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#Er wusste, was ihm bevorstand

Er wusste, was ihm bevorstand

Viktor Babariko, den ein Gericht der belarussischen Hauptstadt Minsk am Dienstag zu 14 Jahren Haft und zu Geldstrafen von mehr als 15 Millionen Euro verurteilt hat, wusste natürlich, was ihm bevorstand. Alles andere als eine äußerst lange Lagerhaftstrafe wäre aus Sicht des Regimes von Diktator Alexandr Lukaschenko als Zeichen des Einlenkens und der Schwäche aufzufassen.

So musste es eine Strafe nahe an den Ende Juni in Babarikos Fall von der Anklage geforderten 15 Jahren Haft sein. Schließlich ist der 57 Jahre alte Babariko einer der wichtigsten politischen Gegner Lukaschenkos, vielleicht der wichtigste; denn wären die Präsidentenwahlen im August vorigen Jahres frei und fair gewesen, wäre Babariko heute wohl Präsident von Belarus.

Er hätte beste Chancen gehabt, Lukaschenko abzulösen

Der langjährige Leiter der Belgasprombank – der größten Bank von Belarus und Tochter der russischen Gasprombank – hätte im vergangenen Sommer die besten Aussichten gehabt, in den Präsidentenwahlen Lukaschenko abzulösen; Umfragen zeigten, dass rund 60 Prozent der Wähler für ihn stimmen wollten. Doch Lukaschenko machte von Beginn an keine Anstalten, wirkliche Wahlen zu ermöglichen. Ein Wettbewerber nach dem anderen wurde unter wechselnden Vorwänden ausgeschaltet.

Babariko wurde Mitte Juni 2020 mit etlichen Mitstreitern festgenommen, unter ihnen sein Sohn Eduard, der seinen Wahlkampfstab leitete. Stets wurden Vorwürfe erhoben, die formal nichts mit den Wahlen zu tun hatten, im Fall Babarikos ging es um Schmiergeld, das er in den Jahren 2004 bis 2020 erhalten haben soll, um Kredite der Bank zu gewähren, und um Geldwäsche.

In Babarikos zwei Jahrzehnten an der Spitze der Belgasprombank hatte niemand solche Vorwürfe gegen ihn erhoben. Klar war von Beginn an, dass es ein politischer Fall war; im vergangenen Februar gab Lukaschenko sogar in einem seiner Auftritte vor Funktionären, die ihm stets mit gleichsam versteinerten Mienen lauschen, zu, dass er selbst den Befehl gegeben habe, gegen Babariko vorzugehen: „Ich möchte auf solche Konkurrenten spucken“, ereiferte sich der Diktator, zählte auf, wie sich Babariko bereichert habe und sagte: „Soll ich dem etwa ruhig zusehen?“

Im vergangenen Oktober hatte Lukaschenko Babariko und weitere politische Gefangene im Untersuchungsgefängnis seines Geheimdiensts KGB besucht und sich dabei filmen lassen; diese Geste wäre mittlerweile, da der Diktator wieder Tritt gefasst und die Protestbewegung in die Defensive gedrückt hat, kaum noch vorstellbar.

Er gilt vielen als Symbol des Anstands

Babarikos Beliebtheit tat die Verfolgung, die mit Diskreditierungskampagnen in den Staatsmedien einhergeht, keinen Abbruch; er gilt vielen als Symbol des Anstands. Zu Prozessterminen kamen Unterstützer, spendeten ihm Beifall. Das wiederum scheint Babariko Rückhalt zu geben. Ende Juni sagte er in seinem Schlusswort vor Gericht, er schäme sich nicht für sein Leben. Er wisse, dass sich seine Kinder nicht für ihn schämten, dass er keinerlei Verbrechen begangen habe.

Er schäme sich auch nicht vor den Mitarbeitern der Bank und nicht vor Hunderttausenden Belarussen, die im Frühjahr 2020 für seine Kandidatur unterschrieben hatten; er sammelte damals ein Vielfaches der 100.000 Unterschriften, die für eine Kandidatur erforderlich waren, wurde dennoch nicht zugelassen, wegen angeblicher Besitzdeklarierungsverstöße. Seine Unterstützer glaubten, dass man ein Land mit menschlichen Werten bauen könne, sagte Babariko. „Ich war ihnen gegenüber ehrlich.“

Anders als seine Mitangeklagten im Prozess, weigerte sich Babariko, zu gestehen und sich auf einen „Deal“ mit der Anklage einzulassen: „Ich kann keine Verbrechen gestehen, die ich nicht begangenen habe“, sagte er in seinem Schlusswort. Sieben frühere Geschäftspartner Babarikos wurden am Dienstag mit ihm verurteilt, zu bis zu sechseinhalb Jahren Lagerhaft. Babariko jedoch will den politischen Kampf gegen Lukaschenko mit der Gründung einer Partei vorantreiben.

In seinem Schlusswort sagte Babariko, das Leben sei kein Sprint, sondern ein Marathon, „wir wissen nicht, wer siegen wird“. Mitunter müsse man eine Wahl treffen, nicht für sich, sondern für seine Kinder und seine Nächsten. Er wünsche allen, dass sie im Lauf des Lebens von diesen Leuten die Worten hören sollten, „dass sie sich nicht für euch schämen“.

Babariko ist einer von schon mehr als 530 politischen Gefangenen in Belarus; unter ihnen sind auch viele seiner Mitstreiter, die sich dann hinter der Kandidatin Swetlana Tichanowskaja versammelten, der vom Regime zugelassenen Vertreterin ihres ebenfalls verhafteten Mannes, des Bloggers Sergej Tichanowskij, dessen eigener Strafprozess vor kurzem begann. Marija Kolesnikowa und Maxim Snak, Mitglieder von Babarikos Wahlstab, wurden im vergangenen September festgenommen und sitzen seither in Untersuchungshaft, ihnen drohen jeweils bis zu zwölf Jahre Lagerhaft. Babarikos Sohn Eduard drohen bis zu sieben Jahre Haft wegen angeblicher Steuerhinterziehung.

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