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#Er steigerte Bechtles Wert um 1800 Prozent

Er steigerte Bechtles Wert um 1800 Prozent

Ein bisschen mehr Dividende gibt es dieses Jahr für Bechtle-Aktionäre. Und Gratisaktien. Das Kalkül: Der Aktienkurs sackt dann zwar kurzfristig ab, weil die Zahl der Aktien sich verdreifacht – aber das niedrige Kursniveau zieht dann neue Anleger an, denen die Bechtle-Aktie mit zuletzt 160 Euro je Stück bisher zu teuer erschien.

Susanne Preuß

Wieder einmal völlig geräuschlos macht Bechtle sich so ein Stückchen attraktiver, wie all die Jahre schon. Aus einem kleinen schwäbischen IT-Laden ist ein Unternehmen mit 12.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 5,8 Milliarden Euro Umsatz geworden.

Der Mann hinter dieser Erfolgsgeschichte heißt Thomas Olemotz. Ende 2009, als er sein erstes Jahr als Bechtle-Vorstandschef hinter sich hatte, war Bechtle an der Börse 395 Millionen Euro wert. Zwölf Jahre später – Olemotz führt das Unternehmen immer noch mit dem gleichen Team – waren es knapp 7,5 Milliarden Euro, ein Zuwachs von 1800 Prozent.

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Das Cabrio ist so alt wie er

Wenn Thomas Olemotz wollte, würde er längst durch Talkshows gereicht und auf Kongressen gebucht für Vorträge über sein Erfolgsrezept. Aber er will offenbar nicht. Es ist ihm recht, wenn man kein Aufhebens um seine Person macht.

Dabei wirkt er weder verstockt noch kokett wie manche Promis, die peinlich auf ihre Privatsphäre achten. Man kann über Thomas Olemotz in Erfahrung bringen, dass er gern Kunstausstellungen besucht und die Oper liebt, und auch, dass er ein Mercedes-Cabrio besitzt, das so alt ist wie er selbst, Baujahr 1962.

Der zweifache Vater teilt seine Freude an der Familie und seine Vorfreude auf das zweite Enkelkind. Und er macht auch kein Geheimnis daraus, dass er bei den Ruderschwaben in Heilbronn zwar als leidenschaftlicher Ruderer bekannt ist, aber nicht als außergewöhnlich begabter.

Ohne Show

Zu diesem Privatleben passt die Art, wie Olemotz Bechtle führt, eins zu eins: bodenständig, beharrlich, langfristig orientiert, durchaus auch vielseitig, aber ohne Glamour, ohne Show. Hätte er einen schwäbischen Akzent, dann könnte er prima als Paradebeispiel eines jener Unternehmer durchgehen, die ihre Firmen in der südwestdeutschen Provinz in aller Stille zu Weltmarktführer entwickeln. Wobei Olemotz nicht nur kein Schwabe ist (er kommt aus der Gegend von Gießen, wo er nach einer Banklehre BWL studierte), er ist auch kein Unternehmer, sondern angestellter Manager: von 42 Millionen Bechtle-Aktien gehören ihm nur 1400 Stück.

Olemotz kam 2007 als Finanzvorstand zu Bechtle und wurde dann als Nachfolger der Unternehmensgründer zum Chef berufen. Olemotz’ vorherige Stationen erscheinen wie eine geradlinige Vorbereitung auf diese unternehmerische Aufgabe: Nach der Promotion war er zuerst Vorstandsassistent bei der West LB, dann bei der Deutschen Gesellschaft für Mittelstandsberatung, wo er das Segment für Fusionen und Zukäufe verantwortete; danach leitete er noch die Unternehmensentwicklung für die Delton AG, die Holding der Familie Quandt.

Management auf Sicht, möglicherweise mit Blick auf die eigene Provision, käme bei Bechtle nicht in Frage. Schon seit dem Jahr 1988 wird dort mit langfristigen „Visionen“ gearbeitet. Damals lautete die allererste Vision: Bis zum Jahr 2000 sollen 100 Millionen Euro Umsatz und ein Börsengang realisiert sein. Im Jahr 2008, als Olemotz schon Finanzvorstand war, nahm sich Bechtle für das Jahr 2020 einen Umsatz von 5 Milliarden Euro Umsatz vor und eine Ebit-Marge von 5 Prozent.

Was damals verwegen erschien, hat Bechtle schon 2019 geschafft. Mittlerweile steuert das Unternehmen mit Sitz in Neckarsulm die 10 Milliarden Euro für das Jahr 2030 an und eine Positionierung als „IT-Zukunftspartner“. Gerade in Zeiten großer Veränderungsgeschwindigkeit brauche man eine langfristige Perspektive, lautet die Überzeugung von Thomas Olemotz.

Die Mitarbeiter wissen dadurch, wohin der Weg führen soll, und sie dürfen sich dabei durchaus selbst als Unternehmer fühlen: Durchweg alle Beschäftigten bekommen einen Teil des Gehalts in Abhängigkeit vom Unternehmenserfolg ausgezahlt.

Ohnehin lässt Olemotz die Leine locker. Ein zentrales Regiment wäre wohl schon deswegen schwierig, weil das Wachstum seit jeher auch durch Zukäufe verstärkt wird. Erst vor kurzem hat Bechtle die hundertste Akquisition gemeldet.

Vom Kabel bis zum Spezialrechner

Oft handelt es sich dabei um kleine Systemhäuser, die aus Sicht von Olemotz aber einen entscheidenden Vorteil haben: Sie sind nah an den Kunden. Denen liefert Bechtle alles im IT-Bereich vom Kabel bis zum Spezialrechner, bietet aber auch Einrichtung, Wartung und sogar das Management der IT einschließlich Cloud-Lösungen, und immer wieder dienen die Bechtle-Firmen auch als Sparringspartner für die Kunden.

So kleinteilig das Geschäft ist, so klar ist für Olemotz das große Ganze. Bis in zehn Jahren soll Bechtle ein Global Player sein, lautet sein Plan. Während das Geschäft bisher sehr auf Deutschland und ein paar Nachbarstaaten konzentriert ist, gibt es mittlerweile erste Allianzen in Amerika.

Ansonsten darf man mit Thomas Olemotz an der Bechtle-Spitze mit allem rechnen, auch mit großen Akquisitionen, wenn sie ihm sinnvoll erscheinen. Die finanziellen Möglichkeiten dazu wären da, und auch das Vertrauen des Hauptaktionärs.

Letzte Vertragsverlängerung?

Gerhard Schick, dessen Familie immer noch 35 Prozent der Aktien hält, ist immer noch im engen Austausch mit Thomas Olemotz. Ums Reinreden geht es ihm dabei nicht, dazu ist der Erfolg des familienfremden Unternehmenschefs wohl zu groß. Nicht umsonst wurde der Vertrag mit Olemotz als Vorstandschef vor kurzem bis Ende 2026 verlängert.

Langfristig denkend, wird er die Zeit nutzen, um den Generationswechsel an der Spitze einzuleiten. Indes: Es muss nicht die letzte Vertragsverlängerung für den Bechtle-Chef gewesen sein, denn Olemotz ist dann erst 64 Jahre alt.

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