Sozialen Medien

Exterritorial: Kill Bill trifft Frankfurt – und das mit deutscher Wucht

Nachdem Sara mit ihrem Sohn in das Konsulat muss, ist dieser verschwunden. Keiner glaubt ihr, weshalb sie auf eigene Faust ermittelt. Der neue Spielfilm von Christian Zübert bietet Action vom Allerfeinsten.

Mit seiner ersten Regie- und Drehbucharbeit «Lammbock» überzeugte der in Würzburg geborene Filmschaffende Christian Zübert unter anderem Sönke Wortmann, der seinen ersten Spielfilm produzierte. Moritz Bleibtreu, Elmar Wepper und Alexandra Neldel wirkten 2001 bei dem Erstlingswerk mit. Es folgten weitere Filme sowie die Inszenierung von «KDD – Kriminaldauerdienst», die bis heute als eine der besten Serien der 2000er-Jahre gilt.

Mit Constantin Television arbeitete Zübert nun am neuen Netflix-Spielfilm «Exterritorial», der von Kerstin Schmidbauer produziert und von Oliver Berben als Executive Producer begleitet wurde. Obwohl die Dreharbeiten in Wien stattfanden, ist die gesamte Atmosphäre des Films in Frankfurt am Main verortet. Schließlich beginnt die Geschichte damit, dass Sara mit ihrem Sohn Josh von Berlin zum amerikanischen Konsulat nach Frankfurt muss – sie hat ein Jobangebot aus den Vereinigten Staaten erhalten. Das würde auch bedeuten, dass die ehemalige Bundeswehr-Profi-Kämpferin in die Nähe der Familie ihres verstorbenen Partners ziehen würde.

Ein Konsulat ist allerdings kein deutsches Bundesgebiet mehr, sondern in diesem Fall ein exterritorialer Teil der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Regeln dort sind streng – nicht einmal ein Smartphone darf mit in die Botschaft genommen werden. Aufbewahrungsboxen gibt es ebenfalls nicht, theoretisch muss man seine Geräte im Hotelzimmer lassen – sofern man eines gebucht hat. Nicht erst seit Donald Trumps Amtszeit heißt es: „America First“. In diesem Fall will Sara etwas von der US-Regierung – wie sie ihre Angelegenheiten organisiert, ist zweitrangig.

Im Konsulat beginnt eine stundenlange Warterei für die Bearbeitung eines Falles. Für gewöhnlich muss für so einen Besuch – nach Recherche im Umfeld – sehr viel Zeit eingebracht werden. Regisseur Zübert verweist jedoch auf einen persönlichen Besuch mit seiner Familie – inklusive Kinderspielzimmer. Dort lässt Sara ihren Sohn kurz spielen, ehe er verschwindet. Sie sucht ihn verzweifelt – doch die ohnehin wenig begeisterten Mitarbeiter erinnern sich angeblich an kein Kind.

Es folgen die obligatorischen Schritte: Das Sicherheitspersonal durchsucht die öffentlichen Räume nach Josh. Als diese Maßnahmen erfolglos bleiben, werden höhere Beamte eingeschaltet, die die deutsche Polizei informieren. Doch die hat nur eine schlechte Nachricht: „Wir können leider nichts für Sie tun – am Eingang endet unser Zuständigkeitsbereich.“ Auch das Telefonat mit Saras Mutter verläuft frustrierend. Diese glaubt ihrer Tochter nicht und verweist auf eine mögliche posttraumatische Belastungsstörung nach den Kriegseinsätzen. Hat sich Sara ihren Sohn nur eingebildet? Oder steckt mehr dahinter? Zübert spielt über eine Stunde mit dieser Ungewissheit, obwohl der Film fast zwei Stunden lang ist.

Weil Sara keine Hilfe bekommt, beginnt sie – wohl aus Sicht vieler – dumme Dinge zu tun: Sie bricht in gesperrte Bereiche des Konsulats ein. Sie klettert aus einem Fenster, versucht über das Gebäude zu gelangen, will auf eine Außentreppe springen – und scheitert. Über Umwege trifft sie auf Kira (gespielt von Lera Abova), die offenbar im Konsulat unter Hausarrest steht.

Beim Fluchtversuch von Sara und Kira zeigt sich erstmals das volle Potenzial des Films: «Exterritorial» ist ein spannender Thriller mit Actionkampfszenen, wie man sie in einem deutschen Spielfilm selten oder nie gesehen hat. Jeanne Goursaud, vor 13 Jahren das Gesicht von „Bebe Young Care“, kämpft in aufwändigen Szenen à la «Kill Bill» minutenlang – teilweise in One-Shot-Aufnahmen. Besonders herausragend: die Kameraarbeit von Matthias Pötsch, der sich mit diesem Projekt möglicherweise selbst ein Denkmal gesetzt hat. In den mehrminütigen Kampfszenen bleibt er hautnah an den Darstellern, stürzt mit ihnen zu Boden, taucht in Pools, erhebt sich blitzschnell und folgt ihnen in einer beeindruckenden Choreografie. Die Kampfszenen sind Hollywood-Niveau – gedreht in Österreich.

Auch das Szenenbild überzeugt: Obwohl das Konsulat auf den ersten Blick eintönig wirkt, wird es durch clever eingesetzte Kamerafahrten und die räumliche Inszenierung in den One-Shots immer wieder zur spannenden Kulisse. Es gibt zahlreiche Überraschungen – auch in der Story, die sich im zweiten Akt spürbar entfaltet. Zübert hat sich für seinen 110-minütigen Film einiges einfallen lassen.

Angesichts der starken Leistungen in Kameraarbeit, Kampfchoreografie und Grundidee kann man kleinere Schwächen in der Logik verschmerzen. Ob ausgerechnet dieses Fenster geöffnet werden kann? Oder ob man wirklich aus verschwommenen Aufnahmen so viel herausholen kann? Geschenkt! «Exterritorial» ist ein Actionfilm mit starker Geschichte, den man gerne schaut – und der zeigt, dass deutsches Genrekino einiges draufhat.

«Exterritorial» ist seit 30. April bei Netflix abrufbar.

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