#Fantasy-Highlight: Der beste Vampirfilm seit Jahren ist das perfekte Anti-Twilight
Inhaltsverzeichnis
Die Jugendliche Sasha hat ein Problem: Selbst mit ihren 68 Jahren zeigen sich die spitzen Vampirzähne einfach noch nicht. Was sicher auch an ihrem generellen Widerwillen liegt, unschuldige Menschen zu töten. Stattdessen stillt sie ihren Hunger mit Blutkonserven aus dem Kühlschrank ihrer Vampir-Eltern, die das Töchterchen allerdings nicht länger durchfüttern wollen. Die Lösung für ihr Dilemma präsentiert sich der Jugendlichen schließlich im Titel des charmanten Fantasy-Films: Humanist Vampire Seeking Consenting Suicidal Person – die humanistische Vampirin macht sich auf die Suche nach einem lebensmüden Opfer.
Wunderbarer Coming-of-Age-Vampirfilm stellt Twilight auf den Kopf
Zu ihrer taffen Cousine abgeschoben, die ihr das Jagen beibringen soll, ist es für Sasha (Sara Montpetit) nur eine Frage der Zeit, bis der Durst zu einem echten Problem wird. Da hilft auch der von Papa noch heimlich zugesteckte Blutbeutel wenig. Doch dann begegnet Sasha Paul (Félix-Antoine Bénard), als der Teenager sich gerade vom Dach einer Bowling-Halle stürzen will. Beim Wiedersehen in einer Selbsthilfegruppe für suizidgefährdete Personen stellt sich unweigerlich die Frage: Ist ihr Aufeinandertreffen ein Fingerzeig des Schicksals?
Die umgekehrte Twilight-Situation eines weiblichen Vampirs, der auf einen männlichen Jugendlichen trifft, umschifft in der kanadischen Fantasy-Tragikomödie gekonnt Romantik-Klischees. Nicht zuletzt deshalb, weil die Basis des Kennenlernens der geplante Tod des Opfers ist. Erblühende Gefühle und die Möglichkeit eines anderen Ausgangs dieser suizidalen Sterbehilfe eröffnet sich erst nach und nach.
Die schüchterne Annäherung der zwei Außenseiter verzichtet auf grafische Blutbäder und stellt stattdessen lieber die realen Teenager-Herausforderungen in einen Fantasy-Kontext. Der bei Paul zu Hause geplante „erste Biss“ ist beispielsweise wie das erste Mal beim Sex inszeniert und lässt einen schmunzeln und trotzdem die schwierige Situation der zwei Jugendlichen nachempfinden: Pullover an oder aus? Kopf neigen und Augen zu? Und was passiert bei Performance-Problemen, die Zähne für den „Akt“ auszufahren?
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Humanist Vampire Seeking Consenting Suicidal Person: Ein
Fantasy-Film mit feinsinnigem Humor im Blut
Die frankokanadische Regisseurin Ariane Louis-Seize beweist in ihrem Spielfilmdebüt ein Gespür für die richtige Stimmungslage ihrer Figuren, wenn sie Humor, Fantasy und einem Schuss Melancholie vermischt. Der verträumt-witzige Tonfall
ihrer feinfühligen Vampirin wirkt wie eine hinreißende Mischung aus Die fabelhafte Welt der Amélie und 5 Zimmer Küche Sarg bzw. What We Do in the Shadows.
Denn während Sara Montpetits schüchterne Hauptfigur mit ihren Rehaugen und dunklen Haaren eine einnehmende Amélie mit Goth-Einschlag sein könnte, speist sich der Witz des Films aus den absurd lustigen Alltagssituationen im Leben einer Vampirfamilie. Ob nun ein ernstes Aufklärungsgespräch mit Mama und Papa, wie gefährlich menschliches Essen für Vampire ist, oder ein Ehestreit der Eltern, bei dem Sashas Mutter sich beschwert, dass seit 200 Jahren ständig sie für die Nahrungsbeschaffung verantwortlich ist: Humanist Vampire steckt Szenen, die jede Beziehung kennt, in einen entzückenden Fantasy-Rahmen.
Im Vampir-Genre verhaftet, ohne dabei zu viele Klischees zu bemühen, geht Humanist Vampire Seeking Consenting Suicidal Person seinen eigenen Weg. Entsprechend kommt auch Pauls menschliche Geschichte nicht zu kurz, der von Mitschülern gemobbt wird und von seiner Direktorin sogar Serienkiller-Tendenzen unterstellt bekommt, nachdem er im Sportunterricht eine verletzte Fledermaus erlöst. Wie er angesichts seines vereinbarten Dahinscheidens als schüchterner Partycrasher über sich hinauswächst, ist ebenso schön anzusehen, wie Sasha, die endlich eine für sie passende Route durchs (untote) Leben findet.
Denn ob Mensch oder Vampir: Am Ende ist dieser Fantasy-Film für alle ein Genuss, die sich manchmal fehl am Platz fühlen. Trotz scheinbar morbider Ausgangsidee ist Humanist Vampire nämlich in Wahrheit eine Freude als eigensinnige Feelgood-Eckzahn-Unterhaltung.
Wie und wo ihr Humanist Vampire Seeking Consenting Suicidal Person schauen könnt:
Der Vorverkauf hat bereits begonnen: Humanist Vampire läuft im September 2024 auf dem Fantasy Filmfest: am Sonntag, dem 8. September 2024, zunächst in Berlin; anschließend am 17.9. in München, Nürnberg, Stuttgart und Hamburg sowie am 23.9. in Frankfurt und Köln.
Für alle, die es nicht ins Kino schaffen, erscheint das Fantasy-Highlight unter dem deutschen Titel Feinfühlige Vampirin sucht lebensmüdes Opfer am 24. Oktober 2024 auf DVD und Blu-ray.
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