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#Es muss doch wenigstens einen geben

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Es muss doch wenigstens einen geben

Für Statistikfreaks ist die Sache mit den Paarungsparametern so eindeutig wie langweilig. Jede Durchschnittsperson hat im Lauf ihres Lebens sieben ernstere Beziehungen, davon zwei, die Langzeitcharakter haben. Zwei Mal liebt die Durchschnittsperson ernsthaft (die anderen Male sind eher Gelegenheiten), zwei Mal bleibt sie mit gebrochenem Herz zurück und erholt sich in der Regel vollständig. In Zahlen ausgedrückt, ist ein ganzes Liebesleben ziemlich mittelmäßig. Näher betrachtet, wird es auch nicht unbedingt grandioser.

Der Durchschnittsperson, jedenfalls der, die die allwissende Erzählerin (Lesley Manville) in der RomCom-Anthologieserie „Love Life“ (HBO Max) ins Feld führt, stellt sich der Ablauf gleich dar: Zusammentreffen, Feuerwerk, der Himmel voller Geigen, Angst vor Zurückweisung, das Gefühl, erwählt und verwandelt zu sein und dem Leben neue Wendungen geben zu können, das „nächste Level“, Zusammenziehen, Heiraten Kinder, eins, zwei oder drei, die Einsicht, dass weder man selbst noch der Partner so perfekt ist wie gedacht, Irritationen, Angst vor der Zukunft, Angst vor dem Ende, Schluss. Nächster Versuch.

Romantische Liebe in New York

Interessant wird die Sache mit der romantischen Liebe nur durch Geschichten. Wenn diese in New York City spielen, hat man schon einmal einen aufregenden Mitspieler – die Stadt, die nicht schläft, auch wenn bei ihren Bewohnern nichts läuft. Eine der letzten „RomCom“-Serien, die mit New York ernst machte, war „Modern Love“ (Amazon Prime). In ihr kann man zusehen, wie sich Liebesmöglichkeiten in Alternativerzählungen auffächern. Alter, Geschlecht, altruistische Liebe, die Liebe zwischen einer psychisch kranken Person (Anne Hathaway) und einer, die den Umgang damit lernt, Selbstliebe – seit der ungesunden Fixierung Carrie Bradshaws auf „Mr. Big“ und seine Befindlichkeiten in „Sex and the City“ hat sich vieles verändert.

„Modern Love“ erzählt in jeder Folge eine neue Beziehung, mit neuem Personal. „Love Life“ dagegen widmet in der ersten Staffel zehn Folgen allein den Coming-of-Age-Erfahrungen von Darby Carter (auch Produzentin: Anna Kendrick). Zwischen 2012, dem Jahr ihres Abschlusses an der NYU und 2019, dem Jahr, als Darby schließlich als junge Mutter mit Schlafentzug, Milchpumpenroutine und Augenringen unerwartet „The Person“ trifft, lernt sie Männer kennen, verliebt sich, entliebt sich, versucht es – ein einziges Mal – mit Therapiesitzungen, um sich endlich eine peinliche Episode ihrer Jugend verzeihen zu können, kommt wieder mit einem Ex zusammen, gibt einem anderen eine zweite Chance, gibt ihr eigenes Leben für einen älteren, arrivierten Partner fast auf, findet zurück und arbeitet in all der Zeit an ihren Erwartungen und ihrer Vorstellung von beruflichem und privatem Glück – das sie mit ihrer WG und ihren Freunden Sara (Zoe Chao), Jim (Peter Vack) und Mallorey (Sasha Compère) gefunden hat.

Nebst der Beständigkeit, die die romantische Liebe in modernen Zeiten vermissen lässt. Von Augie, dem ersten festen Freund, der eine Stelle bei einem politischen Magazin in Washington D.C. annimmt (Problem Fernbeziehung), über ihren Ex-Chef Bradley (Problem Ungleichheit der Lebensumstände) zu „Danny Two Phones“ (Problem Verflossene) und zum aufstrebenden Gourmetkoch Magnus („Deine Träume sind meine Träume“), mit dem sie vorübergehend in Upstate New York eine Selbstversorger-Farm mit Restaurant gründen will (Problemhaufen Power Couples, Karriereknick und Träumeplatzen) liebt sich Scheidungskind Darby dabei immer mehr zur Selbsterkenntnis hin.

„Love Life“ ist dabei doppelt Programm – als „Liebesleben“ und mit „Liebe das Leben“ (wie es ist). Auch die einzelnen Folgen sind nicht ausschließlich Erzählungen von Paarkonstellationen. Während Darby, die zu trockenem Humor neigt, Augie und all die anderen in ihr Leben lässt, lernt sie von anderen, von diversen Frauen und Männern mit Lebenserfahrung, repariert das Verhältnis zu ihrer Mutter Kate (Hope Davis) und geht beruflich immer neue Wege. Idealvorstellungen, weiß Jims Mutter, verhindern erfüllte Liebe garantiert. Die zehnte und letzte Folge macht Darby zur Geburtshelferin des Ruhms einer Künstlerin jenseits der Achtzig. Auch für das Alter hält die Hebammenkunst des Schicksals noch Überraschungen bereit.

Von den Täuschungen der „Sex and the City“-Fiktion ist „Love Life“ Jahre der Emanzipation entfernt. Die Serie basiert allerdings weiter auf der statistisch nicht beweisbaren Annahme, dass es für jeden Topf einen Deckel gibt (und dieser das überhaupt wünscht). Innerhalb des Genres wirkt die Serie wie ein leichtherziger Versuch, statt auf rosarot auf buntere Farben zu setzen. Eine neue zweite Staffel behält das Konzept des Chefproduzenten Sam Boyd bei, stellt mit William Jackson Harper aber einen schwarzen Mann statt einer weißen Frau ins Zentrum.

Love Life läuft bei Starzplay/Amazon Prime.

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