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#„Es ist alles mit Lügen durchsetzt“

„Es ist alles mit Lügen durchsetzt“

Die Schlussplädoyers im Mordprozess gegen den Immobilienerben Robert Durst zählen zu den bizarrsten, die Kalifornien je erlebt hat. Vor den Augen der Geschworenen hielt der Staatsanwalt Habib Balian in der vergangenen Woche minutenlang eine Latexmaske mit grauem Schopf in die Höhe, mit der sich der Angeklagte getarnt hatte. Später zeigte der Jurist der Jury das Foto einer Kakerlake in einer Suppentasse. „Man kann nicht mehr sagen, welcher Löffel der Suppe verdorben ist und welcher nicht. Es ist alles mit Lügen durchsetzt“, verglich Staatsanwalt Balian Dursts Aussage mit dem Schädling.

Schon während der fast 60 Prozesstage hatte er weit ausgeholt. Durst, der sich seit vergangenem Jahr wegen des Mordes an seiner Studienfreundin Susan Berman vor einem kalifornischen Gericht verantworten muss, soll gleich dreimal getötet haben. Im Jahr 1982, fasste Staatsanwalt Balian in seinem Schlussplädoyer zusammen, habe er seine Ehefrau Kathleen McCormack ermordet. Die 29 Jahre alte Medizinstudentin, die damals unter rätselhaften Umständen in New York verschwand und 2017 für tot erklärt wurde, wollte sich scheiden lassen. Knapp 20 Jahre später schlug Durst laut Anklage zum zweiten Mal zu. Einen Tag vor Weihnachten besuchte er seine frühere Kommilitonin und Vertraute Berman angeblich in ihrem Haus am Benedict Canyon in Los Angeles und tötete sie mit einem Kopfschuss.

Mord als Verdeckungstat

Das Motiv? Berman, die Tochter des ukrainisch-amerikanischen Mafioso David Berman, wollte Durst auffliegen lassen. Sie soll ihm nach dem mutmaßlichen Mord an seiner Ehefrau Anfang 1982 ein Alibi verschafft haben, als sie sich bei einem Anruf an der Universität in New York, an der Kathleen McCormack damals studierte, als diese ausgab. Auch die tödlichen Schüsse, die Durst knapp 20 Jahre später auf seinen Nachbarn Morris Black abgab, stellten laut Staatsanwaltschaft eine Verdeckungstat dar. Black war angeblich dahintergekommen, dass die taubstumme Frau, die in Texas das Apartment neben ihm bewohnte, tatsächlich Robert Durst war. Nach Blacks Tod zersägte Durst den Leichnam und versenkte die Körperteile in der Galveston Bay. Bei einem Strafprozess 2003 glaubten ihm die Geschworenen dennoch, in Notwehr gehandelt zu haben.

Dursts zweiter Mordprozess droht dagegen in lebenslanger Haft zu enden. Der Achtundsiebzigjährige hatte während seiner Aussage vor dem Los Angeles Superior Court nicht nur zugegeben, aus Gewohnheit zu lügen. Er hatte sich in den vergangenen Wochen auch immer wieder selbst belastet. „Was ich sage, stimmt zum größten Teil. Aber es gibt bestimmte Dinge, über die ich nicht die Wahrheit sage“, gab Durst zu.

Diesmal droht ein Schuldspruch: Robert Durst im Gerichtssaal


Diesmal droht ein Schuldspruch: Robert Durst im Gerichtssaal
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Bild: AP

Eine Notiz des Mörders

Zu den Lügen gehörte der sogenannte Kadaver-Brief. Nach Bermans Tod im Dezember 2000 war bei der Polizei in Beverly Hills ein Schreiben eingegangen. Auf einem Zettel stand das Wort „Cadaver“ neben Bermans Adresse, auf dem Umschlag „Beverley Hills Police“. Bei Dreharbeiten zu „The Jinx – Der Unglücksbringer“, einer Dokumentation über Dursts Leben, war im Jahr 2015 ein Brief entdeckt worden, den der Millionenerbe Jahre zuvor an Berman geschrieben hatte – in fast identischer Handschrift und mit derselben falschen Schreibweise ihres Wohnorts Beverly Hills. Nach jahrelangem Leugnen, die „Cadaver note“ verfasst zu haben, und seiner These, dass nur Bermans Mörder sie geschrieben haben konnte, hatte Durst zugegeben, die Notiz damals selbst an das Beverly Hills Police Department geschickt zu haben.

„Sie können alles andere ignorieren“, fasste Staatsanwalt Balian für die Jury zusammen. „Es steht fest, dass wir eine Notiz des Mörders haben, die nur der Mörder geschrieben haben kann und von welcher der Angeklagte selbst sagt, dass sie von dem Mörder stammen muss. Gleichzeitig sagte er aus, ,Ich habe die Kadaver-Notiz und den Umschlag geschrieben, die nur der Mörder verfasst haben kann.‘“ Balian erinnerte die Geschworenen auch an die Aussage eines Freunds der Getöteten. Falls ihr etwas passiere, hatte Berman ihm anvertraut, sei „Bobby“ der Täter.

Dursts Verteidigung warf der Staatsanwaltschaft derweil Effekthascherei und krude Theorien vor. Die Fotos von Blacks zerstückelter Leiche? Ein Versuch der Anklage, die Geschworenen trotz fehlender Beweise zu einem Schuldspruch zu bringen. „Wenn man die Emotionen beiseitelässt, wird deutlich, dass es keine Beweise gibt“, ermahnte Verteidiger Dick DeGuerin die Jury. Die „Cadaver note“, das wohl eindeutigste Beweisstück gegen seinen Mandanten, ließ der Jurist in seinem Schlussplädoyer derweil unerwähnt. DeGuerin zeichnete vielmehr das Bild eines alten, gebrechlichen Angeklagten, der nach einer Erkrankung an Blasenkrebs vom Rollstuhl aus zur Aufklärung des Mordes an Berman beitragen wollte. Dass sich der Sohn des New Yorker Immobilienmoguls Seymour Durst keinen Gefallen tat, als er fast drei Wochen lang aussagte, gab der Verteidiger zu: „Ich würde niemandem übel nehmen, Bob Durst einen Lügner zu nennen. Aber dass er ein Lügner ist, macht ihn noch lange nicht zu einem Mörder.“

Nach fast fünf Monaten im Gerichtsgebäude in Inglewood zogen sich die Geschworenen am Dienstag zu Beratungen zurück. „Bob Durst ist nicht verrückt. Er ist kein wahnsinniger Serienmörder, der wegen des Kicks tötet. Lassen Sie diesen narzisstischen Psychopathen nicht davonkommen“, gab der Staatsanwalt John Lewin ihnen mit auf den Weg.

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