#Erlebt Albanien eine historische Premiere?
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„Erlebt Albanien eine historische Premiere?“
Seit dem Sturz der kommunistischen Diktatur in Albanien 1991 hat es in dem Balkanstaat stetige politische Pendelschwünge gegeben: Die Sozialisten (PS), hervorgegangen aus der kommunistischen Partei der Arbeit, und die konservative Demokratische Partei (PD) haben sich in schöner Regelmäßigkeit beim Regieren abgewechselt. Ein drittes Mandat in Folge hat bisher kein Ministerpräsident erreicht: Spätestens nach acht Jahren Herrschaft am Stück war Schluss.
Matthias Rüb
Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.
Nicht selten gingen den Machtwechseln nationale Unruhen oder lokale Aufstände voraus. Gründe waren betrügerische Geldanlagefonds, spektakuläre Korruptionsskandale oder politisch motivierte Gewalttaten. In den Wahllokalen wurde dann der Richtungswechsel vollzogen, den zuvor „die Straße“ vorgegeben hatte.
Umfragen sind notorisch unzuverlässig
Bei der Parlamentswahl am Sonntag will der seit 2013 regierende Ministerpräsident Edi Rama von den Sozialisten den Bann brechen und für eine dritte Amtszeit in Folge gewählt werden. Ob er dieses Kunststück vollbringen kann, ist seriös nicht zu prognostizieren. Meinungsumfragen in Albanien sind unzuverlässig. Je nach politischer Vorliebe kann man aus den widersprüchlichen Angeboten der Demoskopen jenen Vertrauen schenken, die einen Erdrutschsieg der eigenen Seite voraussagen. Oder man kann an ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Amtsinhaber Rama und dessen Herausforderer Lulzim Basha von der PD glauben.
Die Wahlen finden unter Pandemiebedingungen statt. Wie die Wähler die harte Linie der Regierung Rama im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus beurteilen, ist schwer einzuschätzen. Im Dezember 2020 war in Tirana ein junger Mann von der Polizei erschossen worden, weil er versucht hatte, sich einer Personenkontrolle zur Durchsetzung der Ausgangssperre zu entziehen. Es kam zu teils gewaltsamen Protesten, der Innenminister musste zurücktreten.
Sozialisten werben mit Bauprojekten
An den Wahlen vor vier Jahren hatten sich nur knapp 47 Prozent der Wahlberechtigten beteiligt. Dieser magere Wert könnte angesichts der Pandemie noch unterschritten werden. Es kommt für beide Lager darauf an, ihre Anhänger maximal zu mobilisieren. Zu den Wahlen werden die einschlägigen internationalen Organisationen ihre Beobachter entsenden.
Die Sozialisten unter Führung ihres zupackenden Ministerpräsidenten Rama streichen als Erfolge die Großprojekte in der Infrastruktur heraus, zumal in der Hauptstadt Tirana, in deren Umgebung und bei den Überlandverbindungen.
In Tirana hatte Rama, Jahrgang 1964, von 2000 bis 2011 zunächst als international gefeierter Bürgermeister gewirkt, eher er die nationale Bühne betrat. Passend zur Wahlkampagne, die ihn als Modernisierer präsentiert, passte die Nachricht, dass am vergangenen Sonntag in Kukes im Nordwesten der zweite internationale Flughafen des Landes eröffnet wurde.
Im Falle seiner Wiederwahl, so verspricht Rama, werde es einen weiteren Modernisierungsschub für das bis heute von den Narben des „Steinzeitkommunismus“ unter Diktator Enver Hodscha gezeichnete Land geben. Mit einem verbesserten Straßennetz, einer Schnellbahnverbindung zwischen Tirana und der Hafenstadt Durrës sowie einem Yachthafen dort werde sich Albanien zum „Tourismus-Champion des Westbalkans“ mausern, sagt Rama.
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