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#Er will die ganze Welt retten

Er will die ganze Welt retten

Fossile Brennstoffe sind wie Wasser. So sieht es Bill Gates. Er veranschaulicht diese These mit einer Geschichte, die David Foster Wallace 2005 in seiner bekannten Rede am Kenyon College in Ohio erzählte. Sie geht so: Zwei junge Fische treffen auf einen älteren Fisch, der sie fragt: „Moin, Jungs, wie ist das Wasser?“ Die beiden jungen Fische schwimmen weiter, dann schaut der eine den anderen an und sagt: „Was zur Hölle ist denn Wasser?“

Kai Spanke

Die offensichtlichsten Aspekte unserer Realität, so Wallace’ Punkt, sind häufig jene, die man am ehesten übersieht. Darum geht es auch Gates. Fossile Brennstoffe seien „so allgegenwärtig, dass es schwierig sein kann, die vielfältigen Arten zu erkennen, in denen sie – und andere Quellen von Treibhausgasen – unser Leben tangieren“. Zahnbürsten sind aus Plastik, das Getreide fürs Müsli wird von Mähdreschern geerntet, die mit Diesel fahren, viele Kleidungsstücke bestehen aus dem Kunststoff Polyester.

Ein gigantisches Projekt

Gates, der gerne liest und kürzlich in der „New York Times“ von Barack Obamas Schmöker „Ein verheißenes Land“ schwärmte, hat nun selbst ein Buch vorgelegt, mit dem er seinen ehemaligen Präsidenten gerade vom ersten Platz der „Spiegel“-Bestsellerliste fegte. Es heißt „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern“, dreht sich um menschliche Aktivitäten, die CO2 erzeugen, und erörtert Möglichkeiten, die jährlich freigesetzten 51 Milliarden Tonnen an Treibhausgasen bis 2050 auf null zu reduzieren.

Bill Gates: „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern“. Welche Lösungen es gibt und welche Fortschritte nötig sind. Piper Verlag, München 2021. Aus dem Englischen von Karsten Petersen und Hans-Peter Remmler. 320 S., Abb., geb., 22,– €.


Bill Gates: „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern“. Welche Lösungen es gibt und welche Fortschritte nötig sind. Piper Verlag, München 2021. Aus dem Englischen von Karsten Petersen und Hans-Peter Remmler. 320 S., Abb., geb., 22,– €.
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Bild: Piper Verlag

Null meint hier nicht buchstäblich null, sondern fast netto null. Ziel sei es, so wenig Kohlenstoff wie möglich zu produzieren und das dennoch emittierte CO2 mit Verfahren, die noch nicht verfügbar sind, aus der Atmosphäre zu entnehmen. Kein kleines Projekt. Aber das Buch erscheint zur rechten Zeit, denn nie polarisierte Gates so stark wie seit Beginn der Corona-Pandemie. Google hat ermittelt, dass das Interesse an seiner Person im April 2020 mehr als doppelt so hoch war wie am bisherigen Höhepunkt im Juni 2006.

Person des Jahres

Die öffentliche Wahrnehmung von Bill Gates hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren mehrmals gewandelt. 2001 wurde seiner Firma Microsoft vorgeworfen, sie habe ihre Monopolstellung bei Betriebssystemen nicht aufgeben wollen und das Kartellgesetz der Vereinigten Staaten verletzt. Wettbewerb, so der damalige Eindruck, schien für Gates kein Problem darzustellen, solange sich andere abstrampelten. Das beständig expandierende Software-Feld wollte er einstweilen im Alleingang bestellen.

Vier Jahre später wurden Gates, seine Frau Melinda und U2-Sänger Bono vom „Time“-Magazin zu den Personen des Jahres gewählt, und dies nicht, weil deren Durchsetzungsfähigkeit zu wirtschaftlichem Erfolg führte, sondern weil sie sich für die Armutsbekämpfung einsetzten. Seitdem sich Bill Gates 2006 aus dem Tagesgeschäft von Microsoft zurückgezogen hatte, stürzte er sich immer intensiver in die Arbeit seiner 1999 gegründeten Bill & Melinda Gates Foundation. Bis heute hat die Stiftung mehr als fünfzig Milliarden Dollar ausgegeben. Dennoch gehört ihr Vorsitzender neben Jeff Bezos und Elon Musk nach wie vor zu den drei reichsten Menschen der Welt.

Dystopische Science-Fiction

Erst Heuschrecke, dann Altruist. Erst ökonomische, dann karitative Bestrebungen. Dieser Wechsel erschien vielen Skeptikern dubios. Suchte da jemand nach einem Weg, sich Steuervorteile zu verschaffen? Warum investierte die Stiftung in das umstrittene Agrochemieunternehmen Monsanto? Und existieren überhaupt Ethikstandards für ihre Gelder? Die Kritik versiegte nie, aber sie ebbte ab. Bald galt Gates als glaubwürdiger Gutmensch, dessen Wohltaten keinem zweifelhaften Hintersinn entspringen. Seit dem Beginn der Corona-Krise erscheint er sogar fast als Prophet, warnte er 2015 in einem „Ted-Talk“ doch vor der Gefahr einer Pandemie. Man müsse, so sein Mahnruf, ein System entwickeln, um globale Krankheitsausbrüche rechtzeitig erkennen und auf sie reagieren zu können.

Auch das kam manchen Zeitgenossen verdächtig vor. Verschwörungstheoretiker haben Gates im Laufe des vergangenen Jahres als brauchbares Gefäß ihrer Ideen entdeckt, dystopische Science-Fiction inklusive: Über Impfungen wolle der fünfundsechzigjährige Multimilliardär hilflosen Menschen Mikrochips einpflanzen und so ein gigantisches Überwachungsnetz aufbauen.

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