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#Ceaușescus Chemie stimmt nicht

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Sie hatte einen Narren am Fach Chemie gefressen, obwohl sie vermutlich sehr wenig Ahnung davon hatte. Trotzdem ließ sich Elena Ceaușescu von echten rumänischen Wissenschaftlern als Ko-Autorin, gern sogar als Erstautorin chemischer Aufsätze nennen. Viele rumänische Forscher sagen heute, dass Ceaușescu zum Inhalt nichts beigetragen hatte. Ihre Ehe mit dem rumänischen Diktator Nicolae Ceaușescu gab ihr Macht zur Einmischung und machte sie immun gegen mögliche Kritik. Von sich selbst glaubte sie, sie sei ein Genie, heißt es. In dem Institut, in dem sie „tätig“ war, sprach sie mit Kollegen nie über wissenschaftliche Aspekte, sondern beschäftigte sich nur mit politischen und administrativen Angelegenheiten.

Ceaușescu hatte zwar formell Chemie studiert. Anfang der 1950er-Jahre schrieb sie sich an der Abendschule eines Polytechnischen Instituts ein, obwohl sie laut ihrer eigenen Biographie, die sie 1949 der Kommunistischen Partei vorlegte, nie die Grundschule abgeschlossen hatte. Die Abendschule am Polytechnischen Institut wurde vom kommunistischen Regime ins Leben gerufen, damit vor allem ranghohe Mitglieder der Partei einen Abschluss erwerben konnten, wenn sie die Sekundarschule nicht abgeschlossen hatten.

Es ist nach Meinung von Experten unwahrscheinlich, dass Ceaușescu in diesen Jahren viel gelernt hat, aber formal musste sie Prüfungen ablegen. Silviu Brucan, ein ehemaliges hochrangiges Mitglied der Kommunistischen Partei, beschrieb in seinen Memoiren, wie ein ahnungsloser Lehrer am Polytechnischen Institut Ceaușescu wegen Plagiaten bei einer Prüfung durchfallen ließ. Als er herausfand, wer sie war, lebte er viele Jahre lang in Angst um sein Leben und seine Karriere. Ihm ist jedoch nie etwas passiert.

Eine schwierige Abwägung

Vor diesem Hintergrund ist es nicht einfach, zu entscheiden, was mit den Publikationen passieren soll, die die Diktatorengattin mitveröffentlicht hat. Bis heute taucht Elena Ceaușescu in Datenbanken als Verfasserin wissenschaftlicher Artikel auf. Forscher um den rumänischen Arzt und Dozenten Andrei Dumbravă von der Alexandru-Ioan-Cuza-Universität, den Neurowissenschaftler Chris Isloi sowie Radu Silaghi-Dumitrescu von der Babeș-Bolyai-Universität versuchen seit Jahren, das durch die Autorennennung entstandene falsche Bild korrigieren zu lassen. Doch das ist nicht einfach. Zwar ist hinlänglich bekannt, dass Ceaușescu nicht einmal chemische Formeln lesen konnte, die Erstsemestern beigebracht werden. Allerdings ist die Aberkennung einer Autorenschaft im Nachhinein kompliziert, zumal Ceaușescu seit 1989 tot ist, ebenso einige der Mitautoren von damals. Zudem muss man die Frage stellen, ob bei einer nachträglichen Veränderung bibliographischer Angaben die Büchse der Pandora geöffnet wird. Mit welchen Argumenten könnten dann künftig Korrekturen eingefordert werden?

Diese Abwägung treffen müssen Verlage, in denen die Publikationen erschienen sind, oder die heute die Rechte an den Artikeln halten. Die von Dumbravă kontaktierten Verlage agieren bei dieser komplizierten Frage höchst unterschiedlich.

Der Verlag Wiley, der die Datenbank Acta Polymerica betreibt, entschied sich für einen kurzen Warnhinweis. Vor allen fünf betroffenen Aufsätzen heißt es nun, in englischer Sprache, dass „Mitglieder der rumänischen akademischen Gemeinschaft Bedenken äußerten hinsichtlich der Rolle von Ceauşescu als Autor“. Ceauşescu habe wahrscheinlich keine Beiträge zu den Forschungsarbeiten geleistet. Betont wird aber auch, dass man keinen Grund habe, an der wissenschaftlichen Integrität des Artikels zu zweifeln.

Der Verlag Taylor & Francis, zu dem das „Journal of Macromolecular Science: Part A – Chemistry“ gehört, antwortete nach Dumbravăs Angabe nicht auf seine Eingabe. Alle sechs Artikel, die in dieser Zeitschrift veröffentlicht wurden, sind weiterhin online, ohne Warnhinweise oder ähnliches.

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