#Das MAK erinnert an die Weltausstellung von 1873
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Als vierter Austragungsort einer Weltausstellung ging nach Paris und London die Hauptstadt der Doppelmonarchie an den Start. Mit einem gigantischen Auftrieb wollte sich das Kaiserreich als internationaler Player mit einem riesigen Ausstellungsgelände im Prater präsentieren. Aber die Ausgangslage war nicht gut: Ein Börsencrash neun Tage nach Eröffnung am 1. Mai 1873 verdüsterte die Stimmung, ein Cholera-Ausbruch in der Stadt und sintflutartige Regenfälle taten das Übrige. Anstatt der erhofften zwanzig kamen in sechs Monaten nur sieben Millionen Besucher. Sie sahen 53.000 Aussteller aus fünfunddreißig Ländern in einer radikal runderneuerten Metropole, die sich mit Ringstraße und Gründerzeitpalästen ein Denkmal setzte.
Es ging auch um Marktforschung
Zwei der Gastländer hat sich das Museum für angewandte Kunst (MAK) nun mit einer Ausstellung vorgenommen, weil sie eine besondere Beziehung zum Haus am Stubenring haben. Denn dessen Vorläufer-Institut, das k. k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie, profitierte von Schenkungen Japans und Ägyptens. Besonders aufregend ist das im Fall des ostasiatischen Inselreiches, das nach einem politischen Systemwechsel im Jahr 1868 die zweihundert Jahre währende Abschottung des Tokugawa-Shogunats beendete.
Lösten Begeisterung in Europa aus: Maurische Bauornamente, zu sehen bei der Wiener Weltausstellung
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Bild: MAK
Mehr Exotik ging nicht. Mit seinem ersten Auftritt auf internationaler Ebene suchte Japan Selbstvergewisserung und Repräsentation inklusive Marktforschung. Anders als die mitten in der Industrialisierung steckenden westlichen Staaten setzte Japan dabei auf seine große handwerkliche Tradition. Ägypten dagegen wollte weg vom Pyramiden- und Beduinen-Image und sich als modernes islamisches Land präsentieren – auch aus wirtschaftlichen Gründen.
Im Zentrum steht das „Arabische Zimmer“
Der Zeitgeist spielte den Ägyptern in die Hände. Kaiser Franz Jospeh hatte 1869 Ägypten bereist, der Orientalismus war groß im Kommen, in Architektur, bei Möbeln. Die Gebäude, die Ägypten im Prater errichten ließ, überragten den Großteil der Konkurrenz. Die riesige Rotunde mit 108 Metern Durchmesser stand als zentraler Kuppelbau in dem neunhundert Meter langen Industriepalast. Sie fiel 1937 einem Brand zum Opfer. Heute stehen nur noch zwei Pavillons, sie werden als Ateliers genutzt, müssen demnächst saniert werden
Im Zentrum der Schau steht das „Arabische Zimmer“, viele seiner Einrichtungsgegenstände stammen allerdings aus Marokko. Dieses in dunklem Rot gehaltene Ensemble konnte wegen zu geringer Raumhöhe nicht maßstabsgetreu rekonstruiert werden. Etageren hängen hoch an der Wand, runde Tischchen mit Mosaiken stehen neben den Diwanen, Teppiche kleiden Fensternischen aus, auf Borden steht Keramik aus dem Osmanischen Reich und Zentralasien. Die Buntglasfenster im arabischen Stil wurden in Tirol gefertigt. Das hat auch noch 1920 Le Corbusier interessiert, dessen Skizzen, die er von dem Raum anfertigte, in Kopie gezeigt werden.
Japan gründete eine eigene Exportgesellschaft für den Vertrieb von Möbeln und Keramiken. Die Lacktechnik im Satsuma-Stil galt als unübertroffen und war in Europa wegen ihrer hohen Qualität sehr beliebt. Man offerierte aber auch europäisierende Bronzevasen, die ikonographisch aus der japanischen Geschichte schöpften. Nachdem das Zeitalter der Samurai zu Ende gegangen war, suchten viele Handwerker, die bislang deren opulente Ausrüstung geliefert hatten, neue Kundschaft.
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