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#Fossil enthüllt Details zu Paranthropus robustus

Vor rund zwei Millionen Jahren lebte der Vormensch Paranthropus robustus Seite an Seite mit frühen Vorläuferarten des modernen Menschen. Die meisten Erkenntnisse über diesen prähistorischen Verwandten stammten bislang aus Schädel- und Zahnfossilien. Nun haben Forschende erstmals Beinknochen gefunden, die Aufschluss über die Größe, Statur und Fortbewegung des Paranthropus robustus geben. Demnach ging die frühe Hominidenart bereits auf zwei Beinen, war allerdings nur etwa einen Meter groß und damit eine leichte Beute für Raubtiere.

Der Paranthropus robustus lebte vor rund zwei Millionen Jahren gemeinsam mit anderen Früh- und Vormenschenarten in Südafrika. Davon zeugen unter anderem zahlreiche Fossilien in der etwa 30 Kilometer von Johannesburg entfernten Swartkrans-Höhle. Bislang wurden von dem frühen Verwandten des Menschen allerdings vor allem fossile Schädel und Zähne entdeckt. Obwohl diese bereits viele Rückschlüsse auf die Ernährung und soziale Organisation von Paranthropus robustus ermöglicht haben, blieben in Ermangelung von Fossilien seines übrigen Körpers viele Fragen offen.

Paranthropus-Knochen
Fossil des Paranthropus-Hüftknochens mit Erläuterungen. © Jason L. Heaton

Winzling auf zwei Beinen

Nun hat ein Team um Travis Pickering von der University of Wisconsin-Madison in den USA ein aufschlussreiches neues Fossil aus der Swartkrans-Höhle beschrieben. Dabei handelt es sich um einen beweglichen Hüftgelenksknochen mit angrenzendem Oberschenkelknochen und Schienbein. Wie Pickering und sein Team zeigen konnten, stammten alle Knochen von einem einzigen Individuum des Paranthropus robustus. Damit liefert das Fossil erstmals Einblicke in die Größe, Statur und Fortbewegung unserer vormenschlichen Schwesterart.

Die fossilen Beinknochen lassen darauf schließen, dass Paranthropus robustus bereits ähnlich wie heutige Menschen aufrecht ging, allerdings sehr klein war. „Wir schätzen, dass dieses Individuum, wahrscheinlich ein Weibchen, bei seinem Tod nur etwa einen Meter groß war und 27 Kilogramm wog“, berichtet Pickering. „Damit war es sogar noch kleiner als die erwachsenen Vertreter anderer kleiner Vor- und Frühmenschenarten, darunter die berühmten Skelette von ‘Lucy’ (Australopithecus afarensis, etwa 3,2 Millionen Jahre alt) und dem ‘Hobbit’, (Homo floresiensis, etwa 90.000 Jahre alt) aus Äthiopien bzw. Indonesien.”

Opfer eines Raubtiers

Frühere Untersuchungen an Schädeln hatten bereits darauf hingedeutet, dass männliche Individuen von Paranthropus robustus wahrscheinlich größer waren als weibliche. Denn obwohl alle gefundenen Schädel der Art einen kräftigen, robusten Kiefer aufweisen und die Art damit von dem verwandten Australopithecus abgrenzen, unterschieden sich die Paranthropus-Schädel deutlich in der Größe. Wenn die neu entdeckten Beinknochen also tatsächlich von einer Frau stammen, ist es wahrscheinlich, dass ihre männlichen Artgenossen größer waren als ein Meter.

Dennoch hat die geringe Körpergröße die Vertreter von Paranthropus robustus wahrscheinlich zu einer leichten Beute für Raubtiere wie Säbelzahnkatzen und Riesenhyänen gemacht, die damals bekanntermaßen in der Umgebung der Swartkrans-Höhle lebten. Darauf deuten auch Spuren an den gefundenen Knochen hin: „Die Untersuchung von Oberflächenschäden an den Fossilien offenbarten Zahnabdrücke und andere Bissspuren, die identisch mit denen sind, die Leoparden an den Knochen ihrer Beutetiere hinterlassen“, berichtet Co-Autor Jason Heaton von der University of Alabama in Birmingham. Der Befund passt auch zu früheren Theorien, denen zufolge die große Ansammlung von früh- und vormenschlichen Knochen in der Swartkrans-Höhle zumindest teilweise darauf zurückgehen könnte, dass Fleischfresser wie Leoparden ihre Beute dorthin schleppten und verzehrten.

In zukünftigen Studien planen Pickering und sein Team, die inneren Strukturen der Knochen mit Hilfe von Computertomographie näher zu untersuchen. Davon erhoffen sie sich zusätzliche Informationen über die Wachstums- und Entwicklungsmuster von Paranthropus robustus sowie seine Fortbewegung.

Quelle: Travis Pickering (University of Wisconsin-Madison, USA) et al, Journal of Human Evolution, doi: 10.1016/j.jhevol.2024.103647

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