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#Sollen die Weihnachtsferien wegen Corona früher beginnen?

Sollen die Weihnachtsferien wegen Corona früher beginnen?

Pro: Ein Stückchen Normalität zu Weihnachten

Johanna Dürrholz

Anke Schipp

Anke Schipp

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Es gibt ein wirksames Mittel, um die Weihnachtsfeiertage im Familienkreis möglichst sicher zu machen: Das Prinzip der „Vorquarantäne“. Optimalerweise vermeidet man für etwa eine Woche vor Weihnachten alle sozialen Kontakte, so gut es geht. Sind in dieser Zeit wirklich gar keine Symptome aufgetreten, dann ist es wahrscheinlich, dass man sich zuvor nicht infiziert hat. Das ist natürlich nicht hundertprozentig sicher; wir wissen, dass gerade junge Infizierte teils gar keine Symptome aufweisen und dass die Karenzzeit des Virus zirka zehn Tage beträgt. Trotzdem: Sich selbst zu isolieren vor einem Treffen mit zum Beispiel den Großeltern, das hat Virologe Christian Drosten schon im Oktober in seinem Podcast im NDR empfohlen.

Nun bin ich mir sicher, dass Lehrkräfte und anderes Schulpersonal gerade alle ihr Bestes tun, um zu verhindern, dass sich das Virus in ihren Klassen ausbreitet. Viele Lehrerinnen und Lehrer gehen an ihre Grenzen, um den Stoff durchzukriegen und gleichzeitig alle Hygieneregeln einzuhalten. Meine Schwester ist Grundschullehrerin und erzählt, dass sie sich spezielle Aufgaben überlegt, die die Kinder machen können, während sie sich die Hände waschen. Wenn 25 Kinder an einem Waschbecken anstehen und sich gründlich die Pfoten säubern, nach jeder Pause, dann dauert das. Mit neuem Stoff kann man in dieser Zeit aber auch nicht anfangen. Darum haben jetzt alle Kinder eine sogenannte Sternchenmappe mit „schönen“ Aufgaben bekommen – an denen können sie nach Herzenslust und in Freiarbeit weiterarbeiten.

Trotz aller Bemühungen gibt es immer wieder Corona-Fälle an Schulen, wie es ja auch in allen anderen Lebensbereichen immer wieder Corona-Fälle gibt. Da Kinder häufig wenig bis gar keine Symptome aufweisen, werden Infektionen bei ihnen oft nicht oder nicht sofort erkannt. Teilweise wird nach einem Corona-Fall nicht einmal mehr die ganze Klasse in Quarantäne geschickt. Das finde ich bedenklich – auch wenn ich alle Eltern, die durch so eine Quarantäne eine Zusatzbelastung haben, nur zu gut verstehen kann. Ein Ort, an dem viele junge, oft sorglose Menschen auf begrenztem Raum zusammen sind, es wäre komisch, wenn sich ein Virus dort nicht auch ausbreiten würde.

In diesem Jahr haben wir das Glück, dass der 24. Dezember ein Donnerstag ist. Wenn der letzte Schultag Freitag, der 19. Dezember wäre, hätte man zum ersten Weihnachtsfeiertag die sieben Tage Vorquarantäne eingehalten. Dann könnte man ältere Verwandte ohne schlechtes Gewissen besuchen. Ich möchte weder Schülern noch Lehrern unterstellen, dass sie in der Vorweihnachtszeit nicht mehr arbeiten, und doch erinnere ich mich noch gut daran, dass wir zumindest in einigen Fächern in den Tagen vor Weihnachten auch gern mal Filme geschaut oder Weihnachtslieder gesungen haben (der Vorteil von G9). Vielleicht könnten Schüler dies, oder auch andere Schulaufgaben, stattdessen zu Hause machen.

Natürlich müssen sich dann alle zusammenreißen und auch andere Tätigkeiten vorverlagern, etwa die Weihnachtseinkäufe, was gerade für Mütter und Väter ein organisatorischer Aufwand wäre. Es ist aber Quatsch, die Schulen zu schließen und sich doch am 23. Dezember durch überfüllte Geschäfte zu drängeln. Für andere ist das Prinzip Vorquarantäne sowieso nicht möglich, etwa Krankenhaus- und Pflegepersonal oder Mitarbeiter im Supermarkt.

In meinem engen Familienkreis gibt es gleich mehrere Lehrerinnen und einen Risikopatienten. Uns Weihnachten nicht zu sehen, das würde alle sehr schmerzen. Ein paar Tage eher in die Ferien zu gehen, das könnte für viele Familien in diesem Jahr bedeuten, dass sie ihre älteren Verwandten nicht allein lassen müssen. Dass sie sich sehen, einander Halt geben und vielleicht auch trösten können. Dass sie gemeinsam ein Jahr abschließen, das für niemanden leicht war. Und dass sie einmal, ein einziges Mal im Jahr 2020, ein Stückchen Normalität leben: ein Weihnachtsfest mit der Familie. Johanna Dürrholz

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