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#Es fehlen Ehrenamtliche, Kopfhörer und vor allem Geld

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Es fehlen Ehrenamtliche, Kopfhörer und vor allem Geld

Es herrscht Mangelwirtschaft. Den Organisationen der Wohlfahrtspflege in Hessen fehlen Ehrenamtliche, Kopfhörer und vor allem Geld. Eine Umfrage der Liga der Freien Wohlfahrtspflege hat die Situation ausgelotet: Das Defizit von 102 der befragten Vereine und Träger liegt bei mehr als 15 Millionen Euro. 4,4 Millionen Euro mussten sie insgesamt mehr ausgeben, etwa für Schutzausrüstung und Arbeitsmittel wie Laptops oder Systeme für Videokonferenzen. Hinzu kommen noch 11,4 Millionen Euro Mindereinnahmen. Dieses Geld fehlt, weil es zum Beispiel keine Feste mit Kuchenverkauf gab, keine Kursgebühren und kein Essen in der Kantine. Diese Ergebnisse hat die Liga, in der etwa 7000 hessische Organisationen unter dem Dach von sechs Verbänden wie der Caritas und der Diakonie zusammengeschlossen sind, am Freitag vorgestellt.

Monika Maier-Luchmann, Geschäftsführerin des Zentrums für Jung und Alt in Langen, schildert, was das für sie bedeutet: „Wir hatten 45000 Euro Mehrkosten an der Backe.“ Für Spuckschutz, Masken, aber auch für digitale Infrastruktur brauchte sie daher die Rücklagen des Vereins auf. Zwar konnte sie 30000 Euro aus Hilfsfonds refinanzieren; doch den Rest der Summe musste sie selbst decken. Und dabei habe es im vergangenen Jahr etwa 20000 Euro weniger Spenden gegeben und eine Einbuße von 26000 Euro bei den Einnahmen.

Diese Doppelbelastung – weniger Einnahmen und zugleich Sonderausgaben – macht fast allen Einrichtungen zu schaffen, wie Christa Larsen sagt. Sie leitet das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur an der Universität Frankfurt und hat die Befragung für die Liga gemacht und ausgewertet. Insgesamt analysierte sie Daten von mehr als 200 Organisationen. Aufgrund der kleinen Fallzahl bilde die Erhebung nur Trends ab, sagt Larsen. Aber die seien empirisch sehr valide. Das Ergebnis zeigt: Die Hälfte hat weniger Geld eingenommen. Bei drei Vierteln sind aber die Ausgaben gestiegen, so wie es auch Maier-Luchmann berichtet.

Sonderfonds Soziales gefordert

„Mit unseren Angeboten und Dienstleistungen integrieren wir schwache Gruppen und verhindern so eine weitere Spaltung der Gesellschaft. Brechen diese Angebote wegen der Pandemie weg, hat das weitreichende gesellschaftliche Folgen“, sagt Nils Möller, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Liga. Immerhin neun Prozent der Organisationen sind nach Ergebnissen der Studie von einer Insolvenz bedroht.

Die Liga fordert daher, dass sich die Kostenträger „an den Lücken beteiligen“. Mehraufwendungen, die mit der Corona-Pandemie zusammenhingen, müssten übernommen werden. Dafür soll ein „Sonderfonds Soziales“ aufgelegt werden. Es müsse außerdem Hilfen für die Zukunft geben, denn die Befragung zeige, dass ein großer Teil der Wohlfahrtseinrichtungen bisher keine Unterstützung bekommen habe. In den Arbeitsfeldern Selbsthilfe, Flucht und Migration, Rettungsdienste und Soziale Notlagen hat sogar die Mehrheit der Einrichtungen keine Hilfen erhalten. Das liegt auch daran, dass es oft kompliziert ist, die Anträge zu stellen, die Hilfsangebote nicht genau zur Organisation passen oder Ausschlusskriterien vorliegen. Maier-Luchmann erzählt etwa, dass im Zentrum für Jung und Alt sofort im Frühling 2020 Laptops und andere Geräte gekauft wurden, um den Kontakt zu den Familien nicht zu verlieren. Doch einreichen könne sie nur Anschaffungen, die nach September getätigt wurden. „Aber die Krise hat uns doch seit März im Griff.“

Wer einen Antrag stellt, braucht zudem Personal, das sich darum kümmert. Die Erhebung zeigt auch, dass die sozialen Dienste seit der Krise personell schlechter dastehen. 84 Prozent der Einrichtungen meldeten, dass bei ihnen aufgrund der Pandemie Mitarbeiter ausgefallen seien. In rund zwei Dritteln der Organisationen kam es zusätzlich zu weniger Mitarbeit durch Ehrenamtliche – meist, weil sie der Risikogruppe angehörten, wie Maier-Luchmann aus Langen berichtet. Ebenfalls rund zwei Drittel der Organisationen gaben an, dass die Pandemie zu Mehrarbeit für die Mitarbeiter geführt hat, da sie neue Aufgaben und die von ausgefallenen Kollegen übernehmen mussten.

Die Liga zieht aus dieser Zwischenbilanz einen klaren Schluss: Wenn das heterogene, feingliedrige Hilfssystem in Hessen bestehen bleiben soll, braucht es Geld, und zwar in Millionenhöhe. Mit dem Sonderfonds, Unterstützung für Digitalisierung und besseren Hilfsangeboten müssten die sozialen Träger unterstützt werden. Denn viele seien in Schwierigkeiten – und das falle am Ende wieder der Gesellschaft auf die Füße.

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