrate in das Jahr hineingegangen. Jetzt werden eher die Reaktionen der Notenbanken auf die Inflation die Entwicklung der Wirtschaft und der Märkte prägen.

Wann hebt denn Amerika die Zinsen an – und was heißt das für die übrige Welt?

Die erste Zinserhöhung der Federal Reserve wird Mitte März kommen, das ist nach den jüngsten Äußerungen von Fed-Chef Jay Powell so gut wie sicher – voraussichtlich um 25 Basispunkte. Wir rechnen dann noch mit vier weiteren Zinserhöhungen in diesem Jahr. Aber das hängt natürlich von der weiteren Entwicklung von Wirtschaft und Inflation ab. In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern werden die Notenbanken die Zinswende mit nachvollziehen müssen, auch wenn einige Länder in Lateinamerika und Osteuropa bereits mehrere Zinsschritte gegangen sind.

Kann die EZB in Europa sich dem auf Dauer entziehen?

In der Eurozone gibt es jedenfalls keinen Mechanismus, dass die EZB der Fed folgen muss. In den Vereinigten Staaten ist die Erholung aus der Coronakrise schon viel weiter fortgeschritten, was etwa das Wirtschaftswachstum, die Arbeitslosigkeit, die Inflation und auch die Löhne betrifft. Die Eurozone kommt zuletzt auf ein Lohnwachstum von gut 2 Prozent, die Vereinigten Staaten je nach Indikator auf 4 bis 6 Prozent. Nach meiner Einschätzung hat sich die Inflation in Europa noch nicht so festgesetzt. Auch die EZB wird mittelfristig die Zinsen anheben – aber sie wird sich mehr Zeit lassen.

Wie verändern sich im Zuge dieser Zinswende die Kapitalmarktzinsen?

Die langfristigen Zinsen in Europa und Amerika hängen enger zusammen als die kurzfristigen. Deshalb werden sie gemeinsam steigen, während die kurzfristigen Zinsen, die stärker von den Notenbanken beeinflusst werden, mehr regionale Besonderheiten abbilden. Wir rechnen damit, dass die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe der Vereinigten Staaten bis zum Jahresende auf etwa 2 Prozent steigt. Die deutsche Bundesanleihe wird aus dem negativen Bereich herauskommen und zum Jahresende um 0,3 Prozent rentieren.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!