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#Fast 600.000 Menschen gehen zur Schuldnerberatung

Fast 600.000 Menschen gehen zur Schuldnerberatung

Im Corona-Krisenjahr 2020 haben sich 588.000 Menschen wegen finanzieller Probleme an die Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen gewandt. Das war ein Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damals hatten 582.000 Privatpersonen die Beratungsstellen kontaktiert, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit. Ob der kleine Anstieg durch die Corona-Pandemie bedingt ist, könne anhand der Daten nicht ermittelt werden, erklärte die Wiesbadener Behörde.

Sehr viele der Überschuldeten, die sich an die Beratungsstellen wandten, waren arbeitslos (43,4 Prozent). Der Wert liegt um ein Vielfaches über dem Durchschnitt in Deutschland. Selbst im Krisenjahr 2020 betrug die Arbeitslosenquote der Bundesagentur für Arbeit zufolge nur 5,9 Prozent. Sie schnellte allerdings nur deshalb nicht noch deutlich höher, weil Millionen Menschen in Kurzarbeit geschickt wurden, die nicht als Arbeitslosigkeit gilt.

Etwa jeder Dritte, der sich an die Beratungsstellen wandte, war Angestellter (35,3 Prozent), jeder Fünfte (20,3 Prozent) „anderweitig nicht erwerbstätig“, also beispielsweise Rentner. Gerade einmal 1,1 Prozent der Hilfesuchenden arbeiteten als Selbständige.

Im Durchschnitt fast 30.000 Euro Schulden

Als Hauptauslöser für ihre Überschuldung nennen die Betroffenen seit Jahrzehnten die gleichen Gründe. Die Prozentzahlen schwanken immer nur leicht. Im Jahr 2020 waren die wichtigsten Gründe Arbeitslosigkeit (19,7 Prozent), gefolgt von Erkrankung, Sucht oder Unfall (16,5 Prozent). Auf Platz drei kommt mit 14,5 Prozent eine „unwirtschaftliche Haushaltsführung“, danach die Scheidung, die Trennung oder auch der Tod des Partners (12 Prozent).

Eine nennenswerte Rolle spielen auch ein längerfristiges Niedrigeinkommen (9,6 Prozent) und eine gescheiterte Selbständigkeit (8,2 Prozent). In der Praxis kommt oft ein Problem zum anderen. Wer beispielsweise viel zu viel Alkohol trinkt, hat über kurz oder lang meist auch Probleme in seiner Ehe und auf der Arbeit.

Durchschnittlich betrugen die Verbindlichkeiten von überschuldeten Personen 29.230 Euro. Erwerbstätige hatten deutlich höhere Verbindlichkeiten (37.000 Euro) als Arbeitslose (21.000 Euro). Überschuldete mit einer Arbeitsstelle wiesen im Vergleich zu Arbeitslosen allerdings ein höheres Netto-Einkommen auf, mit dem sie die Schulden langfristig theoretisch abtragen könnten.

Insgesamt waren die Rückstände der Überschuldeten aber dramatisch hoch. Diejenigen mit Job müssten 26 Mal ihr monatliches Nettoeinkommen ausschließlich zur Schuldentilgung nutzen, bei Arbeitslosen lag dieser Faktor, die sogenannte Überschuldungsintensität, bei 23.

Da vom Nettoeinkommen aber auch Miete, Nahrungsmittel und Kleidung bezahlt werden müssen und für die Schulden zudem Zinsen anfallen, ist es für die Betroffenen völlig unmöglich, ihre Schulden tatsächlich binnen 26 beziehungsweise 23 Monaten zu tilgen. Faktisch ist unter Fachleuten völlig unstrittig, dass Menschen mit einer so hohen Überschuldung keine Chance haben, ohne eine Privatinsolvenz ihre Verbindlichkeiten loszuwerden.

Die Ergebnisse der Überschuldungsstatistik beruhen auf den Angaben von 593 der insgesamt etwa 1430 Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen in Deutschland. Diese stellten anonymisierte Daten von rund 143.000 beratenen Personen bereit. Die Teilnahme an der Statistik ist sowohl für die Beratungsstellen als auch für die Ratsuchenden freiwillig, es gibt keine Auskunftspflicht. Die gemeldeten Daten wurden daher anschließend auf alle beratenen Personen hochgerechnet.

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