#Ostsee: Multiresistente Erreger nachgewiesen

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Antibiotikaresistente Bakterien gehören zu den großen Gefahren für das Gesundheitswesen. Doch nicht nur Krankenhäuser sind Hotspots resistenter Keime, wie Forschende jetzt herausgefunden haben. Auch das Oberflächenwasser der Ostsee könnte als Reservoir für antibiotikaresistente Bakterien wie Escherichia coli dienen. An drei Messstellen ließen sich resistente Stämme nachweisen. Gefahr für gesunde Badegäste besteht jedoch nicht.
Antibiotika haben die moderne Medizin revolutioniert und zahlreiche schwere Infektionskrankheiten eingedämmt. Doch weltweit breiten sich immer mehr Bakterien aus, die gegen Antibiotika resistent sind und somit die Heilung Betroffener erschweren. Krankenhäuser gelten dabei als Hotspots für die Entstehung und Verbreitung solcher multiresistenten Keime, doch auch in der Natur könnte es Reservoirs geben, in denen sich die gefährlichen Krankheitserreger anreichern. Sie könnten dort zum Beispiel über unbehandelte Abwasser hingelangen.
Auf Resistenzsuche in der Ostsee
In diesem Kontext würde insbesondere die Ostsee sich als geeignetes Reservoir für resistente Keime eignen. Aufgrund ihrer halb geschlossenen Natur, der begrenzten Verbindungen zu anderen Gewässern, der geringen Tiefe und des langsamen Wasseraustauschs können sich in der Ostsee verschiedene Schadstoffe ansammeln. Doch gilt das wirklich auch für resistente Bakterien?
Um das herauszufinden, haben Forschende um Phillip Lübcke von der Universität Greifswald nun über ein Jahr hinweg mehr als 120 Wasserproben an verschiedenen Standorten in Greifswald und Umgebung genommen: unter anderem in einem Badebereich, in der Nähe von Kläranlagen sowie in einem Schutzgebiet auf der Insel Riems. Diese Proben untersuchte das Team auf resistente Escherichia coli-Bakterien. Diese machen sich bemerkbar, indem sie bestimmte Enzyme produzieren, die wichtige Antibiotika-Inhaltsstoffe spalten können.
Resistente Erreger und Antibiotikarückstände nachgewiesen
Das Ergebnis: Insgesamt konnten Lübcke und seine Kollegen im beprobten Ostseewasser 30 E. coli-Isolate nachweisen, die solche Enzyme produzieren. Insbesondere in den Proben aus Kläranlagen fanden sie größere Mengen multiresistenter Erreger und auch Antibiotikarückstände. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass einige der isolierten Bakterien als Hochrisikostämme gelten und eine signifikante Resistenz gegen wichtige Antibiotika aufweisen“, erklärt Seniorautorin Katharina Schaufler vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. Sie betont jedoch, dass für gesunde Badegäste mit einem normalen Immunsystem in den untersuchten Gewässern kein erhöhtes Risiko besteht, sich mit resistenten Bakterien zu infizieren. „Unsere Studie dient der Aufklärung und soll keine Ängste schüren“, sagt die Mikrobiologin.
Die Ergebnisse verdeutlichen laut Schaufler allerdings, wie schwer es für Kläranlagen ist, resistente Bakterien und Medikamentenrückstände vollständig aus dem Wasser zu entfernen. „Es wäre wünschenswert, Abwasserbehandlungsprozesse weiter zu optimieren, um die Belastung durch resistente Bakterien und Antibiotikarückstände so gering wie möglich zu halten“, so Schaufler. Gleichzeitig sollte ihr zufolge der Einsatz von Antibiotika und antimikrobiellen Medikamenten in Medizin und Landwirtschaft gezielter reguliert werden, damit gar nicht erst so viele Keime bis in die Kläranlagen vordringen können.
Quelle: Universität Greifswald; Fachartikel: npj Clean Water, doi: 10.1038/s41545-024-00394-7
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