Wissenschaft

#Rekord-alte Quallen-Fossilien

Majestätisch gleiten sie durch die Meere – und das schon seit Ewigkeiten, belegen nun die ältesten bekannten Überreste von Quallen: Forscher berichten über die erstaunlich gut erhaltenen Fossilien glockenförmiger, freischwimmender Nesseltiere aus dem Zeitalter des Kambriums. Vor etwa 505 Millionen Jahren erbeuteten diese bis zu 20 Zentimeter großen Medusen schon mit ihren Tentakeln kleine Wassertiere. Die Entwicklung des „Quallen-Konzepts“ geht demnach auf die sogenannte Kambrische Explosion zurück, sagen die Wissenschaftler.

Pulsierende, glockenförmige Wesen aus gallertartiger Substanz: Durch ihre skurril wirkenden Merkmale gehören die Quallen zur Prominenz der marinen Lebenswelt. Eigentlich handelt es sich aber gar nicht um eine bestimmte Tierform, sondern um ein Lebensstadium spezieller Nesseltiere. Diese sogenannten Medusozoen leben zeitweise festsitzend als Polypen und bringen dann im Rahmen der sogenannten Metagenese ihr freilebendes Medusen-Stadium hervor. Diese haben meist eine glockenförmige Struktur und bewegen sich mithilfe eines durch Kontraktionen erzeugten Wasserstroms fort. Viele Quallen besitzen auch Tentakel mit Nesselzellen, mit denen sie kleine Wassertiere erbeuten und zu ihrer zentralen Mundöffnung befördern.

Dem Medusen-Konzept auf der Spur

Wie aus der großen Vielfalt und Verbreitung der Medusozoen unter den Nesseltieren hervorgeht, handelt sich um ein ausgesprochenes Erfolgskonzept in der Entwicklungsgeschichte. Dieses ist schon sehr alt, denn die Nesseltiere entstanden bereits, als sich die Tierwelt im Rahmen der sogenannten Kambrischen Explosion stark entfaltete. Während versteinerte Polypen schon aus 560 Millionen Jahre altem Gestein bekannt sind, blieb der Ursprung der Medusen bei den Nesseltieren bisher allerdings unklar.

„Obwohl man davon ausgeht, dass Quallen und ihre Verwandten sehr alt sind, ist es ausgesprochen schwierig, sie im Fossilienbestand nachzuweisen“, sagt Seniorautor Joe Moysiuk von der University of Toronto. Denn die hauptsächlich aus Wasser bestehenden Gallert-Wesen haben kaum Spuren hinterlassen. Doch bei den Funden, die das Team nun präsentiert, war dies erstaunlicherweise nicht der Fall. Sie stammen aus dem Burgess-Schiefer der kanadischen Rocky Mountains, der bereits für seine detailliert erhaltenen Fossilien von kambrischen Lebewesen berühmt ist. Das prominenteste Wesen ist dabei wohl der garnelenähnliche Anomalocaris mit seinen bizarren Greifwerkzeugen.

Erstaunlich detailliert erhaltene Quallen

Wie die Forscher berichten, basieren ihre Ergebnisse nicht etwa auf einem,

Fossil zweier Burgessomedusa-Quallen mit sichtbaren Tentakeln © Jean-Bernard Caron, Royal Ontario Museum

sondern gleich auf über 170 außergewöhnlich gut erhaltenen Fossilienfunden, die auf ein Alter von etwa 505 Millionen Jahre datiert werden. Sie zeigen detailliert die Strukturen eines Wesens, das sie nun als die Art Burgessomedusa phasmiformis beschreiben. Das Tier besaß den Untersuchungen zufolge einen leicht quaderförmigen Schirm von bis zu 20 Zentimeter Höhe. Am Rand war dieser mit über 90 fingerartigen Tentakeln ausgerüstet, die wohl dem Einfangen von Meerestieren dienten. Die morphologischen Merkmale legen außerdem nahe, dass sich das Wesen durch pulsierende Bewegungen fortbewegte, sagen die Forscher.

Ihnen zufolge geht aus den Merkmalen somit deutlich hervor, dass es sich um das freilebende Entwicklungsstadium eines Nesseltieres gehandelt hat – eine Qualle. Das Tier besaß dabei bereits Ähnlichkeiten mit den heutigen Vertreterinnen der Würfel- und Schirmquallen, sagen die Forscher. Im Rahmen der Studie zeigen sie auch auf, dass zuvor als mögliche Quallen-Überreste interpretierte Fossilien aus dem Kambrium anderen Lebensformen zuzuordnen sind. „Wir definieren Burgessomedusa phasmiformis damit nun als die älteste makroskopische und freischwimmende Meduse im Fossilbericht“, schreiben die Wissenschaftler. Offenbar geht die Evolution des Lebenszyklus mit Medusenstadium demnach auf die Zeit der Kambrischen Explosion zurück, resümiert das Team.

Abgerundet wird die Entdeckung von einem besonderen Highlight unter den

Quallen-Fossilien (rechts) und Spuren des Top-Arthropoden-Räubers Anomalocaris canadensis. © Desmond Collins, Royal Ontario Museum

Burgessomedusa-Fossilien, berichten die Forscher: Die Quallen wurden auch gemeinsam mit Spuren des berühmten „Beutegreifers“ der Ära – Anomalocaris – konserviert. Dies verdeutlicht damit besonders eindrucksvoll: „Neben Anomalocaris waren auch diese Quallen schon effiziente schwimmende Raubtiere in den kambrischen Meeren“, sagt Co-Autor Jean-Bernard Caron von der University of Toronto.

Quelle: Royal Ontario Museum, Fachartikel: Proceedings of the Royal Society B Biological Sciences. Doi: 10.1098/rspb.2022.2490

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