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#Booking.com zahlt nach heftiger Kritik Staatshilfe zurück

Booking.com zahlt nach heftiger Kritik Staatshilfe zurück

Über einem hohen Erdgeschoss ragen elf Oberstockwerke in den Himmel. Teils sind sie eingerüstet, die beiden obersten schon verglast. Daneben stapeln sich Baustellencontainer der Strabag-Tochtergesellschaft Züblin aufeinander. Sie errichtet auf dem Oosterdokseiland ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs Amsterdam den Wohn- und Geschäftskomplex „ODE“.

42 exklusive Appartements entstehen an dieser Stelle nahe dem IJ, dem früheren Meeresarm, der Amsterdam wie ein breiter Fluss durchzieht. Einige sind noch erhältlich, zum Beispiel Typ A 016 mit drei Zimmern und 114 Quadratmetern für knapp 1,1 Millionen Euro. Vor allem aber wird die Buchungsplattform Booking.com hier mit ihrer neuen Zentrale einziehen. Simulationen zeigen einen eindrucksvoll illuminierten Glaskomplex, in die Dämmerung hinausleuchtend. Ein weiterer stolzer Stein im reichen Mosaik der Amsterdamer Architektur soll ODE werden.

Weniger Stolzes hat jetzt Booking.com selbst zu vermelden. Nicht nur, dass der beliebte Hotelvermittler mitten in den Bau seines neuen Geschäftstempels hinein einen Geschäftseinbruch erlebte: Corona legte die Reisebranche weitgehend lahm. Jetzt hat das Unternehmen auch noch seinen Ruf beschädigt, indem es seinen Vorständen hohe Boni gewährte – und dafür extra die Regeln änderte.

65 Millionen Euro Corona-Hilfe vom Staat

Im vergangenen Jahr hatte Booking.com vom niederländischen Staat etwa 65 Millionen Euro Lohnfortzahlungshilfe bekommen, die in etwa dem deutschen Kurzarbeitergeld entspricht. Das war in den Niederlanden schon damals umstritten – wegen hoher Gewinne, die der Konzern in den Vorjahren erzielt hatte. Booking.com ist in den Niederlanden entstanden und unterhält seinen operativen Sitz in Amsterdam. Die Gesellschaft ist untereiner Holding mit Börsennotierung in den USA aufgehängt. Wegen der Corona-Pandemie wurde angekündigt, 4000 Stellen abzubauen, bis zu 1000 sollen es in den Niederlanden geworden sein – trotz der Lohnhilfe des Staats.

Kürzlich berichtete die Tageszeitung NRC Handelsblad, dass die drei Vorstände von Booking Holdings für 2020 zusammen Boni im Wert von umgerechnet etwa 28 Millionen Euro zugesprochen bekamen – überwiegend in Form von Aktienpaketen, zu monetarisieren in den kommenden drei Jahren. Auch einfache Mitarbeiter erhielten Boni.

„Geierverhalten“

Aus der Einladung zur Hauptversammlung wird deutlich, dass die Kriterien für die Manager-Boni wegen der Corona-Krise umgewandelt wurden. „Auch wenn die Leistung des Unternehmens ein Schlüsselfaktor in einzelnen Bonuszahlungen für unsere Vorstände ist, behält sich der Vergütungsausschuss vor, nach eigenem Ermessen den Bonus-Pool oder die Einzelboni nach oben oder unten anzupassen“, heißt es an einer Stelle.

Parlamentarier zeigten sich parteiübergreifend empört. „Skandalös und unmoralisch“, „asozial“ und andere Bewertungen fielen über die Kombination von staatlicher Stütze und Boni. Gert-Jan Segers, Fraktionsvorsitzender der zur Vier-Parteien-Koalition gehörenden Christenunion, zitierte aus der Bibel: „Geldgier ist die Wurzel allen Übels.“ Thierry Aartsen, Fraktionsmitglied der wirtschaftsfreundlichen und rechtsliberalen VVD von Ministerpräsident Mark Rutte, sprach von „Geierverhalten“. „Sie halten sich formal an die Spielregeln. Aber darum geht es nicht. Man hat doch einfach noch Anstand in seinem Hinterteil, will ich mal platt sagen“, wobei das letztere Nomen auch gröber übersetzbar wäre.

Juristisch ist alles einwandfrei, weil Booking.com die Staatshilfe in Anspruch nahm, als Boni noch kein Hinderungsgrund waren. In einer Parlamentsdebatte forderte ein Mitglied der Sozialistischen Partei – nach eigenen Worten im Namen von 141 von 150 Abgeordneten – dennoch, dass Booking.com mindestens den absehbaren Bonusbetrag zurückzahle.

Das Unternehmen verwies zunächst darauf, dass die Boni erst in der Zukunft ausgezahlt würden. Am Ende gab es dem Druck nach und kündigte an, die rund 65 Millionen Euro zurückzuzahlen. „Wir haben die Debatte in der niederländischen Gesellschaft in den vergangenen Tagen verfolgt, nehmen sie äußerst ernst und haben ein Auge für die Sensibilität dieses Themas“, so eine schriftliche Mitteilung.

Ärger verursacht Booking.com im Übrigen noch auf ganz anderer Ebene: Die Baustelle behindert seit vielen Monaten den Fuß- und Radverkehr vom Bahnhof Richtung Südosten. Nach den ursprünglichen Plänen sollte der Komplex im März dieses Jahres fertiggestellt sein. Jetzt erwartet Booking.com, „in der zweiten Jahreshälfte 2022“ einzuziehen, wie das Unternehme auf Anfrage mitteilte. „Wahrscheinlich gegen Ende 2022.“ 

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