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#Fräulein Izabelas Zauberwelt

Fräulein Izabelas Zauberwelt

Im Vergleich zu manchem anderen Haus, das an der Krakowskie Przedmieście, Warschaus Vorzeigestraße, steht, wirkt dieses ziemlich bescheiden. Wenn es auffällt, dann eher dadurch, dass sich darin eine große Buchhandlung befindet, als durch seine architektonische Finesse. So wird man auch kaum von jemandem beachtet, geschweige denn nachgeahmt, wenn man am Eingangstor stehen bleibt, um die dort angebrachte Gedenktafel zu fotografieren, laut derer in diesem Haus ein gewisser Ignacy Rzecki gelebt habe.

Außer man begegnet zufällig einem literaturkundigen Bekannten, der die Wahl des Fotomotivs nicht nur mit verständnisvollem Kopfnicken quittiert, sondern auch einen gleich ermahnt, das schräg gegenüberliegende Gebäude nicht zu vergessen, an dem eine ähnliche Tafel prangt. Was man natürlich nicht tut, denn dieser ist ja zu entnehmen, dass hier Stanisław Wokulski gewohnt habe, der Mann, um den es bei diesem Spaziergang durch Warschau in erster Linie geht.

Gemeint ist – „selbstredend“, würde jeder Pole sagen – der Hauptprotagonist von „Die Puppe“, dem wichtigsten Roman des Schriftstellers und Journalisten Bolesław Prus (bürgerlich: Aleksander Głowacki, 1847 bis 1912). Vor 130 Jahren im traditionsreichen Warschauer Verlag Gebethner und Wolff und seitdem in unzähligen Ausgaben erschienen, mehrmals verfilmt und in zweiundzwanzig Sprachen übersetzt, zuletzt ins Niederländische, Esperanto und Japanische, gilt er für viele als der wichtigste polnische Roman überhaupt. Er handelt von der unglücklichen Liebe des besagten Wokulski, eines Warschauer Kaufmanns, zu der ebenso schönen wie verwöhnten Aristokratin Izabela Łęcka.

Warschauer Emporkömmling

Das Problem ist, dass sie in ihm nur einen gewöhnlichen Emporkömmling sieht, auch wenn er adlige Abstammung vorzuweisen hat. Zwar ist er von Natur mutig, energisch und ehrgeizig, wodurch es ihm in seiner Jugend gelang, trotz der Verarmung seiner Familie ein Studium der Naturwissenschaften abzuschließen. Danach nahm er aber am „Januaraufstand“ von 1863 teil, wofür er nach Sibirien verbannt wurde. Nach Warschau zurückgekehrt, heiratete er die Witwe eines Galanteriewarenhändlers, erbte nach deren Tod ihr Geschäft, fuhr während des russisch-türkischen Krieges von 1877/78 nach Bulgarien und verdiente mit Heereslieferungen ein Vermögen, das ihn zu einem der reichsten Männer Warschaus machte.

Allerdings sollte Letzteres nur ein Mittel zum Zweck sein: Wokulski ist unsterblich verliebt und hofft, mit dem Reichtum den Standesunterschied zwischen sich und seiner Angebeteten wettzumachen. Als erstes versucht er, die Gunst von Izabelas Vater zu gewinnen, der, einst Besitzer großer Ländereien, völlig bankrott ist und in einer reichen Heirat die einzige Chance sieht, seine Tochter, die „von der Wiege an in einer schönen und nicht nur übermenschlichen, sondern auch übernatürlichen Welt lebte“, vor der Armut zu bewahren.

Wokulskis Rechnung geht auf: Der alte Herr kommt ihm viel schneller entgegen als Izabela, die im Ruin ihres Vaters nur eine Art Pechsträhne sieht. Und da zu ihren Verehrern nach wie vor Grafen und Fürsten zählen, fühlt sie sich durch Wokulskis Werben gekränkt und hält ihn auf Distanz. Erst als sie merkt, dass er in ihren Kreisen immer mehr an Einfluss gewinnt, beginnt sie, ihn mit anderen Augen zu sehen.

Zwischen Verzweiflung und Happy End

Er selbst wird jedoch immer desillusionierter und fährt, um Abstand zu gewinnen, nach Paris, wo er seinen Geschäftspartner, aber auch einen Mann trifft, der sein Leben in eine völlig neue Bahn lenken könnte. Es ist Professor Geist, ein exzentrischer Erfinder, der ihm vorschlägt, gemeinsam an einem Experiment zu arbeiten: der Herstellung eines Metalls, das leichter als Luft wäre. Wokulski, der schon immer eine Leidenschaft für die Wissenschaft hatte, tendiert dazu, den Vorschlag anzunehmen und in Frankreich zu bleiben, doch als er einen Brief bekommt, der darauf hindeutet, dass Izabela sich möglicherweise erweichen lassen könnte, kehrt er sofort nach Warschau zurück.

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