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#Er kann ihn berühmt machen

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Er kann ihn berühmt machen

Absolute Stille, und dann das Knacken einer Tür, Schritte im Schnee, das Klackern eines Holztors. „Der Nebelmann“ heißt dieser Thriller, und selbstverständlich kommt auch der Nebel darin vor, schon in der ersten Einstellung. Doch viel elementarer, erst recht in der Synchronfassung, ist hier der Ton, der das Gefühl der Orientierungslosigkeit stärkt. Die Verfilmung des Bestsellers „Der Nebelmann“ von Donato Carrisi, der auch das Drehbuch verfasste und als Regisseur debütiert, ist im Grunde ein Hörspiel: Ein Telefon klingelt, ein Garagentor wird scheppernd geöffnet, später prasselt Regen, knarzen Stufen, knattern Festplatten und Metall wird schmatzend durch eine blutende Wunde gezogen.

Als Hörspiel würde einem indes die Kamera von Federico Masiero entgehen. Auch sie hebt das Geschehen ins Unwirkliche, indem Masiero etwa den Schauplatz der Handlung, einen abgelegenen Ort mit touristischer Vergangenheit, anhand eines Stadtmodells im halbdunklen Heimatmuseum vorstellt.

Unübersichtliche Lage

Ein Mädchen verschwindet in diesem Ort, die sechzehnjährige Anna Lou, Tochter der religiös verpeilten Familie Kastner. Und sonderbar ist schon der „Sonderermittler“, Agente Vogel (Toni Servillo aus dem Kinofilm „Gomorrha“), der in einer kleinen Rahmenhandlung mit blutbeflecktem Hemd vor einem Psychologen namens Augusto Flores (Jean Reno aus „Léon – der Profi“ und „Die pupurnen Flüsse“) sitzt und befragt wird. Wobei wir zunächst Flores für einen Ermittler halten.

Die Lage wird nicht übersichtlicher, als die Handlung einige Tage zurückspringt und weitere Personen auftreten wie die überdrehte Sensationsjournalistin Stella Honer (Galatea Ranzi), die mit der gesamten Hysteriemaschinerie Italiens im Örtchen einfällt, oder Loris Martini (Alessio Boni), ein Lehrer. Martini lebt noch nicht lange im Abseits der Berge, sieht aber schon mal aus wie Reinhold Messner en italiano und denkt mit seinen Schülern ausgerechnet in der Weihnachtszeit über das Böse in Literatur und Wirklichkeit nach.

Aha! Agent Vogel, der mit seinen Leuten ein leeres altes Schwimmbad bezieht, hält Martini schnell für den Täter, und die Öffentlichkeit bekommt davon Wind. Trotzdem könnten die Indizien täuschen oder sogar gezinkt sein – entweder von Mattia (Jacopo Olmo Antinori), einem autistischen Schüler, der Mädchen mit seiner Videokamera verfolgt, oder von Vogel, der seine Berühmtheit Stellas Medienzirkus verdankt. „Wenn du redest“, sagt Vogel zu Mattia in einer Kellerszene, „mache ich dich berühmt.“ Am Bürofenster des Psychologen Flores prallt eine Krähe gegen das Glas.

Toni Servillo, der einen zu allem fähigen Zyniker spielt, und Alessio Boni, der den Lehrer zurückhaltend nachdenklich mimt und genau deshalb in der Schwebe zwischen potentiellem Entführer und Opfer der Mediengesellschaft halten kann, tragen diesen Film. Er trägt im Original den Titel „La ragazza nella nebbia“, also „Das Mädchen im Nebel“, und unterscheidet sich von deutschen Produktionen in etwa so, wie sich italienische Alltagsmode diesseits und jenseits der Alpen unterscheidet. Also deutlich.

Einen gemischten Eindruck hinterlässt die Filmusik von Vito Lo Re. In gelungenen Momenten, in denen der Spannungsbogen von der Handlung herrührt, umspült sie die Bilder mit kräftigen dunklen Geigen und Bläsern.

Aber häufig drängt sie viel zu bombastisch auf Gänsehaut. Das muss man einmal kritisch bemerken, schon weil der Berufszweig der Filmkomponisten durch den Qualitätssprung sogenannter „virtueller“, also gesampelter und durchaus bezahlbarer Instrumente eine neue Liebe zu orchestralen Soundtracks entdeckt hat. Ob bei den Orchesterstrecken im „Nebelmann“ echte oder digitalisierte Musiker zum Einsatz kamen, ist nicht zu sagen und auch irrelevant. Der Punkt ist, dass orchestrale Musik, die den Eindruck von „großem Kino“ erzielen soll, weder pressen noch schwelgerisch zukleistern darf. Sonst hört man die Geräusche nicht, die für die unverdünnte Thriller-Atmosphäre seit jeher entscheidend sind.

Der Nebelmann läuft um 22.15 Uhr im ZDF.

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