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#Europas Energiekosten auf Rekordhoch

„Europas Energiekosten auf Rekordhoch“

Aus Sorge um die Energieversorgung schnellen die Preise für Strom und Erdgas im europäischen Großhandel nach oben. Am Terminmarkt, also für Lieferungen in der mittleren Frist, kletterte der Preis für eine Megawattstunde Elektrizität im Laufe dieser Woche in Deutschland auf rund 850 Euro. In Frankreich übersprang er sogar die Marke von 1000 Euro – das ist mehr als eine Verzehnfachung innerhalb eines Jahres. Versorger reichen die Mehrkosten im Großhandel sukzessive an die Endverbraucher weiter, wobei in Ländern wie Frankreich und Großbritannien die Preisanstiege staatlich gedeckelt sind. Viele Betriebe trifft die Entwicklung schon jetzt mit voller Wucht. einzelne energieintensive Betriebe haben die Produktion bereits eingestellt.

Die Nervosität der Marktteilnehmer gilt der Versorgungslage im kommenden Winter. „Unternehmen, die in den nächsten Monaten mit Stromausfällen rechnen, aber noch mehr mit wahrscheinlichen Rationierungen in den nächsten Jahren, neigen dazu, sich an den Terminmärkten abzusichern“, sagen die französischen Energiemarktfachleute Christophe Béguinet und Jacques Percebois. Das treibe die Preise weiter. Den Strompreis zusätzlich beflügelt der geringe Pegelstand der Flüsse, weil er die Produktion von Wasserkraftwerken eingeschränkt und den Transport von Kohle erschwert. Hinzu kommt die Verteuerung von CO2-Zertifikaten und die weltweit anhaltend starke Nachfrage nach Energieträgern. Auch die magere Stromerzeugung aus Windrädern wirkt sich kurzfristig auf den Preis aus. In Folge der Flaute wurde in Deutschland zuletzt mehr rekordteures Gas als im Vorjahr verstromt.

Habeck unter Druck wegen der Gasumlage

Die neben der russischen Gas-Lieferdrosselung derzeit größte Unsicherheit geht von den französischen Kernkraftwerken aus. Mit 56 Reaktoren haben sie eine zentrale Rolle in der europäischen Energieversorgung, doch ist wegen defekter Rohrleitungen, hitzebedingten Kühlungsproblemen sowie routinemäßigen Wartungsarbeiten seit Wochen weniger als die Hälfte von ihnen am Netz. Frankreich musste zuletzt viel Elektrizität von seinen Nachbarländern beziehen, nachdem es in den Sommermonaten der vergangenen Jahre mehr exportiert als importiert hat – und dürfte in den Wintermonaten Netto-Importeur bleiben.

Schon werden Stimmen laut, den Stromhandel zu unterbinden. „Wir brauchen ein Moratorium auf Stromexporte aus Deutschland ins europäische Ausland“, forderte der Ko-Fraktionschef der Linken Dietmar Bartsch in der „Augsburger Allgemeinen“. Es sei den Bürgern kaum zu erklären, warum hierzulande der Sparzwang und explodierende Preise gelten sollen, wenn gleichzeitig viel Strom exportiert wird.

In Sorge versetzt Marktteilnehmer, dass sich die Wiederinbetriebnahme der heruntergefahrenen französischen Kernkraftwerke wiederholt verzögert hat. Erst am Donnerstag teilte der Betreiber Électricité de France mit, dass sich die Abschaltung von vier Reaktoren abermals verlängert. Angesichts dessen plant Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) den Strompreis vom hohen Gaspreis zu entkoppeln, berichtete das „Handelsblatt“. Wie schnell das möglich ist und was es bewirken würde, blieb vorerst unklar.

Die gerade beschlossene Gasumlage zur Rettung notleidender Gasimporteure wie Uniper fliegt Habeck derweil um die Ohren. Am Freitag kündigte er an, das Verfahren kurzfristig zu ändern. Es sei mehr als unbefriedigend, dass Unternehmen von der Umlage profitieren könnten, die eigentlich gute Gewinne erzielten und die Hilfe nicht nötig hätten, sagte Habeck. Er wolle „Trittbrettfahrer“ ausschließen. Dafür brauche es eine rechtssichere Lösung, die im September gefunden werden müsse. Die Umlage ganz abzuschaffen, wäre jedoch keine Alternative.

Änderungen bei der Gasumlage

In Berlin sagte ein Regierungssprecher, Kanzler Olaf Scholz (SPD) unterstütze die Gasumlage, es müssten aber Änderungen gesucht werden: „Diese Prüfung gilt es abzuwarten.“ Aus dem Finanzministerium von Christian Lindner (FDP) hieß es am Freitag zu der Umlage, die Idee der sei stets aus Habecks Haus gekommen. Man sei verwundert über Medienberichte, dass das Finanzministerium Treiber der Umlage gewesen sei. Das Wirtschaftsressort sei zudem nie mit dem Vorschlag vorstellig geworden, Bundesmittel statt der Umlage einzusetzen.

Unterdessen hat die deutsche Wirtschaft klargestellt, dass sie zwar weniger Gas nutze als früher und damit Versorgungsengpässen vorbeuge, dass die Unternehmen dafür aber einen hohen Preis zahlten. „Der Rückgang des Gasverbrauchs in der Industrie ist teuer erkauft“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks der F.A.Z.. Er beruhe nicht nur auf Einsparungen und den Umstieg auf andere Energieformen, sondern auch auf Herstellungseinbußen: „Eine erschreckend hohe Zahl von Betrieben sieht sich gezwungen, auf die hohen Energiepreise mit Drosselungen der Produktion oder sogar Stilllegungen zu reagieren.“

Dercks relativierte damit die positiven Aussagen des Präsidenten der Bundesnetzagentur Klaus Müller. Dieser hatte gelobt, dass der Gasverbrauch von Industriekunden im Juli um 21,3 Prozent unter dem Mittelwert der Vorjahre gelegen hatte. „Der Rückgang des Gasverbrauchs der Industrie zeigt, dass wir es schaffen können, eine Gasnotlage abzuwenden“, so Müller. Dercks entgegnete, dass die hohen Gaspreise in der Industrie bereits einen Wertschöpfungsverlust von rund 20 Milliarden Euro angerichtet hätten und regte an, die Notfallzahlungen für die Industrie zu verlängern und auszuweiten. Die Rettung der Gasimporteure belaste die Betriebe zusätzlich: „Im Zuge der Überlegungen zu Korrekturen bei der Gasumlage sollte überlegt werden, die Kosten direkt aus dem Staatshaushalt zu begleichen“, so Dercks. Auch die Chefin des Energieverbands BDEW, Kerstin Andreae sagte: „Der beste Weg wäre eine Stützung der Gasimport-Unternehmen aus Bundesmitteln oder über Kreditabsicherungen gewesen.“

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