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#Ferdinand von Schirachs „Feinde“: ARD-Doppelfilm leider nicht doppelt gut

Ferdinand von Schirachs „Feinde“: ARD-Doppelfilm leider nicht doppelt gut

Ferdinand von Schirachs neues Werk „Feinde“ ist ein Doppelfilm in der ARD und den Regionalprogrammen geworden. Aber er ist nicht doppelt gut.

Strafverteidiger Biegler (Klaus Maria Brandauer) hat in Schirachs „Feinde“ unbeugbare Grundsätze. Foto: WDR/Degeto/Moovie GmbH/Stephan Rabold

„Feinde“ von Schirach: Suche nach der eingesperrten Lisa

Der Polizist Peter Nadler (Bjarne Mädel) ist fest überzeugt: „Es gibt das Böse.“ Und er ist sich auch ganz sicher, dass ihm ein böser Mensch gegenübersitzt: Georg Kelz, Wachmann bei der reichen Familie von Bode und dringend im Verdacht, deren zwölfjährige Tochter Lisa entführt zu haben. Nadler schaut Kelz ganz fest in die Augen, aber er bekommt kein Geständnis, nur die Andeutung eines Lächelns. Ein Beweis sieht anders aus. Und während Nadler noch versucht, aus dem jungen Mann die Wahrheit herauszuholen, ist Lisa in einem versperrten Raum ganz allein, und niemand weiß, wo sie zu finden ist. Niemand außer – vermutlich – Georg Kelz.

Früher waren in Deutschland die Kirchen für das Böse zuständig, heute ist es Ferdinand von Schirach. Der Schriftsteller erzählt von Menschen, die Verbrechen begehen, und nimmt dabei die Perspektive seines ursprünglichen Berufs ein – als Strafverteidiger kann er durchaus auch an das Böse glauben, aber er sucht nach Aspekten, die ihm helfen, eine Tat zu verteidigen, sie also zuerst einmal zu verstehen.

Inzwischen hat Schirach sich mit Hilfe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu Deutschlands wichtigstem Verfechter der Rechtsstaatlichkeit entwickelt. Auch das neue Projekt „Feinde“ führt wieder mitten hinein in die Mühlen der Justiz, die manchmal frustrierend sind, weil sie nicht immer das Ergebnis bringen, das sich der „gesunde“ Menschenverstand erhofft.

Biegler (Klaus Maria Brandauer, 2. v. li.) bespricht den Fall mit seinem Teamkollegen Salomon Weider (Marc Hosemann, li) und einer weitere Anwältin (Cristin König, re.). Foto: Foto: WDR/Degeto/Moovie GmbH/Stephan Rabold

„Feinde“ rollt die Entführung von zwei Seiten auf

„Feinde“ rollt den Fall der Entführung von Lisa von Bode von zwei Seiten auf: einmal aus der Perspektive des Polizisten Nadler, einmal aus der des Strafverteidigers Biegler, der mit dem bald 80 Jahre alten Klaus Maria Brandauer hochkarätig, aber auch ein wenig überkandidelt besetzt ist. Die Pointe der ganzen Sache ist, dass „Feinde“ aus zwei Filmen besteht, die wie zwei Seiten einer Medaille eine ganze Wahrheit enthalten. Das Erste zeigt zur Primetime den Film „Feinde – Gegen die Zeit“, während in den Dritten zugleich „Feinde – Das Geständnis“ läuft.

Eine Abstimmung gibt es zum Glück nicht, denn da müsste man die Bevölkerung danach fragen, ob man aus einem Verdächtigen Information auch herausfoltern dürfen sollte. Das will man aber dann doch nicht einem Volksentscheid überlassen, schon gar nicht einem spontanen nach Ansicht zweier recht bieder erzählter und inszenierter Fernsehfilme.

Kommissar Peter Nadler (Bjarne Mädel) und seine Kollegin Lansky (Katharina Schlothauer) suchen nach der entführten Lisa. Foto: WDR/Degeto/Moovie GmbH/Stephan Rabold

Eine Mogelpackung: Wenig komplexe Figuren in trivialer Welt

„Feinde“ ist nämlich eine Art Mogelpackung, die beiden Versionen stehen nicht wirklich in einem Verhältnis zueinander, die auf gleiches Recht und rationale Abwägung hinausläuft. Und Biegler/Brandauer
mag zwar mit den ihm zugedichteten Marotten (Zigaretten- und Spiegeleiersucht) persönlich ein schräger Typ sein, im Gerichtssaal spricht aus ihm  mit sonorer Stimme die deutsche Verfassung selbst.

Ferdinand von Schirach hat zweifellos Verdienste darin, das Lese- und Televolk in die Prozeduren der Rechtsstaatlichkeit einzuüben, und der Produzent Oliver Berben schlachtet das für die GEZ-Welt immer wieder gewinnbringend aus. „Feinde“ aber verfehlt in seinem Theseneifer die einfachste Bedingung für einen guten Film: halbwegs komplexe Figuren in einer nicht trivialen Welt zu zeigen. bert rebhandl

  • ARD und dritte Programme, 3.1., 2 Filme à 90 Min, mit extra Schnittfassung nur für die Mediathek. Im Anschluss läuft eine Dokumentation, dann jeweils im Ersten und auf den Dritten der Film, der zuvor nicht gelaufen ist. Dann auch in der Mediathek zu sehen.

Mehr zum Thema

Wir sprachen mit Schirach im Interview über die Nähe von Täter und Opfer. Von Schirachs Gott am Berliner Ensemble überzeugte auch nicht ganz: Außer Thesen nichts gewesen. Die besten Berlin-File haben wir hier gesammelt.

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