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#Etwas gegen Corona studieren

Etwas gegen Corona studieren

Von der internationalen Politik bis zur Infektiologie ist es ein weiter Weg. Anahita Fathi ist ihn gegangen, nachdem sie das erste Semester Politikwissenschaften als zu theoretisch empfand. Zudem hatte sich die Studentin aus Münster mit einem Virus infiziert – zum Glück nur gedanklich, aber doch so sehr, dass sie in die Medizin wechselte: „Ich habe mich für HIV als Erkrankung interessiert. Und zwar nicht nur für die sozialen, sondern auch die medizinischen Aspekte, das ist ja sehr verwoben.“ Fathi verweist auf schon erfolgreiche Therapien gegen das Aidsvirus, die allerdings in den Ländern, wo sie gebraucht würden, nicht ankämen – und dass sie daran etwas ändern wollte. „Ich habe angefangen, Medizin zu studieren, weil ich Infektiologin werden wollte.“

Klares Ziel, ungewöhnliches Motiv, zumindest für eine Zwanzigjährige. Rückblickend betrachtet, ist es aber auch ein glücklicher Umstand, dass Anahita Fathi ihr Herzensthema so jung gefunden hat: „Damals habe ich nicht darüber nachgedacht, wie lange ich zur Infektiologin brauchen würde. Das wäre auch relativ abschreckend gewesen“, sagt die heute 33 Jahre alte Ärztin. Das Medizinstudium hat sie inzwischen abgeschlossen, eine Doktorarbeit über HIV in den Vereinigten Staaten ebenfalls und am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) demnächst auch ihren Facharzt für Innere Medizin. Dann ist sie eine infektiologisch forschende Internistin: Unter Professorin Marylyn Addo, Fathis Doktormutter und Leiterin der Infektiologie am UKE, ist die junge Ärztin an der Impfstoffforschung gegen das Coronavirus beteiligt. Um selbst den Titel Infektiologin tragen zu dürfen, muss sie aber noch eine Zusatzqualifikation abschließen: „Es gibt in Deutschland keinen Facharzt für Infektiologie, obwohl man das bei einem so großen Fachgebiet eigentlich brauchte“, bedauert Anahita Fathi.

Fachbereiche ohne Patientenkontakt sind unbeliebt

In Deutschland führt eine sehr breite Ausbildung in den Arztberuf, die mit der Approbation, der staatlichen Zulassung, endet. Anschließend machten die frischgebackenen Ärzte eine Weiterbildung und dort spezialisierten sie sich, erklärt Henrik Herrmann, Vorsitzender der Ständigen Konferenz „Ärztliche Weiterbildung“ der Bundesärztekammer. Wer sich für den infektiologischen Bereich interessiere, könne etwa den Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie wählen. „Aber der geht sehr theoretisch an das Thema heran und arbeitet überwiegend im Labor.“ Der Pandemie inhaltlich nahe, aber dem Patientenbett fern stehen auch Hygiene- und Umweltmediziner oder Fachärzte für das öffentliche Gesundheitswesen: „Wir haben einen Mangel in allen drei Fachrichtungen“, sagt der Professor und erklärt das mit Defiziten bei Verdienst, Ausstattung und Patientennähe.

Wer dagegen näher am Patienten arbeiten und gleichzeitig forschen möchte, ist bei der Infektiologie richtig. Allerdings ist das hierzulande ein kleiner Bereich, gut 800 Fachärzte haben die Zusatzqualifikation abgeschlossen. Seit die Bundesärztekammer das Angebot für alle Gebiete der unmittelbaren Patientenversorgung von der Anästhesie bis zur Gynäkologie geöffnet hat, steige die Nachfrage, sagt Herrmann. Sie reicht der Kammer aber noch nicht: „Wir wollen zusätzlich einen Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie bilden und sind gerade dabei, das auszuarbeiten.“ Das soll ein klinischer Facharzt werden mit dem Fokus auf Infektionskrankheiten, auch wenn er in der Inneren Medizin angesiedelt sein wird. „Das war schon 2017 Gesprächsthema, hat jetzt neuen Schwung bekommen und schließt an das europäische Umfeld an.“ In Schweden etwa sind Fachärzte für Infektiologie verbreiteter und gefragter, nicht nur bei Pandemien, sondern auch auf dem Gebiet der Antibiotikaresistenzen.

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