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#Die Zukunft der Ernährung

Die Zukunft der Ernährung

Der Raum ist erfüllt von lautem Zirpen. Auf dem Betonboden und in den hohen Regalen an den Wänden reiht sich eine graue Plastikbox an die nächste. Es ist warm, die Deckenfenster sind abgedunkelt. In den Kisten wimmelt es von kleinen, braunen Grillen. Zu Hunderten krabbeln sie über die Eierkartons im Innern, die für mehr Platz sorgen.

Svea Junge

Eine Etage tiefer stapeln sich die Packungen mit getrockneten Insekten, auf einem kleinen Teller liegen Grillen zum Probieren bereit. Im Online-Shop des Unternehmens „Six Feet To Eat“, das die Insekten züchtet, gibt es die Grillen wahlweise im 50-, 500- oder 1000-Gramm-Paket zu kaufen. Auch Heuschrecken und Mehlwürmer können Neugierige hier erstehen.

Wer sich überwindet, die Krabbeltiere in den Mund zu stecken, wird mit einem nussigen Geschmackserlebnis belohnt. Die Konsistenz ist knusprig, ähnlich wie bei einem Erdnussflip. Insekten zu essen ist jedoch weit mehr als eine trendige Knabberei. Die Tiere stehen hoch im Kurs, wenn es darum geht, wie sich die Menschheit in Zukunft ernähren wird.

Auch Algen gelten zunehmend als Ernährungsalternative

Allerdings sind sie damit nicht allein. Ein weiteres Lebensmittel erfährt zunehmend Aufmerksamkeit, auch wenn manch einer es eher als Dschungelprüfung empfinden dürfte. Einst als glibberiges Unkraut der Meere verpönt, landen Algen längst nicht mehr nur als Nori-Blatt beim Sushi auf dem Teller. Ob sich Insekten und Algen dauerhaft auf unserem Speiseplan durchsetzen werden, ist allerdings noch ungewiss.

Fest steht, die Menschheit muss ihre Ernährungsgewohnheiten ändern, damit bald 10 Milliarden Menschen, die den Planeten im Jahr 2050 voraussichtlich bevölkern werden, genug zu essen haben. Sollte sich nichts grundlegend ändern, wird sich sonst nach Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) allein die Nachfrage nach Fleisch in den nächsten 30 Jahren mehr als verdoppeln.

Der Ingenieur Matt hat nach einem Aufenthalt in Thailand zwei Jahre lang von dem gelebt, was er in der Natur fand. Das Porträt des Fotografen Lucas Foglia illustrierte eine Nachhaltigkeitsbeilage in der F.A.Z.


Der Ingenieur Matt hat nach einem Aufenthalt in Thailand zwei Jahre lang von dem gelebt, was er in der Natur fand. Das Porträt des Fotografen Lucas Foglia illustrierte eine Nachhaltigkeitsbeilage in der F.A.Z.
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Bild: Lucas Foglia, courtesy Michael H

Dabei sind die negativen Folgen des hohen Fleischkonsums für die Umwelt schon heute offensichtlich: Mit einem Anteil von rund 14,5 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen trägt die Haltung und Verarbeitung von Tieren laut FAO-Berechnungen kräftig zum Klimawandel bei. Der Anbau von Futter benötigt riesige Flächen. Gleichzeitig geht durch Übernutzung und Erosion immer mehr fruchtbarer Boden verloren – global jedes Jahr eine Fläche von rund 14 Millionen Fußballfeldern. Die Folgen des Klimawandels sorgen zudem dafür, dass Ernteerträge unsicherer werden.

„Insekten sind Superfood“, sagt ein Biologe

Angesichts dieser großen Herausforderungen soll die Revolution der Ernährung ihren Ursprung in einem kleinen Dorf, rund 20 Autominuten von Ulm entfernt, nehmen. Hier im 1300-Einwohner-Ort Schnürpflingen liegt neben grünen Feldern und Wiesen die Insektenfarm von Six Feet To Eat. „Insekten sind Superfood“, sagt deren Biologe Michael Bullmer.

Er blickt auf die getrockneten Insekten in seiner Hand. Das Chitin aus den Panzern binde Cholesterin, und die Tiere hätten fünfmal mehr Antioxidantien als etwa Olivenöl oder Orangen. „Außerdem sind Insekten kleine Fett- und Proteinbomben – allerdings von der guten Sorte: Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren setzen nicht an“, erklärt er.

Vom hektischen Gewusel und Krabbeln in den Hallen von Six Feet To Eat ist rund 300 Kilometer weiter nördlich im hessischen Bodes nichts zu spüren. Begleitet von leisem Plätschern, wachsen hier in großen, grün schimmernden Becken unter langen Folientunneln sogenannte Spirulina-Algen.

Selbst wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, ist in den Becken des Unternehmens Algenland ordentlich was los. Stefan Gäth, Gründer der Algenfarm, erklärt: „Mikroalgen wie die Spirulina haben den großen Vorteil, dass sie sich ständig teilen, drei- bis fünfmal am Tag.“ Auf diese Weise lasse sich schnell viel Biomasse produzieren – im Vergleich zu Weizen die fünf- bis zehnfache Menge im Jahr auf gleicher Fläche.

Algen sind kleine Klimaretter, die viel CO2 binden

Algen sind kleine Klimaretter, denn eine Tonne Algenbiomasse bindet bis zu zwei Tonnen klimaschädliches CO2 aus der Atmosphäre. Mit ihrem Nährstoffgehalt muss sich die 0,5 Millimeter lange Spirulina keineswegs hinter den Insekten verstecken. Sie besteht zu fast 60 Prozent aus Proteinen und verfügt über alle essentiellen Aminosäuren.

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