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#Frage am Freitag: Sind Elektroautos nachhaltig oder nicht?

Frage am Freitag: Sind Elektroautos nachhaltig oder nicht?

„Wieso, weshalb, warum?“ ist in der kollektiven Kindheitserinnerung unserer Redaktion der dauerhafte Lieblingsohrwurm gewesen, Karla Kolumna mit ihren tausend Fragen unser Vorbild. Denn ja: Wir sind wandelnde, redaktionelle Klischees, die es lieben, neugierige Fragezeichen an die Enden ihrer Sätze zu setzen. Jeden Freitag wollen wir ab jetzt ehrliche Antworten zu Themen wie „Sollten alle Menschen vegan werden?“ oder „Was passiert eigentlich in einer Krise?“ bekommen – und das von Menschen, die es wissen sollten. Wir fragen Expert*innen und lassen sie Zusammenhänge erklären.

Aber nicht nur! Weil wir Fragen mindestens genauso gerne beantworten wie wir sie stellen, geben wir auch selbst ehrliche Antworten – zu Fragen, die ans Eingemachte gehen. Habt ihr Fragen, die euch schon ewig im Kopf herum kreisen? Dann schreibt uns an [email protected]! 

Neulich habe ich mich mit einer Kollegin über Elektroautos unterhalten. Normalerweise halte ich mich beim Thema E-Mobilität eher zurück, weil ich schlichtweg zu wenig Ahnung davon habe. Wohlwissend, dass das im Jahre 2020 natürlich ziemlicher Quatsch ist, weil das Thema nicht erst seit gestern auf der Agenda steht. In der Zukunft brauchen wir natürlich unbedingt schadstoffärmere Alternativen und die Forschung auf diesem Gebiet läuft seit Jahren auf Hochtouren. Nur gibt es in Bezug auf Elektroautos eben auch immer noch jede Menge Zweifel: Kommt man im Alltag weit genug mit so einem Auto? Gibt es inzwischen genügend Ladesäulen? Wie lange hält so eine Antriebsbatterie? Und: Wie umweltfreundlich sind Elektroautos überhaupt? 

Auch wenn Elektroautos oft als „emissionsfrei“ bezeichnet werden, ist das so natürlich nicht ganz richtig. Sie erzeugen im Gegensatz zu Verbrennungsmotoren zwar keine direkten CO₂-Emissionen, bei der Stromherstellung und bei der Gewinnung der Rohstoffe für die Antriebsbatterien – vor allem Lithium und Kobalt – entstehen diese zusammen mit Schadstoffen allerdings auch. Ein Grund, warum die Kritik an Elektrofahrzeugen eben doch berechtigt ist? Wir wollen es genauer wissen und haben unsere Fragen diesbezüglich einem Experten geschickt, der sich aus wissenschaftlicher Sicht bestens mit dem Thema Elektromobilität auskennt.

Achim Kamper ist Universitätsprofessor an der RWTH Aachen, leitet dort die Fakultät für Production Engineering of E-Mobility Components und hat uns Rede und Antwort gestanden.

Elektroauto

Herr Prof. Kamper, woran arbeiten sie derzeit?

Wir treiben den Mobilitätswandel voran und beraten Unternehmen, Städte und Kommunen, wie man Logistik und Mobilität deutlich effizienter gestalten kann. Über unser Netzwerk gestalten wir aber auch die Umsetzung, von der Entwicklung, bis hin zum Einsatz der neuen Mobilitätsformen.

Warum sollten wir ihrer Meinung nach zukünftig auf E-Mobilität setzen?

Die Technik ist höchst effizient und damit gibt es keine Argumente dagegen. Die E-Mobilität ist ökologisch und ökonomisch überlegen.

Aber wie kann man in Zukunft verhindern, dass bei der Gewinnung von Rohstoffen für Ladebatterien die Umwelt in Mitleidenschaft gezogen wird? Oder ist das der Preis, den wir zahlen müssen?

Grundsätzlich beeinflusst die Gewinnung von endlichen Rohstoffen immer die Umwelt. Das Ziel muss sein, dass wir diesen negativen Einfluss so weit wie möglich reduzieren. Dafür werden drei Strategien verfolgt: Erstens die Abbau- und Gewinnungsmethoden „sanfter“ und mit möglichst geringem Einfluss umzusetzen. Dieser Prozess läuft schon an vielen Stellen. Zweitens arbeiten wir daran, dass wir einmal gewonnene Rohstoffe wieder nutzen. Hier sind die Recyclingprozesse auf einem guten Weg, dass wir sehr hohe Wiedergewinnungsraten realisieren können. Drittens arbeiten wir daran, möglichst Materialien einzusetzen, die häufig vorkommen und weniger negativen Einfluss auf die Umwelt haben.

Das klingt nach einer guten Entwicklung…

In Summe kann man sagen, dass man sich im Vergleich zu anderen Produkten hier jetzt schon nicht mehr verstecken muss und daher das Argument gegen Elektroautos aus meiner Wahrnehmung nur vorgeschoben ist.

Wir müssen im Bereich der Innovation in Summe von der Bedenkenträgermentalität wegkommen

Achim Kamper

Wie lange hält denn so eine Antriebsbatterie beim E-Auto derzeit?

Länger als wir ursprünglich dachten. Wir sind von 8 bis 10 Jahren ausgegangen. In der Praxis gehen wir mittlerweile davon aus, dass es sogar noch länger sein wird.

Beim Thema Recycling der Batterien gehen die Meinungen auseinander. Wohin mit den Batterien, wenn sie ausgedient haben?

Nach der Nutzung im Fahrzeug gibt es viele Möglichkeiten die Module weiter zu verwenden und erst dann einem Recycling zuzuführen. Das Märchen von der Sondermüll-Batterie ist also völlig abwegig.

Wer sollte sich Ihrer Meinung ein Elektroauto kaufen? 

Mittlerweile gibt es ein sehr gutes und breites Angebot an E-Fahrzeugen. Insbesondere die Dienstwagenflotten sollten mit gutem Beispiel vorangehen und den Schwenk hin zur Elektromobilität machen. Es gibt in Deutschland ca. 4 Millionen Fahrzeuge, die nie mehr als 100km am Tag fahren. Hier gibt es gewaltige Potentiale. Wir müssen im Bereich der Innovation in Summe von der Bedenkenträgermentalität wegkommen.

Sind Elektroautos noch zu teuer?

Wenn wir uns die Gesamtkosten (Kauf, Förderung und Nutzung) anschauen, sind wir mit E-Autos nunmehr wettbewerbsfähig. Schon in wenigen Jahren werden E-Autos von den Kosten unschlagbar sein.

Und was sagen sie Menschen, die noch zögern?

Die Zukunft wird nie wieder so stabil sein, dass wir Jahrzehnte keinen Wandel mehr haben werden. Wir müssen uns aktiv darauf einstellen, dass wir eine Innovationsgesellschaft werden und wir uns ständig verändern und neu erfinden. Da müssen wir als Bürger, wirklich jeder, nicht nur an seine Rechte denken, sondern auch an seine Pflichten in einem freiheitlich organisiertem System. Das ist unsere große Chance.

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Quelle

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