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#Frauenanteil in Dax-Vorständen gesunken

Frauenanteil in Dax-Vorständen gesunken

Es ist sicher keine Trendwende, aber doch ein kleiner Rückschlag für den Aufstieg der Frauen in die obersten Führungsgremien der deutschen Wirtschaft: Nachdem ihr Anteil in den Chefetagen der 30 Dax-Unternehmen in den vergangenen Jahren zwar langsam, aber kontinuierlich gestiegen war, ist er im Zuge der Corona-Pandemie in diesem Jahr erstmals seit langem gefallen – zurück auf den Stand des Jahres 2017.

Tillmann Neuscheler

Zu diesem Ergebnis kommt eine Auszählung der All-Bright-Stiftung, die sich für mehr Frauen in Führungspositionen einsetzt. Zum Stichtag 1. September arbeiteten demnach nur noch 23 Frauen in den 30 Dax-Vorstandsgremien. Ein Jahr zuvor waren es noch 29. Der Anteil ist damit auf 12,8 Prozent gefallen, das sind fast 2 Prozentpunkte weniger als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Dax-Unternehmen ganz ohne Frauen im Vorstand ist in diesem Zeitraum von 6 auf 11 gestiegen.

Ursache dieser Rückwärtsbewegung sind laut der Autorinnen der Studie zwei Mechanismen: Mehrere Unternehmen hätten im Zuge der Pandemie ihre Vorstandsgremien verkleinert, Posten also nicht sofort wieder nachbesetzt. Zudem hätten sie bei den wenigen Neubesetzungen aber auch eher Männer berufen. Tatsächlich waren unter den Vorstandsmitgliedern, die in den vergangenen 12 Monaten ihr Mandat abgaben, überdurchschnittlich viele Frauen. Für Schlagzeilen sorgten  besonders die Fälle einiger prominenter Spitzenmanagerinnen: etwa Hauke Stars von der Deutschen Börse, Karen Parkin von Adidas, Janina Kugel und Lisa Davis von Siemens und Jennifer Morgan von SAP. Letztere beiden haben ihr Vorstandsgremium um jeweils drei Mitglieder verkleinert, Bayer und Volkswagen um jeweils zwei.

Wiebke Ankersen, die Geschäftsführerin der Allbright-Stiftung, zeigt sich im Gespräch mit der F.A.Z. von der Entwicklung enttäuscht: „Eigentlich dachten wir, es kommt langsam etwas in Gang“. Die Beförderung von Jennifer Morgan bei SAP zur ersten Dax-Co-Vorstandschefin sei im vergangenen Herbst ein Hoffnungszeichen gewesen; das allerdings nicht lange gewährt habe. Die Amerikanerin trat nach einem verlorenen Machtkampf mit Co-Chef Christian Klein um die künftige Strategie von ihrem Posten zurück.

Janina Kugel hat ihren Posten im Siemens-Vorstand abgegeben, inzwischen arbeitet sie für die Unternehmensberatung Boston Consulting Group.


Janina Kugel hat ihren Posten im Siemens-Vorstand abgegeben, inzwischen arbeitet sie für die Unternehmensberatung Boston Consulting Group.
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Bild: EPA

Deutschland hinke im Vergleich zu anderen westlichen Industrieländern hinterher, sagt Ankersen. Zwar sei der Frauenanteil in den Vorstandsgremien der 30 Dax-Unternehmen seit 2005 von 1 Prozent auf zeitweise fast 15 Prozent gestiegen, jetzt aber eben wieder auf weniger als 13 Prozent gefallen. Der Abstand zu einigen anderen großen Industrieländern sei groß und wachse weiter, weil Unternehmen in vielen anderen Ländern den Frauenanteil in den Vorständen konsequent ausgebaut hätten. In den jeweils 30 größten Unternehmen des Landes sei dieser in den vergangenen 12 Monaten in den Vereinigten Staaten auf fast 29 Prozent (plus 0,8 Prozentpunke), in Großbritannien auf 24,5 Prozent (plus 2,2) und in Frankreich auf mehr als 22 Prozent (plus 2,4) gestiegen.

„In der Krise auf vertraute Männer zu setzen, ist ein kurzsichtiger Reflex, der sich über kurz oder lang rächen wird“, sagt Ankersen, Sie kritisiert auch die fehlenden Ambitionen vieler deutscher Unternehmen. Das zeige sich an der hohen Zahl derer, die sich noch immer eine „Zielgröße Null“ gäben. Von den 160 Börsenunternehmen im Dax-30, M-Dax und S-Dax, die gesetzlich dazu verpflichtet sind, planten noch immer 55 bis zum Jahr 2022 ohne eine einzige Frau im Vorstand.

Es gebe allerdings auch Hoffnungsschimmer. Im kommenden Frühjahr übernimmt die Spanierin Belén Garijo den Chefposten beim Pharmakonzern Merck. Von den Dax-30-Unternehmen haben kürzlich die Deutsche Telekom, SAP und Siemens neue Vorständinnen angekündigt. Zudem hat sich der Frauenanteil in der zweiten Reihe erhöht, also bei Unternehmen des M-Dax und des S-Dax. Die Talsohle könnte in den Dax-30-Vorständen daher daher “möglicherweise schon durchschritten“ sein, folgern die Studienautorinnen.

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