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#Analphabetismus Kindern erklärt

Zugegeben, das Fremdwort für dieses Problem ist eine Herausforderung auch für Leute, die dieses Problem eigentlich gar nicht haben: Analphabetismus bezeichnet Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben. Wer genau hinschaut, entdeckt in dem langen Wort das etwas vertrautere „Alphabet“, mit dem die Buchstaben benannt werden, die Vorsilbe „an-“ verweist bei den alten Griechen, von denen wir das Fremdwort übernommen haben, auf das Gegenteil. Ein Analphabet ist also jemand, der es nicht so hat mit den Buchstaben. Wobei niemand ein Kindergartenkind so nennen würde, und auch Schulkinder, die ja erst lernen müssen zu lesen und zu schreiben, werden nicht so bezeichnet, sondern Menschen, die es eigentlich können müssten.

Sie müssten es können, weil es eine Schulpflicht gibt, man also eigentlich gar nicht darum herum kommt, es zu lernen, und weil es einfach wirklich schwer ist, in unserer Gesellschaft zurechtzukommen, ohne richtig lesen und schreiben zu können. Das Wörtchen „Richtig“ ist dabei wichtig, weil es hier nicht nur um Leute geht, die kein einziges Wort lesen oder schreiben können, nicht einmal ihren eigenen Namen, sondern auch um alle, die schon mit längeren Sätzen ihre Schwierigkeiten haben, die beim Lesen ins Stocken geraten, noch einmal von vorne anfangen müssen und sich, wenn es schließlich geschafft ist, nicht gut merken konnten, was sie gerade gelesen haben.

Menschen mit diesen Schwierigkeiten nennt man funktionale Analphabeten, und von ihnen gibt es eine ganze Menge, auch bei uns in Deutschland. Mehr als sechs Millionen sind es immer noch, das ist jeder achte Erwachsene im Land. Die Mehrzahl von ihnen sind Männer. Die meisten sind ältere Menschen. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen hat Deutsch als Muttersprache gelernt. Mehr als sechzig Prozent haben keinen oder nur einen niedrigen Schulabschluss, und etwa zwei Drittel von ihnen haben einen Job und Familie. Das muss man erst einmal schaffen: zu arbeiten und alles hinzubekommen, was es für das Leben einer Familie so braucht, ohne richtig lesen und schreiben zu können. Dass Analphabetismus nichts mit Intelligenz zu tun hat, kann man schon daran sehen.

Unsere Kolumne „Wie erkläre ich’s meinem Kind?“


Unsere Kolumne „Wie erkläre ich’s meinem Kind?“
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Bild: F.A.Z.

Und womit sonst? Dass in Deutschland alle Kinder in die Schule gehen müssen, heißt noch lange nicht, dass sie es mit gleichen Voraussetzungen tun. Bei manchen wird das Lesen und Lernen nicht so wichtig genommen wie in anderen Familien, es kommt vor, dass die Eltern wenig Zeit haben oder andere Probleme. Für manche Kinder, bei denen zu Hause nicht Deutsch gesprochen wird, ist es schwieriger, weil sie in der Sprache Nachholbedarf haben und zugleich die Schrift lernen müssen. Die Schule schafft es manchmal nicht, alle Kinder ihren Bedürfnissen entsprechend zu unterstützen und zu fördern. So kann es passieren, dass ein Kind nicht das bekommt, was es zum Lesen- und Schreibenlernen braucht. Und manchmal fällt das gar nicht so auf, weil das Kind es zu verheimlichen versucht – mit mulmigem Gefühl und sinkendem Selbstvertrauen, weil der Abstand zu den anderen in der Klasse immer größer wird.

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