Nachrichten

#Erschwerte Standortsuche für Städtische Bühnen

„Erschwerte Standortsuche für Städtische Bühnen“

In die Diskussion um den künftigen Standort der Städtischen Bühnen in Frankfurt scheint Bewegung zu kommen: In Kürze soll dazu ein Magistratsbericht vorgestellt werden. Das teilte Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) in ihrer schriftlichen Antwort auf die Frage des CDU-Fraktionsvorsitzenden Nils Kößler in der jüngsten Stadtverordnetensitzung mit. Kößler hatte beklagt, es gebe keinen „nennenswerten Fortschritt bei der konkreten Planung oder gar Durchführung“. Auch relevante Entscheidungen seien nicht gefallen.

Inzwischen deutet sich an, dass einer der favorisierten Standorte womöglich doch nicht in Frage kommt. Dies legt jedenfalls die Antwort auf eine Frage des Linken-Stadtverordneten Michael Müller nahe. Denn eine benachbarte Großbaustelle sowie die komplexe baulogistische Situation für das angrenzende Ensemble „Central Business Tower“, so das Kulturdezernat, machten wahrscheinlich terminliche Kompromisse erforderlich. „Angesichts des desolaten Zustands der Theater-Doppelanlage am Willy-Brandt-Platz und des hohen Handlungsdrucks ist dies möglicherweise ein Problem. Die finalen Verhandlungen stehen unmittelbar vor ihrem Abschluss.“

„Kulturmeile“ steht zur Disposition

Der auf dem Grundstück Neue Mainzer Straße 57 entstehende, 205 Meter hohe „Central Business Tower“ soll erst Anfang 2028 fertig sein. Da immer wieder auf den schlechten Bauzustand der Bühnen hingewiesen wird, könnte dies tatsächlich dazu führen, dass nicht mehr die von Hartwig bevorzugte „Kulturmeile“ mit einem Neubau der Oper an der Neuen Mainzer Straße und einem Schauspiel-Neubau am Willy-Brandt-Platz verwirklicht wird.

Infografik
Städtische Bühnen Frankfurt am Main


Im Mai 2022 hatten die Stadtverordneten zahlreiche Detailfragen an das De­zernat gestellt. Diese seien abgearbeitet worden, unter anderem „ergänzende Um­welt-, Klima- und Nachhaltigkeitsfragen, Auswirkungen auf die Wallanlagen sowie Denkmalschutz“, so die Dezernentin.

Überdies ist außer den Varianten Neubau Doppelanlage, „Spiegellösung“ am Willy-Brandt-Platz mit zwei gegenüberliegenden Gebäuden und der Lösung, das Schauspiel am Willy-Brandt-Platz neu zu bauen und die Oper an der Neuen Mainzer Straße, auch eine Variante geprüft worden, bei der nicht die Oper an die Neue Mainzer Straße umziehen soll, sondern das Schauspiel. Für diese neue Variante, sozusagen die Variante 1b, gibt es noch keine groben Kostenberechnungen. Für die bekannten Varianten lagen sie Stand September 2021 zwischen 811 und 891 Millionen Euro – was sich noch deutlich verändern dürfte.

Städtische Bühnen finanziell belastet

Dass die für die Oper in einer „Kulturmeile“ vorgesehene Liegenschaft Neue Mainzer Straße 47-51 der Frankfurter Sparkasse gehört, von ihr genutzt wird und zudem ein Hochhausstandort ist, während die „Spiegellösung“ zwar die Wallanlagen fast an ihrem Ende mit einem Riegelgebäude versehen würde, aber nur städtischen Grund betrifft, muss hinzugefügt werden. Allein nach dem Bodenrichtwert lag der Grundstückspreis für das Sparkassen-Grundstück 2022 bei rund 150 Millionen Euro.

Die Verhandlungen liefen „seit über einem Jahr kon­struktiv und konkret“, heißt es nun in der schriftlichen Antwort des Dezernats auf die Frage der Linken. Die Spiegellösung mit je einem Theaterbau an jeder Flanke des Willy-Brandt-Platzes hat parteiübergreifend durchaus Befürworter, auch wenn immer wieder die ökologische und historische Bedeutung der Wallanlagen hervorgehoben wird.

Außer dem baulichen Zustand des Hauses und der Standortfrage sind die Finanzen für die Städtischen Bühnen eine Herausforderung. Sieben Millionen Euro sollen sie in den nächsten drei Jahren jeweils einsparen. Leichter machen soll dies eine Magistratsvorlage, die in der aktuellen Sitzungsrunde auf der Ta­gesordnung steht. Wird sie beschlossen, sparen die Bühnen 55.000 Euro im Monat an Zinsen. Der Konzern Stadt kommt hingegen nicht günstiger weg. Denn die Kommune selbst ist Empfängerin der Zahlung.

Das eigene Darlehen tilgen

Der Vorgang geht auf die Gründung der Städtischen Bühnen Frankfurt am Main GmbH im Jahr 2004 zurück. Damals wurde die Bilanz der neuen GmbH teils in Form von Eigenkapital, teils als Gesellschafterdarlehen ausgeglichen. Für dieses bis August 2024 laufende Darlehen in Höhe von elf Millionen Euro zahlt die Bühnen-GmbH sechs Prozent Zinsen, also 660.000 Euro im Jahr oder 55.000 Euro im Monat.

Da die Bühnen aber keinen Gewinn abwerfen, sondern zu einem wesentlichen Teil mit städtischen Zuschüssen finanziert werden, haben die Wirtschaftsprüfer darauf hingewiesen, dass die Stadt irgendwann ihr eigenes Darlehen werde tilgen müssen.

2015 ist der Haushalt deshalb um die elf Millionen Euro wertberichtigt worden, der Kämmerer hat die Summe indirekt abgeschrieben. Ausgebucht war das Darlehen aber noch nicht, weshalb die Zinsen weiter flossen und im Zweifelsfall über den städtischen Zuschuss gedeckt werden mussten.

Dieser Kreislauf wird nun beendet. Die Stadt verzichtet auf das Darlehen und die Bühnen buchen die elf Millionen Euro per Passivtausch in die Kapitalrücklage. Aus dieser können sie das zusätzliche Defizit decken, das durch die Konsolidierung von sieben Millionen Euro entsteht. Denn für den Jahresfehlbetrag im Wirtschaftsplan 2022/2023 in Höhe von 81,55 Millionen Euro bekommen sie nach der Einsparvorgabe nur 74,1 Millionen Euro Zuschuss.

Eine andere Lösung sieht die Beschlussvorlage nicht. Es bliebe nur, die zur Haushaltskonsolidierung vorgesehene Kürzung des Bühnenzuschusses rückgängig zu ma­chen. An anderer Stelle in der Kultur könne sie aber nicht erbracht werden. Dann folgt die Feststellung, dass die Städtischen Bühnen sieben Millionen Euro nicht kurzfristig sparen könnten, ohne dass gravierende Eingriffe in die Struktur nötig wä­ren. Dies aber gefährde die bisher vorgesehene Aufgabenerfüllung.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!