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#Lautes Klagen in der City

Lautes Klagen in der City

Die politische Botschaft ist angekommen, die Menschen bleiben angesichts der steigenden Infektionszahlen in der Corona-Pandemie zu Hause. Das spüren die Händler in den Stadtzentren, deren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um gut ein Drittel niedriger liegt. Das berichteten sie dem Handelsverband HDE, der sich auch davon alarmiert zeigt, dass die Kundenfrequenzen in den Geschäften um 43 Prozent unter den Vorjahreswerten liegen – was dazu führe, dass viele Händler in den Innenstädten nicht mehr wirtschaftlich arbeiten könnten. „Trotz geöffneter Ladentüren geraten hier viele Existenzen in Gefahr, das sind schlechte Nachrichten auch für unsere Innenstädte“, sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Anders als etwa die Gastronomie dürfen die Geschäfte weiterhin geöffnet bleiben, mit dem nun anstehenden Weihnachtsgeschäft beginnt für die meisten Händler die wichtigste Zeit im Jahr.

Jonas Jansen

Dass der Handelsverband seine Forderung nach Staatshilfen ausgerechnet am Montag abermals stellte, liegt vor allem daran, dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten am gleichen Tag zu weiteren Verhandlungen im Umgang mit Corona-Maßnahmen traf. „Die Politik hat versprochen, die Unternehmen mit den Folgen der Pandemie nicht alleinzulassen. Jetzt gilt es, dieses Versprechen auch für den innerstädtischen Einzelhandel einzulösen. Ansonsten bluten unsere Stadtzentren aus und veröden dauerhaft“, klagt Genth.

In einer Umfrage des Instituts für Handelsforschung (IFH) gab kürzlich mehr als die Hälfte der Verbraucher an, Innenstädte zur Weihnachtszeit meiden zu wollen. Im Weihnachtsgeschäft wird deshalb vor allem der Online-Handel zulegen, während der stationäre Handel schrumpft oder stagniert. Nur sind die Grenzen dabei fließend, auch jeder Modehändler in der Einkaufsstraße könnte ein Online-Händler sein – nur haben viele stationäre Händler den Weg zu Online-Verkaufsplattformen bislang gescheut.

Einzelhändler kooperieren mit Google

Nach Schätzungen des Einzelhandelsverbands sind rund 250.000 Einzelhändler überhaupt nicht im Netz präsent, die Hälfte davon hat nicht einmal eine eigene Internetseite. Gemeinsam mit dem Internetriesen Google wirbt der Handelsverband derzeit stark im Fernsehen und im Netz für eine recht neue Kooperation, in der Google den Geschäften ein Produkt-Paket zusammenstellt und ihnen Schulungen anbietet. „Das Ziel der Initiative ist es, die enorme Spannbreite zu reduzieren, die wir in Deutschland bei der Digitalisierung sehen“, sagte Googles Deutschland-Chef Philipp Justus kürzlich der F.A.Z.

Auch die Deutsche Post versucht seit April mit ihrer Initiative „DHL lokal handeln“, mehr Händler ans Netz anzubinden. Dadurch sind nach DHL-Angaben mehr als zwei Millionen Bestellungen generiert worden, die es sonst nicht gegeben hätte, weil mehr als 500 Händler nun Kunden erreichen, die sonst wegen des Corona-Lockdowns weggeblieben wären, teilte DHL am Montag mit. „Wenn Corona eines gezeigt hat, dann ist es das, wie wichtig die digitale Verfügbarkeit und einfache Bestellung der Waren im Netz für die Verbraucherinnen und Verbraucher und damit für den Einzelhandel ist“, sagt Ole Nordhoff, der unter anderem den Vertrieb für Post und Paket in Deutschland leitet. Die Post arbeitet nun auch stärker mit dem Handelsverband zusammen, um Händlern in der digitalen Transformation zu helfen mit einem Ratgeber, der dabei unterstützen soll, das stationäre Geschäft digital verfügbar zu machen.

Nun gehören Unternehmen wie DHL oder Google bislang eher zu Gewinnern der Krise, weil sich die Nachfrage nach ihren Angeboten stark erhöht hat. Ihre Hilfsangebote sind daher natürlich gleichzeitige Kundenbindungsprogramme: ob es nun darum geht, mehr Pakete zu verschicken oder bessere Google-Suchangebote zu haben, weil mehr Unternehmen ihre Daten zur Verfügung stellen. Manche Händler scheuen auch deshalb den Schritt ins Netz, weil sie sich vor der vermeintlichen Übermacht der Großen fürchten.

Online-Präsenz lohnt sich oft lokal

Das betrifft freilich nicht nur den Handel, sondern auch andere Branchen, die Dienstleistungen anbieten. Wer künftig auf Amazon eine Lampe kauft, könnte angeboten bekommen, dass sie vor Ort montiert wird. Das bringt einem Elektriker zwar neue Kundengruppen, doch wird ihm dieser Kontakt in Zukunft durch Amazon vermittelt – das freilich dafür seinen Anteil haben will. Große Plattformen schieben sich als Intermediär zwischen die Suchenden und die Anbieter.

„Der Druck von Google, Facebook oder Amazon ist brachial“, sagt Patrick Hünemohr, der Geschäftsführer der Kölner Greven Unternehmensgruppe ist und sich seit mehr als 30 Jahren um Digitalisierungsprojekte kümmert. „Man sollte sie nutzen, aber gleichzeitig die Kundenschnittstellen behalten. Man darf sie nicht heranlassen an die lokale Kundenbeziehung“, sagt Hünemohr. Die Schmerzpunkte für stationäre Unternehmer sind nach Ansicht des Fachmanns immer ein Abriss an Kontakten, wie ihn etwa Taxifahrer gespürt haben, als Konkurrenten wie Uber in den Markt drängten.

Das merken die Händler in den Innenstädten nun auch verstärkt, weil die Kunden in der Corona-Pandemie wegbleiben und andere Angebote entdecken. Dabei sind die digitalen Chancen noch groß: Jede dritte Suchanfrage bei Google ist eine lokale Anfrage, und fast drei Viertel der Suchenden gehen im Umkreis von 8 Kilometern einkaufen. Einer Studie von Greven zufolge hat ein Fünftel der befragten Konsumenten während des Lockdowns lokale Online-Services ausprobiert, die sie vorher nicht kannten – wie Online-Kurse, Lieferungen von Restaurants oder Kochkurse. Die Online-Präsenz auszubauen dürfte sich also auch für Händler lohnen.

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