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#„Es ist an der Zeit, die Aids-Pandemie zu beenden“

„Es ist an der Zeit, die Aids-Pandemie zu beenden“

Das Jahr 2021 ist ein trauriges Jubiläum für die Aids-Pandemie. Vor 40 Jahren wurde die Erkrankung zum ersten Mal beschrieben und hat seitdem geschätzten 36 Millionen Menschen das Leben gekostet. Das HI-Virus wurde drei Jahre später, 1984, identifiziert, eine erste klinische Studie zu einem Vakzin begann 1987. Aber die Suche nach einem Impfstoff gegen HIV gestaltet sich schwierig. Dabei ist kaum ein Virus – mit Ausnahme vielleicht von Sars-CoV2 – so gut erforscht wie HIV. In der Tat hat die globale Antwort auf Covid-19 stark von den Errungenschaften der HIV-Forschung profitiert: sei es die schnelle Entwicklung eines PCR-Tests, die Entwicklung von Medikamenten wie mononuklearer Antikörper oder das Monitoring von Virusvariantenbildung.

Bei allen Erfolgen dürfen wir aber nicht vergessen, dass Aids ohne Behandlung fast immer tödlich bleibt. Wir dürfen auch nicht übersehen, dass die Ziele auf globaler Ebene verfehlt wurden und HIV für viele Länder eine Gesundheitskrise ist. Im Jahr 2020 lebten 37,7 Millionen Menschen mit HIV, von denen 10,2 Millionen keine lebensrettende Behandlung bekamen. Im Jahr 2020 gab es 1,5 Millionen neue HIV-Infektionen, die alle vermeidbar gewesen wären, und 680.000 Aids-bedingte Todesfälle. Auch sie wären vermeidbar gewesen, wenn sie rechtzeitig behandelt worden wären.

Solche Zahlen sind schlicht inakzeptabel und zeugen auch von fehlendem politischen Willen, der fortschreitenden Ermüdung und der politischen Ignoranz bei der Bekämpfung einer der verheerendsten Pandemien der Neuzeit. Sie sind begründet in Ungleichheiten – in Bezug auf Macht, Status, Rechte und Mitsprache. Es sind Ungleichheiten, die töten. Um Aids zu beenden, müssen wir die Ungleichheiten beenden.

Winnie Byanyima ist Direktorin von UN-Aids.


Winnie Byanyima ist Direktorin von UN-Aids.
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Bild: AFP

Hendrik Streeck ist Direktor des Instituts für Virologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn.


Hendrik Streeck ist Direktor des Instituts für Virologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn.
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Bild: dpa

Die Wissenschaft hängt am politischen Willen

Die Covid-19-Pandemie hat viele der Ungleichheiten noch verstärkt und sich auch negativ auf die HIV-Pandemie ausgewirkt. Trotz der gemeinsamen Anstrengungen von UN-Aids und seinen Partnern wurden viele Programme unterbrochen oder nicht umgesetzt, HIV-Infektionen blieben unerkannt, lebensrettende Medikamente wurden nicht ausgegeben.

Die Covid-19-Pandemie hat uns aber auch gezeigt, was im Kampf gegen HIV möglich sein kann, wenn der politische Wille da ist. Für Covid-19 hatten wir in kürzester Zeit acht zugelassene Impfstoffe und mehr als 30 Impfstoffkandidaten in der Phase III. Seit der Entdeckung von HIV haben es hingegen lediglich acht Impfstoffversuche in die entscheidende Phase III geschafft.

Covid-19 hat gezeigt, dass sich die Wissenschaft mit der Geschwindigkeit des politischen Willens bewegt. Wir müssen die HIV-Forschung beschleunigen, indem wir in Innovationen in den Bereichen Behandlung, Prävention, Pflege und vor allem Impfstoffe als globale öffentliche Güter investieren. Wir müssen die Wissenschaft so einsetzen, dass sie Ungleichheiten reduziert und nicht verstärkt. Derzeit werden neue langwirkende antiretrovirale Medikamente erforscht und entwickelt, die die Behandlung und Vorbeugung von HIV erleichtern und hoffentlich bald für den Einsatz zugelassen werden. Diese Medikamente müssen zuerst den Menschen zur Verfügung gestellt werden, die am meisten von HIV betroffen sind, in den Ländern, die am stärksten von HIV betroffen sind, und nicht erst Jahre nachdem Menschen in reichen Ländern Zugang haben.

Wir haben die Mittel und die Möglichkeiten

In einer Pandemie sind wir alle voneinander abhängig. Während wir in vielen reichen Ländern gute Covid-19-Impfquoten haben, sind weniger als ein Prozent der Bevölkerung von Niedrigeinkommensländern geimpft und viele dieser Länder gerade mitten in einer dritten oder vierten Welle mit stark ansteigenden Todeszahlen. Erst wenn wir die Viruslast in allen Ländern gesenkt haben, können sich alle Länder der Welt wirklich sicher fühlen, dass wir im Kampf gegen Sars-CoV2 nicht zurückgeworfen werden. Gleiches gilt für HIV.

Während wir auf dem Weg sind, die eine Pandemie zu beenden, dauert die andere schon seit 40 Jahren an. Es ist an der Zeit, auch diese zu beenden. Wir haben die Mittel und die Möglichkeiten, aber es mangelt an politischem Willen und den finanziellen Ressourcen, der Pandemie Einhalt zu gebieten und sie bis zum Jahr 2030 zu beenden. Das erfordert mutige Führung und konzertierte Anstrengungen. Hierbei ist auch Deutschland gefragt, weiterhin mit gutem Beispiel voranzugehen.

Die ugandische Ingenieurin Winnie Byanyima ist Direktorin von UN-Aids, der deutsche Mediziner Hendrik Streeck ist Direktor des Instituts für Virologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn. Er ist Gastgeber der am Sonntag in Berlin beginnenden elften Internationalen Aids-Konferenz zur HIV-Forschung.

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