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#Englands Geheimdienst liest Science-Fiction

„Englands Geheimdienst liest Science-Fiction“

Die Geräte, die im Zweiten Weltkrieg für den Einsatz der britischen Sondereinheit für Sabotageaktionen hinter der Front ersonnen wurden, wirken heute so, als hätten sie die Erfindungen inspiriert, mit denen der Tüftler Q den Agenten 007 zur Überlistung seiner Feinde ausstattet: Bleistifte mit Stoßklinge oder Sprengzünder, in Streichholzschachteln versteckte Fotoapparate, Knöpfe mit eingebautem Kompass sowie als Pfeifen getarnte Drahtscheren.

Gina Thomas

Feuilletonkorrespondentin mit Sitz in London.

Jetzt sollen umgekehrt die Visionen von Schriftstellern die Forscher einer Art Nachfolgeorganisation dieser Sondereinheit dazu anregen, Verteidigungsmechanismen gegen die aktuellen Herausforderungen zu ent­wickeln. Zu diesem Zweck hat das Defence Science and Technology Laboratory, eine dem britischen Verteidigungsministerium unterstellte Einrichtung für innovative Wissenschaft und Technik im Sicherheitsbereich, zwei amerikanische Science-Fiction-Autoren beauftragt, Kurzgeschichten mit möglichen Szenarien potentieller Bedrohungen durch neue Technologien zu verfassen. Dabei sollen noch zu verfeinernde oder entwickelnde Mittel von Quantencomputern bis hin zu terroristischen Drohnenschwärmen, neuromorphen Prozessoren oder erweiterter Realität ebenso ins Spiel kommen wie cyberpsychologische Desinformation und biomedizinische Verfahren zur Steigerung menschlicher Fä­higkeiten.

Seltsam, dass im literarischen Talentpool des Verbündeten gefischt wird, wo es den Briten ja trotz amerikanischer Dominanz auf diesem Gebiet nicht an eigenen Kapazitäten fehlt. Ausschlaggebend für die Wahl der Schriftsteller Peter Warren Singer and August Cole aber war deren Erfahrung als Experten für internationale Beziehungen, Sicherheit und Kriegsführung, die sie in ihre literarisch nicht gerade berauschenden Darstellungen fiktionaler Zukunftskonflikte einfließen lassen. Andere Länder, darunter die Vereinigten Staaten, Kanada und Frankreich, haben solche Autoren schon seit Längerem eingespannt, um das Undenkbare für sie zu denken.

Insofern hinkt das britische Verteidigungsministerium mit seiner Science-Fiction-Initiative para­doxerweise hinterher. Präsident Reagans sogenanntes „Star Wars“-Programm für einen Abwehrschirm zum Schutz gegen sowjetische Raketen basierte zum Teil auf einem Bericht, zu dem Science-Fiction-Autoren beigetragen hatten, und nach den Terrorangriffen vom 11. September 2001 lud das Pentagon Drehbuchautoren und Filmemacher aus Hollywood zu einem dreitägigen Treffen ein, um Ideen für künftige Bedrohungen zu sammeln.

Ist dabei auch die Bedrohung bedacht worden, die Friedrich Dürrenmatt 1961 ins Zen­trum seines Stücks „Die Physiker“ gestellt hat? Darin versucht der Erfinder einer Weltformel seine Entdeckung wieder zu vernichten, um zu verhindern, dass sie in falsche Hände gerät und zur Katastrophe führt. Er muss aber einsehen, dass einmal Gedachtes nicht wieder zurückgenommen werden kann.

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