Nachrichten

#Der Milliardenstreit um die Cookies

Der Milliardenstreit um die Cookies

Die heftigste Reaktion kam von Oracle. Google „merzt jeden Anschein von Wettbewerb in der Online-Werbung aus, ohne tatsächlich die Privatsphäre zu verbessern“, heißt es in einem Blogpost des Oracle-Vizepräsidenten Ken Glueck. Das Verhalten sei vor allem eines: den Wettbewerb schädigend.

Gustav Theile

Google hat Anfang März angekündigt, künftig keine personalisierte Werbung mehr anzuzeigen. Für viele Beobachter kam die Mitteilung wenig überraschend. Dennoch sorgte sie aufgrund ihrer Deutlichkeit für Schlagzeilen. Und viele sahen darin ein gutes Zeichen, dass Google Datenschutz ernster nimmt. In der Branche selbst sind dagegen viele besorgt, dass der Werbekonzern damit vor allem seine Marktmacht ausbaut.

„Google betreibt ein Bordell, will aber einem Chor beitreten.“

Glueck ist mit seiner Haltung bei weitem nicht allein, aber so deutlich wie kaum jemand sonst. Der Oracle-Manager, dessen Arbeitgeber vor allem als Dienstleister für Unternehmenssoftware bekannt ist, findet, Google ändere nichts an den „eigenen, in die Privatsphäre eindringenden Praktiken“. Ob im Browser Chrome, auf Android-Smartphones oder in der Suchmaschine – das Unternehmen werde die Nutzer weiterhin ausspionieren, sagt er. Gleichzeitig versuche Google „verzweifelt“, der gesellschaftlich zunehmend geäußerten Erwartung zu entsprechen, mehr für den Schutz der Privatsphäre zu tun. Der Blogpost von Glueck gipfelt in dem Satz: „Google betreibt ein Bordell, will aber einem Chor beitreten.“

Hintergrund der Google-Ankündigung ist, dass die bisherige Technologie hinter der Online-Werbung auslaufen soll. Das kalifornische Internetunternehmen hatte vor gut zwölf Monaten angekündigt, dass die sogenannten Third-Party-Cookies innerhalb von zwei Jahren aus dem Chrome-Browser verbannt werden. Cookies sind kleine Dateien, die auf dem Computer des Nutzers abgelegt werden, um diese identifizieren zu können. Sie werden etwa genutzt, um den digitalen Einkaufskorb eines Nutzers auf einer Internetseite zu speichern.

Bis zu 100 Milliarden Euro Umsatz

Gleichzeitig werden sie aber auch eingesetzt, um Menschen gezielt mit Online-Werbung anzusprechen – oder den Erfolg von Werbeanzeigen zu messen. Über die Cookies ist es möglich, dass Unternehmen nur den Nutzern Werbung für Tennisschläger anzeigen, die regelmäßig Berichte über Tennis lesen. Von Drittparteien-Cookies ist die Rede, weil diese von externen Dienstleistern stammen, nicht also vom Betreiber der Website oder dem Nutzer. Diese Dienstleister handeln mit den Daten und bieten sie Unternehmen an, die diese für gezielte Werbung nutzen.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Endes der Third-Party-Cookies sind immens. Google selbst kam im Jahr 2019 in einer Untersuchung zu dem Schluss, dass die Werbeeinnahmen von Internetseitenbetreibern ohne Drittparteien-Cookies um 50 Prozent sinken.



Wissen war nie wertvoller


Vertrauen Sie auf unsere fundierte Corona-Berichterstattung und sichern Sie sich F+ drei Monate lang für 1 € je Woche.



JETZT FÜR 1 €/WOCHE LESEN

Die Unternehmensberater der Boston Consulting Group gehen in einer aktuellen Schätzung, die der F.A.Z. vorliegt, davon aus, dass die gesamten Werbeeinnahmen in Westeuropa durch das Cookie-Aus um 15 bis 25 Prozent reduziert werden. Die Digitalwerbung macht hier zurzeit etwa die Hälfte des Werbemarktes aus – damit könnte jeder zweite Euro betroffen sein, der für Digitalwerbung ausgegeben wird. Um wie viel Geld es insgesamt geht, lässt sich nur schwer schätzen. Fachleute des New Yorker Analysehauses Magna bezifferten den Werbeweltmarkt im Jahr 2020 auf etwa 500 Milliarden Euro, drei Fünftel davon digital. Sind die Effekte auf globaler Ebene ähnlich wie in Westeuropa von BCG skizziert, könnte es um jährliche Umsätze jenseits von 100 Milliarden Euro gehen.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!