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#Freiheit auf der Haut

Freiheit auf der Haut

Weiße Spitzen auf brauner Haut und leichte flatternde Stoffe am blauen Meer waren im grauen Spanien der Franco-Diktatur nur auf Ibiza möglich. Die Hippie-Kultur der späten sechziger Jahre und die ländlich geprägte Gesellschaft der Balearen-Insel, die gerade mit dem Tourismus zu liebäugeln begann, verbanden sich in kreativer Toleranz. Nach Kunst und Architektur war es die Mode, die das Interesse der Besucher fesselte.

Die strenge Tracht der Einwohnerinnen Ibizas aus dicken, oft dunklen Stoffen, aus Wolle, Baumwolle, Leinen, Hanf und Seide, mit Umschlagtüchern, zahlreichen Unterkleidern und kostbar bestickten Röcken vermischte sich mit fernöstlichen Einflüssen. Die Freiheit, die viele auf der Insel empfanden, drückte sich auch im Outfit aus. Statt Verhüllung war die selbstbewusste Zurschaustellung des weiblichen Körpers in bequemen flatternden Kleidern angesagt. Mit viel weißer Baumwolle, geblümten Stoffen, schwarzen Spitzen und lässig-verspielter Fantasie entwarfen Amerikaner, Franzosen, Spanier und die Deutschen Dora Herbst und Armin Heinemann diesen neuen Stil, der als Ibiza-Mode und Adlib zum Markenzeichen wurde. Der Name leitet sich von Ad libitum ab, was „nach Belieben“ bedeutet. Unter dem Motto „Zieh an, was du willst, aber mit Geschmack“, begannen sie, diese Mode auf dem Laufsteg zu vermarkten.

Eine Deutsche prägte den Stil als Erste

Jetzt feiert die Inselregierung 50 Jahre Adlib mit Ausstellungen, Filmen und am 12. Juni der Jubiläums-Modenschau vor der bezaubernden Altstadt-Kulisse Ibizas. Im vergangenen Jahr hatte sie nur virtuell stattgefunden, in diesem Jahr ist sie nur für Fachpublikum. Normalsterbliche dürfen die Auftritte der 16 Modedesigner online verfolgen. Topmodel Nieves Álvarez präsentiert die Schau.

Ihren Erfolg verdankt die Ibiza-Mode vielen Einflüssen. Als Erste hat die damals ganz junge Deutsche Dora Herbst 1968 den Stil geprägt. Sie hatte nicht nur die Insel im Blick, sondern trug den Ibiza-Look von Anfang an ins Ausland. Sie ging nach Tokio, Paris und New York, kleidete Romy Schneider und Brigitte Bardot ein. Die spanische Regierung ehrte sie dafür mit Preisen und finanzierte Reisen. Noch heute hat sie ihre Boutique im Yachthafen Ibizas. Auf der Baleareninsel nahm sich die selbst ernannte jugoslawische „Prinzessin“ Smilja Mihailovich des Hypes an und organisierte 1971 eine erste Modenschau unter dem Namen Adlib. Sie war „die absolute Zaubermeisterin in Public Relations“ und kannte Gott und die Welt, schreibt Armin Heinemann über die „Prinzessin“. Der deutsche Architekt kam 1972 auf die Insel und eröffnete mit „Paula’s“ in der Altstadt eine Boutique und Modemarke, die zur Legende wurde.

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Übernommen haben die Designer von der ibizenkischen Mode die Naturstoffe, die Stickereien, Bordüren und Spitzen und die Liebe für sorgfältige Handarbeit. Das Handwerk konnten die Schneiderinnen und Näherinnen auf der Insel. Ohne sie hätte es den Boom nicht gegeben. Zugleich profitierten sie und konnten sich erstmals eine selbständige Einnahmequelle verschaffen. Ökonomische Unabhängigkeit war in der archaischen Gesellschaft Ibizas der sechziger und siebziger Jahre fast undenkbar. Dank der Mode-Industrie wurden Hunderte Frauen berufstätig: Sie nähten, webten, färbten und bügelten, strickten, stickten und klöppelten. Sie nahmen sich die Zeit, die nötig war.

Mit Bedauern sieht Dora Herbst, dass keine Ausländer mehr dabei sind. „Als wir mit der Ibiza-Mode anfingen, waren wir eine internationale Truppe. Heute, scheint es, konzentriert man sich ganz auf die ibizenkischen Modemacher.“

Königin Letizia in weißem Kleid mit Lochstickerei

Als Spaniens Königspaar im vergangenen August Ibiza besuchte, bezauberte Letizia in einem weißen Kleid mit Lochstickerei der Marke „Vintage Ibiza“. Alberto Serra, der zusammen mit José Antonio Marí das Label gründete, ist seit sieben Jahren bei Adlib dabei und kann seine Freude nicht verbergen. Die Königin hatte das Label im Internet ausgesucht. Das Königshaus hatte ihn vor dem Besuch auf der Insel kontaktiert. Er flog mit einem großen Koffer nach Madrid, und Letizia entschied sich für das weiße Kleid. „Es zeigt nichts, ist fast klassisch und deshalb ideal für sie“, sagt er. Noch jetzt bereiten sie Sendungen nach Kuba und in die USA vor. „Die Wirkung ist riesig. Die Leute fliegen auf das schlichte Kleid, das so zeitlos wirkt.“

Im weißen Kleid mit Lochstickerei besuchte Königin Letztia gemeinsam mit ihrem Mann Felipe VI. im August 2020 die Balearen.


Im weißen Kleid mit Lochstickerei besuchte Königin Letztia gemeinsam mit ihrem Mann Felipe VI. im August 2020 die Balearen.
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Bild: dpa

Trotz Corona hatten die Adlib-Modemacher im September einen erfolgreichen Auftritt bei der Paris Fashion Week. Die Inselregierung sponsert solche Reisen, um Ibizas Image zu fördern. Die Auflagen sind hoch: „Wer zu Adlib gehören will, muss eine eigene Werkstatt auf der Insel betreiben, die Stücke hier entwerfen und fertigen“, sagt Serra. „Handarbeit und Naturstoffe zeichnen die Konfektionen aus. Das ist bis heute ein Qualitätsmerkmal. Kunsthandwerk pur, das Tradition, Kultur und Geschichte widerspiegelt.“

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