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#Frankreichs Rechte fürchtet Krawall

„Frankreichs Rechte fürchtet Krawall“

Über den Champs-Élysées in Paris liegt ein Hauch von Déjà-vu. Die Einzelhändler haben die Sperrholzbeschläge für ihre Schaufenster aus den Depots geholt. Seit den wöchentlichen Gelbwesten-Protesten gibt es kaum noch ein Geschäft, das seine Auslagen nicht schützt. Viele Ladenbesitzer haben in schwere Eisenrollläden investiert.

Die Prachtavenue in der französischen Hauptstadt rüstet sich für das WM-Halbfinale Frankreich–Marokko an diesem Mittwochabend. Innenminister Gérald Darmanin hat das Polizeiaufgebot verstärken lassen. 5000 Polizisten sollen auf der vorweihnachtlich beleuchteten Avenue für Ordnung sorgen. Zum Nationalfeiertag am 14. Juli hatten 12.000 Sicherheitsbeamte die Hauptstadt gesichert. Die Furcht vor Krawallen ist auch in anderen Städten groß. „Sind wir noch in Frankreich?“, fragte der neue Parteivorsitzende der Republikaner (LR), Éric Ciotti. In Nizza seien schon nach dem Einzug ins Halbfinale Straßenbahnen und Polizisten von Fans der marokkanischen Elf attackiert worden.

Was eigentlich ein sportlicher Wettkampf sein sollte, wird rechts vom Regierungslager als Gradmesser für ein Scheitern der Integration interpretiert. Éric Zemmour beschwerte sich darüber, dass die Anhänger der marokkanischen Elf überhaupt auf französischem Boden feiern. „Was würde der König von Marokko sagen, wenn Tausende von Franzosen in Marrakesch den Sieg Frankreichs feiern würden?“, fragte Zemmour. Die marokkanischen Flaggen in Frankreich führten vor, wie wenig sich Einwanderungsfranzosen assimiliert hätten.

„Sie werden sich niemals integrieren“

Zemmour zitierte den verstorbenen Vater von König Mohammed VI., Hassan II., der im französischen Fernsehen 1993 über marokkanische Gastarbeiter in Frankreich gesagt hatte: „Sie werden sich niemals integrieren.“ Hassan II. argumentiert damals, Integration sei nur unter Europäern möglich: „Es handelt sich um einen anderen Kontinent. Es ist nicht der gleiche Hintergrund. Es wären schlechte Franzosen.“

Ähnlich pessimistisch blickt der Parteivorsitzende des Rassemblement National (RN), Jordan Bardella, auf das WM-Halbfinale. „Etliche marokkanische Fans sind von einem Rache-Geist gegen Frankreich erfüllt“, sagte Bardella. Schuld daran sei die Linke, die jahrelang den Hass auf die frühere Kolonialmacht Frankreich angestachelt hätte. In den Schulen sei den Einwanderungsfranzosen eingetrichtert worden, dass Frankreich Schuld auf sich geladen habe und Wiedergutmachung für die Kolonialverbrechen leisten müsse.

Deshalb sei es kein Wunder, dass in den Banlieues die jungen Leute lieber die marokkanische Flagge hochhielten als die französische. Bardella erwähnte lobend, dass in der französischen Nationalelf alle Spieler die Nationalhymne singen würden. Vor ein paar Jahren galt es als Skandal, als Karim Benzema beim Absingen der Marseillaise stumm blieb. In Frankreich misst man seit jeher die französische Gesinnung daran, ob man alle Rituale des republikanischen Gemeinwesens respektiert.

Der „unverschämte Erfolg“ der Marokkaner an den Unis

Vermutlich weil die Ablösung des Protektorats weniger blutig verlief als die von Algerien, haben Marokko und Frankreich nach der Unabhängigkeit 1956 enge Beziehungen gepflegt. Der marokkanischen Mittel- und Oberschicht wurde von Paris Reisefreiheit gewährt, und so haben sich frankophone und frankophile Eliten weiterentwickeln können. Pierre Vermeren, der an der Sorbonne die Geschichte Nordafrikas lehrt, verweist auf ein weiteres Phänomen: Frankreich habe seit 1956 jährlich 30.000 marokkanische Studenten ausgebildet. Eliteschmieden für Ingenieurs- und Informatikberufe wie École Polytechnique oder Centrale nehmen viele marokkanische Studenten auf. „Le Figaro“ titelte kürzlich über den „unverschämten Erfolg der Marokkaner bei den Aufnahmeprüfungen“. Von den inzwischen 40.000 marokkanischen Studenten bleiben viele für immer. „Das ist ein anderes Publikum als die Einwanderer aus dem ländlichen Milieu“, sagt Vermeren.

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