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#„Filmdrehs sind Traumblasen“

„Filmdrehs sind Traumblasen“

Herr Schuch, in dem Film „Lieber Thomas“ spielen Sie die Rolle des wider­ständigen DDR-Intellektuellen Thomas Brasch. Wie war das für Sie?

Das war ein riesiges Geschenk für mich als Schauspieler. Jemanden zu spielen, der sein inneres Sein und seine Gefühlswelt so nach außen kehrt, ist facettenreich. Er hat so viele unterschiedliche Leben gehabt, die er gleichzeitig gelebt hat. Er war ein trieb­hafter Mensch, voller übersprudelnder Energie. Es ist toll, als Schauspieler eine Person zu verkörpern, bei der man alle Amplituden des Lebens ausleuchten kann.

Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Ich habe viele seiner Werke gelesen und klassisch studiert. Erst habe ich mich auf seine Literatur eingelassen. Dann habe ich in seltsamen Privatarchiven geforscht, nach Fotografien gesucht, um einen ­intimen Eindruck von diesem Menschen zu bekommen. Daneben habe ich mich mit Weggefährtinnen getroffen – Frauen waren ein wichtiger Teil seines Lebens. In der Theaterszene sind ihm viele Menschen begegnet. Brasch ist damals ein Superstar gewesen, jeder wollte sich mit ihm um­geben, auf seinen Partys sein. Er war einer der klügsten Köpfe seiner Zeit, denn er hat sich nie mit Oberflächlichkeiten abgefunden. Zudem hatte er eine riesige Energie. Er ist eine Kerze, die von zwei Seiten brennt, das haben Weggefährten über ihn gesagt. Erst ist in seinem Leben alles strahlend, und plötzlich ist es zappenduster.

Sie selbst sind 1985 in Jena geboren. Brasch ist Ihre erste Rolle, in der Sie einen Ost-Intellektuellen verkörpern. Ist das eine besondere Herausforderung?

Nein, aber ein spannender Charakter. Ich habe nur fünf Jahre in der DDR gelebt, aber war immer von Menschen umgeben, die diese Zeit in sich aufgesogen und den Systemwechsel am eigenen Leib gespürt haben. Jeder hat seine Geschichten, ob im Familienkreis, im Freundeskreis oder in der Schule. Du kriegst direkt oder indirekt eine Sozialisierung mit. Und wenn es der Schlagzeuglehrer ist, der erzählt, dass er seine Bass-Drum mit einem Duschkopf erneuern musste, weil er die Klöppel nicht bekommen hat. Das sind diese witzigen bis traurig-schicksalhaften Erzählungen, diese Geschichten des Zerreibens und des Verrats. In der Hinsicht scheint Braschs Geschichte irgendwie vertraut. Seine ganze Familie ist hochinteressant – der Vater als stellvertretender Kulturminister der DDR. Er wusste oft nicht, wo er gerade steht, was er wirklich will. Man kann in seiner Lyrik eine Ahnung von ihm bekommen. Das ist dann meine Inspiration. Aber mehr als In­spiration darf es auch nicht sein, sonst komme ich nicht zum Spielen. Wenn ich zu sehr mit dem Konvolut an Wissen, das ich gesammelt habe, an eine Rolle rangehe, werde ich verrückt.

Fällt es Ihnen leichter, Romanfiguren zu spielen?

Nein, das würde ich nicht sagen. Bei Romanadaptionen vermische ich fiktive Biographien mit realen Persönlichkeiten.

Wie kommt es, dass Sie gerade in so vielen Literaturverfilmungen auftreten?

Es sind spannende Stoffe, meistens aus Zeiten, in denen es große Reibepunkte gibt und in denen die Umstände so gewaltig sind, dass sie die Figuren prägen. Das gibt uns als Schauspieler Energie.

Waren Sie schon davor mit Thomas Brasch in Berührung gekommen?

In der Schauspielschule hatte ich einen Text von Brasch oft gelesen. „Warum spielen“ hieß der. Der hing in meinem Spint in Leipzig und war ein leidenschaftliches Pamphlet für das Schauspielen. Welche Vorteile diese Profession gegenüber einem normalen Alltag bringt. Es geht darum, dem Menschen einen Spiegel vorzuhalten, lügen zu dürfen, das zu machen, was man will. „Warum spielen, um zu spielen“ ist der letzte Satz darin. Das hatte so was Ernsthaftes und Leichtes gleichzeitig. So wie alle Texte von Brasch, die ich in ihrem Tiefgang vor allem durch die Interpretation von Katharina Thalbach kennengelernt habe. Sie nimmt ihm die Schwere, denn er hat wahnsinnig viel Witz in seinen Texten.

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