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#F wie Frankfurt statt Friedrich

F wie Frankfurt statt Friedrich

Emil wird durch Essen ersetzt, Friedrich durch Frankfurt und Charlotte durch Chemnitz. So könnte man in Zukunft buchstabieren, wenn das Deutsche Institut für Normung (DIN) eine neue Fassung des Buchstabieralphabets verwirklicht. Statt Vornamen, so der Plan des Instituts, soll man künftig Städtenamen zum Ansagen und Diktieren von Texten und Schriftzeichen nutzen.

Der Ausschuss orientiert sich für die Norm DIN 5009 an den Städtekürzeln von Kraftfahrzeug-Kennzeichen mit nur einem Buchstaben. Entsprechend geht M also an München, der Buchstabe H aber nicht an Hamburg („HH“), sondern an Hannover. „Bei den einbuchstabigen Unterscheidungszeichen handelt es sich zumeist um die bekanntesten deutschen Städte“, sagt Julian Pinnig, Sprecher des DIN. Diese seien leicht zu merken. Das DIN bekam Vorschläge über mögliche Schemata, die sie für die Städteauswahl nutzen sollte. Man hätte sich also auch an der Größe orientieren können.

Das sind die Vorschläge für das neue Buchstabieralphabet.


Das sind die Vorschläge für das neue Buchstabieralphabet.
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Bild: dpa

Die 15 Experten im Ausschuss wählten das System der Kraftfahrzeug-Zeichen, weil es eindeutig und nachvollziehbar sei. So werde die Kritik vermieden, dass die Städte subjektiv ausgewählt worden seien. Der Entwurf kann bis zum 20.September online kommentiert werden, dann werden die Anmerkungen ausgewertet. Voraussichtlich Mitte 2022 soll die Tafel offiziell reformiert werden – das erste Mal seit 1996. Entstanden ist das Diktierwerk schon im Jahr 1890.

Anlass der Reform ist ein Hinweis des Antisemitismusbeauftragten des Landes Baden-Württembergs, Michael Blume: „Über Jahrzehnte wurde in Deutschland eine Buchstabiertafel tradiert, aus der die Nationalsozialisten alle deutsch-jüdischen Namen getilgt hatten. Es war Zeit, das gemeinsam aufzuarbeiten und zu beenden.“ Blume, der im Ausschuss des DIN sitzt, spielte damit auf unselige Traditionen an. Aus dem von den Nazis eingeführten „S wie Siegfried“ war zwar in den fünfziger Jahren zumindest offiziell wieder „S wie Samuel“ geworden, und auch „Zacharias“ kam zurück. „N wie Nordpol“ ersetzt aber auch heute noch „Nathan“, und statt „David“ wird noch „Dora“ genutzt.

Abbilden der Lebensrealität ist schwierig

Der Ausschuss arbeitet seit 2020 an der Reform. Zunächst lautete der Vorschlag, zur Buchstabentafel vor der NS-Zeit zurückzukehren oder nur einige Vornamen zu ändern. Es sei allerdings schwierig, die heutige Lebensrealität abzubilden, sagt Eberhard Rüssing, Obmann des zuständigen Arbeitsausschusses. „So enthält die aktuelle Tafel 16 männliche und nur sechs weibliche Vornamen, andere zeitgemäße Namen fehlen komplett. Mit Städtenamen wiederum wurden auch in anderen europäischen Ländern gute Erfahrungen gemacht.“ Die Niederlande, Frankreich und Italien zum Beispiel nutzen schon Städtenamen als Diktierhilfe.

Eine weitere Möglichkeit wäre gewesen, die Buchstabiertafel der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) auch in Deutschland zu etablieren. Darin fehlen allerdings deutsche Sonderzeichen und Umlaute, etwa das Sch und das Ö. Außerdem bezweifelt der Ausschuss, dass „Québec“ für Q und „Zulu“ für Z für Deutsche einleuchtend sind.

Die neue Buchstabiertafel richtet sich vor allem an professionelle Anwender in Wirtschaft und Verwaltung. Gerade in der Ausbildung kaufmännischer Berufe spielt sie weiter eine Rolle und wird beispielsweise in Lehrbüchern abgedruckt. Andere Anwendergruppen wie Rettungsdienste, Polizei und die Luftfahrt sind nicht betroffen – Privatpersonen natürlich auch nicht. Ob die Reform zu einem Umdenken führt, muss sich erst zeigen. Das Institut jedenfalls würde sich darüber freuen, sagt Sprecher Pinnig. „Es handelt sich um ein freiwilliges Angebot, über Sprache und ihre Herkunft nachzudenken.“

Ausgleich zwischen Ost und West

Die Städte, die in der neuen Buchstabiertafel berücksichtigt werden, freuen sich auf die Reform. „Vom damit verbundenen Bekanntheitsgrad würden wir als vergleichsweise kleine Stadt besonders profitieren“, hieß es laut Deutscher Presseagentur aus Tübingen. Eine ähnlich begeisterte Stimme kommt vom Niederrhein: „Wenn es in den Sprachgebrauch übergeht, ist Xanten in aller Munde.“

Gerade in Nordrhein-Westfalen besteht Grund zur Freude. Insgesamt sieben Städte aus dem größten deutschen Bundesland stehen im Entwurf des DIN, beispielsweise Essen, Köln und Düsseldorf. Es folgt Bayern mit vier Städten. Saarland, Rheinland-Pfalz, Bremen, Hamburg und Sachsen-Anhalt gehen nach derzeitigem Stand leer aus. „Wir haben uns bemüht, einen Ausgleich zwischen östlichen und westlichen Bundesländer herzustellen“, sagt Pinnig. Auf der Tafel stehen sieben Städte aus den östlichen Bundesländern, darunter Cottbus, Jena, Potsdam und Zwickau.

Insgesamt wählte der Ausschuss 28 Städtenamen aus – neben den Buchstaben im Alphabet gibt es auch Diktierhilfen für Sonderzeichen und Umlaute. Es bleibt allerdings bei „Y wie Ypsilon“ und „ß wie Eszett“. „Ärger“, „Ökonom“ und „Übermut“ werden zu „Umlaut-A“, „Umlaut-O“ und „Umlaut-U“. Eine weitere Ausnahme ist Görlitz – das einbuchstabige Kraftfahrzeug-Kennzeichen für G wäre Gera. Die Verwechslungsgefahr mit der Stadt Jena (für J) wäre allerdings zu hoch.

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