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#Filmemacher Paolo Taviani wird 90

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Filmemacher Paolo Taviani wird 90

Reale Ereignisse mit filmischen Mitteln zu poetisieren, ohne die Brutalität der Realität zu verschleiern, das haben wenige so kreativ vermocht wie das italienische Regie-Bruderpaar Paolo und Vittorio Taviani. Wenn in „Padre Padrone“ („Mein Vater, mein Herr“, 1977 ) ein Vater wütend über sardische Felder nach Hause läuft, weht durch den Abendwind Mozarts Klarinettenkonzert, das hier so fehl am Platz scheint wie der Sohn, der sich vom Hirtendasein emanzipieren will. Das Radio des Sohnes wird der Vater im Waschbecken ertränken, den Sohn aber kann er nicht mehr so einfach verstummen lassen.

Es ist schwer zu sagen, welchem der Brüder solche Ideen einfielen, die den beiden 1977 die Goldene Palme in Cannes bescherte. Paolo und Vittorio Taviani trugen nicht nur das gleiche Brillenmodell (als würden sie noch betonen wollen, dass ihre Filmvision den gleichen Blick hat), sie sprachen auch in Interviews nur in der Wir-Form über ihre Entscheidungen. Doch dass sie überhaupt in Regiestühlen gelandet waren, dafür war Paolo verantwortlich: Entweder die Brüder machen Filme, oder sie sterben, soll er dem eigenen Vater gesagt haben.

Aus Kriegserinnerung wird Oper

Dass Kunst nur aus solchen absoluten Entscheidungen entstehen konnte, legten Kindheitserlebnisse nahe. 1931 im toskanischen San Miniato geboren, wuchs Paolo Taviani mitten in die Wirren des Zweiten Weltkriegs hinein. Der Vater, ein Rechtsanwalt mit Liebe zur Oper, kämpfte im Widerstand gegen die Faschisten. Ein Priester führte die Brüder zum schlafenden Vater, den er im Glockenturm versteckt hatte: „Da haben wir verstanden, dass das Leben nicht so aussieht, wie sie es uns in der Schule erzählten“, so Taviani. 1944 verübten die Faschisten ein Massaker an den Dorfbewohnern, die sich in die Kirche geflüchtet hatten, 55 wurden getötet, das Elternhaus durch Bomben zerstört.

Das gemeinsam Durchlittene schweißte ihn mit seinem zwei Jahre älteren Bruder zusammen (den er mittlerweile schon drei Jahre überlebt hat). Als sie Roberto Rossellinis Kriegsfilm „Paisà“ sahen, wussten sie, dass sie hinter die Kamera wollten. Neben dem italienischen Neorealismus ließen sie sich von Sergej Eisensteins Sowjetrealismus inspirieren, beides Kunstströmungen, die den Blick vom Bürgertum ab- und den Benachteiligten zuwandten. Die Tavianis behielten ihn bis zuletzt bei, als sie für „Cäsar muss sterben“ (2012 mit dem Goldenen Bären prämiert) im Hochsicherheitsgefängnis die Shakespeare-Proben von Mördern und Mafiosi filmten.

Der Krieg und der Kampf des Vaters prägte ihr Werk lange. In „Die Nacht von San Lorenzo“ (1982 in Cannes mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet) verdichteten sie das Erlebte ins Magische: wenn in der Weite eines Weizenfelds ein kleines Mädchen vor dem Gewehrlauf eines Schwarzhemds zu beten beginnt und ihre Worte die Bauern in römische Soldaten verwandeln, die den Faschisten mit Speeren durchbohren, während Wagner läuft, wird aus Kriegserinnerung Oper. Paolo Taviani wird an diesem Montag 90 Jahre alt.

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