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#EZB drosselt das Tempo ihrer Anleihekäufe

EZB drosselt das Tempo ihrer Anleihekäufe

Die Europäische Zentralbank (EZB) will offenbar den Fortschritten in der Bekämpfung der Corona-Krise Rechnung tragen und das Tempo ihrer Anleihekäufe etwas reduzieren. Im vierten Quartal, also in den Monaten Oktober bis Dezember, sollen zwar weiterhin Anleihen für Milliardenbeträge gekauft werden, aber offenbar nicht mehr ganz so viele wie im zweiten und dritten Quartal. Das geht aus einer Mitteilung hervor, die am Donnerstag nach der Septembersitzung des EZB-Rates verschickt wurde.   

In der Mitteilung heißt es: „Auf der Grundlage einer gemeinsamen Beurteilung der Finanzierungsbedingungen und der Inflationsaussichten kommt der EZB-Rat zu dem Schluss, dass die günstigen Finanzierungsbedingungen mit einem moderat niedrigeren Tempo der Nettokäufe von Vermögenswerten im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten für den Notfall (PEPP) als in den beiden vorangegangenen Quartalen aufrechterhalten werden können.“

Zuletzt hatten die Notenbanken des Eurosystems monatlich Anleihen für etwa 80 Milliarden Euro aus dem Krisenprogramm PEPP gekauft und zusätzlich für etwa 20 Milliarden Euro aus dem längerfristigen Anleihekaufprogramm APP.

Die Leitzinsen ließ die Notenbank unverändert, und auch einen grundsätzlichen Ausstieg aus den Anleihekäufen deutete sie noch nicht an. Sie wies auf die verbesserte Wirtschaftslage in der Eurozone hin, ließ aber auch die weiterhin bestehenden Risiken aus Pandemie-Entwicklung nicht unerwähnt.   

Inflation in der Eurozone war auf 3 Prozent gestiegen

Ökonomen wie Volker Wieland vom Wirtschaftssachverständigenrat hatten  gefordert, die Notenbank müsse aufpassen, dass sie den Ausstieg  aus der ultralockeren Geldpolitik nicht verschlafe. Der frühere EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing meinte, die EZB hätte längst signalisieren müssen, dass sie die Anleihekäufe zurückzuführen gedenkt.

Die EZB sah sich im August mit einer deutlich gestiegenen Inflation im Euroraum konfrontiert, die auch eine Anhebung ihrer eigenen Inflationsprognosen notwendig machen dürfte. Allerdings argumentiert die Notenbank bislang, dass es sich nur um vorübergehende Phänomene im Zusammenhang mit der Coronakrise handele. In Deutschland war die Inflation  im August nach nationaler Berechnungsweise auf 3,9 Prozent gestiegen, in der Eurozone insgesamt auf 3 Prozent. Inzwischen gibt es kein Euroland mehr mit einer negativen Inflationsrate, in dem also die Preise im Durchschnitt fallen. Estland weist sogar eine Inflationsrate von 5 Prozent auf, Litauen ist bei 4,9 Prozent und Belgien bei 4,7 Prozent. Die EZB verfolgt ein Inflationsziel von 2 Prozent – allerdings mittelfristig: Vorübergehende Überschreitungen werden hingenommen.   

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hält den Anstieg der Inflation für vorübergehend.


EZB-Präsidentin Christine Lagarde hält den Anstieg der Inflation für vorübergehend.
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Bild: Reuters

Öffentliche Äußerungen von Notenbankern hatten zuletzt vermuten lassen, dass sich bei den Anleihekäufen etwas bewegen könnte. Nachdem die amerikanische Notenbank Federal Reserve signalisiert hatte, sie könnte ihre Anleihekäufe noch in diesem Jahr verringern, gab es auch aus Europa Forderungen, etwas zu tun. Neben Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann und dem niederländischen Notenbank-Gouverneur Klaas Knot hatte sich auch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann geäußert: Er wollte sich zwar noch nicht festlegen, wann die Notenbank endgültig aus ihrem Krisen-Anleihekaufprogramm PEPP aussteigt. Bislang ist ein Ende im März kommenden Jahres vorgesehen. „Damit die Käufe dann nicht ruckartig enden müssen, sollten wir sie schon vorher schrittweise zurückfahren, wenn es die Situation erlaubt“, forderte Weidmann.

Finanzmärkte waren zuletzt etwas nervös

Immerhin gibt es starke Argumente, warum die Notenbank es jetzt mit ihren Anleihekäufen mal etwas ruhiger angehen lassen könnte. Die Inflation in der Eurozone ist gestiegen. Zudem wächst die Wirtschaft spürbar, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern beispielsweise auch in Italien. Und nicht zuletzt sind die Finanzierungskonditionen für Unternehmen und Haushalte gut. Dass man auch in der EZB-Spitze solchen Überlegungen gegenüber nicht ganz abgeneigt war, signalisierte in der vergangenen Woche EZB-Vizepräsident Luis de Guindos. Er äußerte sich recht zuversichtlich über die Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone: „Die jüngsten Daten sind sehr positiv.“

Die Frage, wie die EZB sich weiter weiter aufstellen wird, hatte zuletzt auch die Finanzmärkte sehr beschäftigt. Die Nervosität auch am deutschen Aktienmarkt hatte in den vergangenen Tagen zugenommen. Verluste im deutschen Aktienindex Dax waren auch darauf zurückgeführt worden, dass Anleger sich aus Vorsicht zurückgehalten hatten. Am Donnerstag schwankte der Index vor der EZB-Sitzung. Morgens verlor er deutlich bis auf 15.460 Punkte, später gab es eine deutliche Gegenbewegung.

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